Finanzen

Wechselkurse: Kunden wurden von Banken 20 Jahre lang betrogen

Lesezeit: 1 min
13.06.2013 01:42
Die größten Banken der Welt manipulieren seit Jahrzehnten die wichtigsten Benchmarks für Wechselkurse. So machen sie massive Gewinne auf Kosten der anderen Marktteilnehmer und ihrer eigenen Kunden. Fünf Insider haben das kriminelle Vorgehen der Banken nun aufgedeckt.
Wechselkurse: Kunden wurden von Banken 20 Jahre lang betrogen

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Dass der Referenz-Zinssatz für den Interbanken-Markt (Libor) und der Energie- und Metall-Markt manipuliert wurden, ist bekannt. Doch nun haben Insider enthüllt, dass einige große Banken auch die Benchmarks für Wechselkurse seit Jahrzehnten manipulieren. Diese entscheiden über den Wert von weltweitem Vermögen in Billionenhöhe.

Die WM/Reuters-Schlusskurse werden stündlich oder für die 21 wichtigsten Währungen sogar halbstündlich festgelegt. Sie sind das anerkannte Standard-Benchmark für Wechselkurse. Investoren auf der ganzen Welt bewerten auf der Grundlage dieser Benchmarks ihre Portfolios. Dadurch sind Portfolio-Bewertungen vergleichbar. Doch einige große Banken manipulieren diese Kurse seit Jahrzehnten, berichtet Bloomberg.

Die Wechselkurs-Benchmarks werden als Median aller innerhalb von 30 Sekunden vor der Bekanntgabe gemachten Trades automatisch festgelegt. Die Banker manipulieren die Benchmarks nach oben oder nach unten, indem sie möglichst viele Trades innerhalb des kurzen Zeitfensters machen, in dem die Benchmarks gesetzt werden. Auf diese Weise verschaffen sie sich entscheidende Vorteile gegenüber den anderen Marktteilnehmern.

Wenn die Banker eine große Order von einem Kunden erhalten, dann passen sie ihre eigenen Trades an. Denn sie wissen, dass die Order des Kunden die Wechselkurse beeinflussen kann, so ein Insider.

Wenn etwa ein Banker um 15:30 Uhr von einem Kunden den Auftrag erhält, um 16 Uhr 1 Milliarde Euro in Schweizer Franken zu tauschen, dann hat der Banker zwei Ziele: Erst verkauft er selbst Euro zu einem hohen Preis, und dann kauft er die Euro von seinem Kunden zu einem niedrigeren Preis zurück. Wenn der Banker den Kurs nur um 0,02 Prozentpunkte manipuliert, macht er dabei bereits einen Profit von 200.000 Franken.

Der Devisenmarkt ist mit einem Umsatz von 4,7 Billionen Dollar der größte im gesamten Finanzsystem. Selbst minimale Änderungen der Wechselkurse können den Wert des Vermögens im Umfang von 3,6 Billionen Dollar erheblich beeinflussen. Vier Banken machen mehr als die Hälfte des Devisenmarkts aus: Deutsche Bank, Citigroup, Barclays und UBS.

Die britische Finanzaufsicht FCA prüft nun eine Untersuchung der möglichen Wechselkurs-Manipulationen. Das FCA führt derzeit zusammen mit den Aufsichtsbehörden anderer Staaten Untersuchungen wegen möglicher Manipulationen von Rohstoffpreisen durch (mehr hier). Zudem mussten mehrere der größten Banken der Welt bereits Milliarden-Strafen im Zusammenhang mit der Libor-Manipulation zahlen (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Heimatschutz: Immer mehr Bürger dienen dem Land und leisten „Wehrdienst light"
01.05.2024

Ob Boris Pistorius (SPD) das große Ziel erreicht, die Truppe auf über 200.000 Soldaten aufzustocken bis 2031 ist noch nicht ausgemacht....

DWN
Immobilien
Immobilien Balkonkraftwerk mit Speicher: Solarpaket könnte Boom auslösen - lohnt sich der Einbau?
01.05.2024

Balkonkraftwerke aus Steckersolargeräten werden immer beliebter in Deutschland. Insgesamt gibt es aktuell über 400.000 dieser sogenannten...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Weltweite Aufrüstung verschärft Knappheit im Metallsektor
01.05.2024

Die geopolitischen Risiken sind derzeit so groß wie seit den Hochzeiten des Kalten Krieges nicht mehr. Gewaltige Investitionen fließen in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Nachhaltigkeit als Schlüsselfaktor für Unternehmenserfolg
01.05.2024

Die Studie „Corporate Sustainability im Mittelstand“ zeigt, dass der Großteil der mittelständischen Unternehmen bereits Maßnahmen...

DWN
Finanzen
Finanzen Private Pflegezusatzversicherungen: Wichtige Absicherung mit vielen Varianten
01.05.2024

Die gesetzliche Pflegeversicherung reicht oft nicht aus, um die Kosten im Pflegefall zu decken. Welche privaten Zusatzversicherungen bieten...

DWN
Unternehmen
Unternehmen 22-Prozent unbezahlte Überstunden: Wenn Spitzenkräfte gratis arbeiten
01.05.2024

Arbeitszeit am Limit: Wer leistet in Deutschland die meisten Überstunden – oft ohne finanziellen Ausgleich? Eine Analyse zeigt,...

DWN
Finanzen
Finanzen Die größten Kostenfallen: So sparen Sie bei Fonds, Aktien und Co.
01.05.2024

Viele Anleger unterschätzen die Wirkung von Anlagekosten. Dabei sind Fondsgebühren, Orderkosten und Co. auf lange Sicht enorm...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Konsumstimmung steigt: Die Deutschen shoppen wieder
01.05.2024

Laut aktuellen Erhebungen der GfK steigt die Konsumstimmung in Deutschland für den Mai auf ein Zwei-Jahres-Hoch. Ausschlaggebend sind...