Politik

Joschka Fischer baut Bruchlandung mit Nabucco

Lesezeit: 1 min
26.06.2013 15:40
Das spektakuläre Projekt einer Gas-Pipeline von der türkisch-bulgarischen Grenze bis nach Österreich ist gescheitert. Sein wichtigster Lobbyist war der frühere Außenminister Joschka Fischer.
Joschka Fischer baut Bruchlandung mit Nabucco

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Das milliardenschwere Nabucco-Projekt, mit dem Gas aus Aserbaidschan nach Europa fließen sollte, ist gescheitert. Damit verliert auch der deutsche Top-Lobbyist Joschka Fischer seinen Job. Der ehemalige Star-Politiker war angeheuert worden, um dem Projekt zum Durchbruch zu verhelfen.

Das internationale Konsortium, das in Aserbaidschan die Gas-Förderung betreibt, hat sich gegen das Nabucco-Projekt entschieden, berichtet Die Presse. Stattdessen soll das Konkurrenzprojekt Trans Adriatic Pipeline (TAP) weiter verfolgt werden.

Das Nabucco West-Pipeline-Projekt wurde federführend vom österreichischen Mineralölkonzern OMV betrieben. Das Gas sollte von der türkisch-bulgarischen Grenze über Bulgarien, Rumänien und Ungarn nach Österreich geleitet werden – eine Strecke von 1.300 Kilometern.

Das Konkurrenzprojekt TAP, an dem die schweizerische EGL, die norwegische Statoil und die deutsche E.on Ruhrgas beteiligt sind, ist mit rund 500 Kilometern nicht einmal halb so lang und daher billiger.

Das TAP wird an die Transanatolische Pipeline (Tanap) andocken, die der staatliche aserbaidschanische Konzern Socar gemeinsam mit den Türken quer durch die Türkei bauen will. Auch die Nabucco-Pipeline wollte an der türkisch-bulgarischen Grenze starten. Doch nun hat sich das Konsortium für TAP entschieden.

In dem aserbaidschanischen Gasfeld Shah Deniz II unter dem Kaspischen Meer sind riesige Erdgasvorkommen entdeckt worden.

Der wichtigste Lobbyist des österreichischen Mineralölkonzern OMV ist der frühere deutsche Außenminister Joschka Fischer. Die OMV gehört zu knapp einem Drittel dem österreichischen Staat. Sie hat bereits circa 50 Millionen Euro in die Planung des Nabucco-Projekts investiert, berichtet die FAZ. Das Nabucco-Projekt ist auch von der EU unterstützt worden.

Fischers Niederlage ist auch ein später Triumph für den früheren Kollegen und Bundeskanzler Gerhard Schröder, der für den Konkurrenten Gazprom als Lobbyist tätig ist. Beim Erdgas liegen die beiden seit Jahren im Streit (mehr hier).


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik DWN-Kommentar: Deutsche müssen über Abschiebungen diskutieren - mit aller Vorsicht
26.04.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...