Im Ländervergleich über die Attraktivität akademischer Arbeitsplätze liegt Österreich nur im Mittelfeld. Die USA sind bei jungen Wissenschaftlern als Arbeitgeber das beliebteste Land, weil sie meist eine durchgängige Karriereperspektive und mehr Forschungsautonomie bieten können. Hinter den USA sind die Niederlande, Schweden, Großbritannien und die Schweiz die beliebtesten Standorte für junge Forscher.
Das Ergab eine Befragung von mehr als 10.000 Forschern weltweit, die an einem Experiment zur Arbeitsplatzwahl teilnahmen. Das vom Österreichischen Institut für Wirtschaftsforschung (Wifo) durchgeführte Experiment stellte Fragen über die Attraktivität von Arbeitsplätzen zum Beginn und zum Höhepunkt einer Forscherkarriere.
Da sich in den USA bereits viele renommierte Wissenschaftler befinden, wird das Land auch für den Nachwuchs umso attraktiver. Eine Folge für Österreich und Deutschland ist die Abwanderung von Nachwuchsforschern – auch Brain Drain genannt – in Länder mit einem attraktiveren Hochschul- und Wissenschaftssektor. Dieser Trend hat Folgen für die heimische Wirtschaft.
„Weil wissenschaftsbasierte Innovationen an Bedeutung gewinnen, leiden mittelfristig auch die Innovationskraft der Unternehmen und die Fähigkeit der europäischen Wirtschaft, zur Lösung von Problemen wie Klimawandel oder Ressourcenknappheit beizutragen“, schreibt das Wifo-Institut in einer Mitteilung.
Unbefristete Arbeitsverträge, das hohe Renommee der Fachkollegen und die Perspektive auf Autonomie in der Forschung sind bei der Entscheidung für die Forscher am wichtigsten. Erst danach wurden Gehalt und Verfügbarkeit von Drittmitteln als Faktoren für die Auswahl eines Arbeitsplatzes genannt. Die Lebensqualität in einem Land hat nur wenig Einfluss auf die Arbeitsplatz-Wahl.
Forschungsuniversitäten in den USA verfügen über einen dreifachen Vorteil, der nach Ansicht des Wifo-Instituts kurzfristig nur schwer zu kompensieren ist: attraktive Gehälter, gute Arbeitsbedingungen und prestigereiche Fachkollegenschaft.
Österreich habe jedoch das Potential, einer höheren Zahl junger Wissenschaftler „unbefristete und durchgängige Karrieren bis zur Professur anzubieten, vorausgesetzt die Forschungsleistung wird positiv evaluiert", sagte der Autor der Wifo-Studie Jürgen Janger.
In der Wissenschaft ist längst ein Kampf um die klügsten Köpfe der Welt entbrannt. Wer in der Forschung reüssieren will, „muss raus gehen aus Österreich. Das gehört einfach zum Lebenslauf eines Wissenschaftlers dazu“, sagte Philipp Marxgut, Leiter des Office of Science & Technology in Washington dem Kurier. Die einzige Hochschule Österreichs in den Top 200 ist die Universität Wien – auf Platz 170.
Wenn Österreichs Top-Akademiker nach ihrem Universitätsabschluss nicht im Land gehalten werden können, um Posten an den Hochschulen und in den Führungsebenen der Wirtschaft zu besetzen, dann müssen sie aus dem Ausland rekrutiert werden. Eine lange Zeit verschleppte Regelung von Migration und Integration verhindert dies bis jetzt. Österreich vertritt eine „Technologiepolitik, die zwar gerne über Hochtechnologie redet, aber zunehmend Probleme bekommen wird, entsprechend ausgebildete Arbeitskräfte zu mobilisieren“, schreibt Christian Reiner in einem Kommentar für Die Presse.
Neue Technologien werden aus dem Ausland adaptiert, aber nicht mehr selbst hergestellt. Eigene Innovationen sind rar. „Neben den neuen mittelosteuropäischen EU-Mitgliedstaaten sind es vor allem Indien und China, die schnelle Fortschritte im Technologieniveau machen“, so Reiner.
Es gibt aber noch innovative Köpfe außerhalb des akademischen Sektors. Am vergangenen Wochenende trafen sich 50 Start-up Unternehmen in Wien auf der Pioneers Challenge, einer international renommierten Konferenz für innovative Unternehmer. Sie müssen ihr Geschäftsmodell in einem Wettbewerb vorstellen und konkurrierten um eine Reise zu Investoren auf der ganzen Welt.