Zum Ende des laufenden Jahres rechnet der Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen (BDIU) mit deutlich weniger Firmenpleiten. Wie die Herbstumfrage der Mitglieder des Bundesverbandes ergab, wird mit einem Rückgang von 8 Prozent der niedrigste Stand der Insolvenzen seit 16 Jahren erreicht. Das entspricht etwa 26.000 Firmenpleiten für das gesamte Jahr 2013. Im vergangenen Jahr meldeten beinahe 28.300 Unternehmen in Deutschland Insolvenz an. Dagegen stehen über 757.000 Gewerbeanmeldungen im gleichen Jahr.
Unter den verbleibenden Firmenpleiten befinden sich insbesondere Energieunternehmen, wie Teldafax und Flexstrom. Vergangene Woche musste die FFK Environment einen Insolvenzantrag stellen, nachdem der Hersteller von Ersatzbrennstoffen aus Abfällen nach mehreren Verlustjahren immer schlechtere Bonitätsbewertungen erhielt. Wichtige Gesellschafter sprangen ab.
Anfang Oktober musste das E-Commerce-Unternehmen Netrada am Kronsberg Insolvenz anmelden. Auch die Werkstattkette Auto-Teile-Unger sieht sich immer wieder mit Insolvenzgerüchten konfrontiert. A.T.U. entgegnet, man sei auf einem guten Weg, die nötige Refinanzierung der größten Werkstattkette Deutschlands bewerkstelligen zu können.
Auch die industrielle KUSS-Gruppe in Altenkirchen ist pleite. Die rund 200 Arbeitnehmer bekommen seit September kein Gehalt mehr. Der an mehreren Standorten vertretene Lieferant von Werkzeugen und Eisenwaren sowie von Stahl, Bauelementen und Produkten aus dem Bereich Sanitärbedarf sei im Kern ein gesundes Unternehmen, sagte Insolvenzverwalter Jens Lieser der Rhein-Zeitung. Bei der KUSS-Gruppe besteht also noch Hoffnung: Geschäftspartner, Mitarbeiter und Lieferanten wollen den Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.
Eine erfolgreiche Sanierung von insolventen Unternehmen ist jedoch ein schwieriges Unterfangen. Lediglich 17% der Unternehmen, die eine Insolvenz eröffnet haben, schaffen tatsächlich einen Neustart. Für diese im deutschsprachigen Raum erstmalig durchgeführte Studie wurden 393 Insolvenzfälle des Jahres 2004 in Oberösterreich analysiert. Nur 6 Prozent konnten nachhaltig saniert werden.
Die Gründe für eine Insolvenz sind vielfältig (Grafik 1). Durch fehlende oder mangelnde Planungsrechnung, fehlende Kalkulationen, zu wenig Eigenkapital oder auch unqualifizierter Geschäftsführung schlittern viele klein- und mittelständische Unternehmen in die Pleite. Zudem eröffnen viele Betriebe die Insolvenz erst dann, wenn es zu spät ist. Die JKU-Studie ergab, dass mehr als ein Drittel von ihnen bei der Eröffnung des Insolvenzverfahrens bereits geschlossen oder nicht mehr tätig war.
Zahlungsmoral der Unternehmen stabil – Verbraucher schlecht
Fast jedes fünfte Inkasso-Unternehmen (17%) gab an, die Zahlungsmoral habe sich gebessert. Lediglich 16 Prozent empfinden das Gegenteil. Für zwei Drittel der Unternehmen hat sich das Zahlverhalten nicht verändert. Bei den Verbrauchern sieht das anders aus. Ein Drittel aller befragten Inkasso-Unternehmen gab an, das Zahlverhalten habe sich seit dem Frühjahr 2013 verschlechtert. Der häufigste Grund für Zahlungsausfall bei Kunden ist die Überschuldung. Danach kommen unkontrolliertes Konsumverhalten, Arbeitslosigkeit und Zahlungsverweigerung. Nur einer von zehn Verbrauchern zahlt im Herbst besser als im Frühjahr (Grafik 2).
Bei den Unternehmen gibt es trotz der stabilen Zahlungssituation Problembranchen. Das Handwerk, der Online-Handel und der Versandhandel sind die Branchen mit dem schlechtesten Zahlungsverhalten. Banken und Versicherungen, das Gastgewerbe und der Großhandel sind die zuverlässigsten Zahler.
Häufigster Grund für ausbleibende Zahlungen bei Unternehmen sind momentane Liquiditätsengpässe (Grafik 3), das Ausnutzen von Lieferantenkrediten und hohe Zahlungsausfälle bei den eigenen Kunden. Zu wenig Eigenkapitalausstattung und eine schlechte Auftragslage gehören ebenfalls zu häufigen Gründen.
In Deutschland sind Bund, die Länder und Gemeinden die schlechtesten Zahler. Für das kommende Jahr erwartet der BDIU, dass sich die Zahlungsmoral weiter verschlechtert. Sollten die Zinsen für geliehenes Geld wieder ansteigen, kann es auch wieder mehr Firmenpleiten geben.