Finanzen

China: Zahlungsausfall bedroht weltweites Finanz-System

Lesezeit: 2 min
31.01.2014 00:13
In China droht eine millionenschweren Anleihe zum neuen Jahr faul zu werden. Der folgende Zahlungsausfall könnte eine Kettenreaktion auslösen und das Schattenbanken-System endgültig zu Fall bringen. Großinvestor George Soros prophezeit Konsequenzen für das weltweite Finanzsystem.
China: Zahlungsausfall bedroht weltweites Finanz-System

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Am 31. Januar droht in China der erste Zahlungsausfall eines großen Fonds. Der Fonds China Credit Trust, der Teil des chinesischen Schattenbanken-Systems ist, kann seine Anleger nicht ausbezahlen. Der finanzielle Schaden beläuft sich voraussichtlich auf 3 Milliarden Yuan (375 Millionen Euro). Der dadurch entstehende Vertrauensverlust könnte eine Kettenreaktion auslösen, der das gesamte Finanzsystem ins Wanken bringt.

Die Rückzahlung des Finanzprodukts „Gold #1“ wird in China Ende Januar fällig. Herausgegeben wurde die Anleihe vom Investment-Fonds China Credit Trust (CCT). Diese Schattenbank nutzte die vereinnahmten Gelder, um einen Kredit an den chinesischen Kohlenförderer Shanxi Zhenfu Energy Group Ldt. zu vergeben. Der Geschäftsführer dieser Firma kam im Mai 2012 hinter Gitter und das Energie-Unternehmen meldete Konkurs an. Den Kredit an CCT wird es voraussichtlich nicht zurückzahlen können.

Die Anleihe „Gold #1“ wurde durch die Industrial and Commercial Bank of China (ICBC) an rund 700 Investoren verkauft. Am 23. Januar erklärte der Chef von ICBC, dass seine Bank nicht die Hauptverantwortung für den Zahlungsausfall übernehmen werde. Der Treuhand-Fonds China Credit Trust solle als Entwickler dieses Finanzprodukts die Investoren auszahlen. Der Fonds hat bereits angedeutet, die Anleger nicht ausbezahlen zu können.

Die Akteure im Schattenbankensystem sind vorwiegend regionale Banken, Investment-Fonds, private Geldverleiher und sonstige Investoren. Sie refinanzieren sich am chinesischen Interbankenmarkt. Je mehr Zinsen sie dort zahlen müssen, desto weniger Gewinn werfen ihre halblegalen Verleih-Aktivitäten ab. Das Schattenbanken-System macht einer Schätzung von JPMorgan zufolge etwa 69 Prozent des chinesischen BIP aus.

Die von der chinesischen Zentralbank (PBoC) verordneten Liquiditätsengpässe führten dazu, dass sich die Zinsen am chinesischen Interbankenmarkt deutlich verteuerten. Dadurch wollte die PBoC das Schattenbanken-System austrocknen.Seit dem letzten Sommer entwickelte sich jedoch eine gefährliche Eigendynamik.

Zunächst im Juni und später im Dezember schossen die Interbanken-Zinsen auf über 10 Prozent in die Höhe. Das ist ein Indiz dafür, dass sich die Schattenbanken untereinander nicht mehr trauen. Sie leihen sich kein Geld mehr, da sie Angst vor Zahlungsausfällen haben (mehr hier). Um eine Panik zu verhindern, flutete die PBoC den Markt mit Geld, was jedoch nur kurzfristig zur Beruhigung beitrug (hier).

Nun kehrt die Kreditklemme in China mit voller Wucht zurück. Beobachter befürchten, dass der Zahlungsausfall von „Gold #1“ eine gefährliche Kettenreaktion im chinesischen Schattenbankensystem auslösen könnte. China könnte dann einen ähnlichen Zusammenbruch wie den von Lehman Brothers 2008 in den USA erleben.

„Es gibt große Ähnlichkeiten mit der finanziellen Situation, die in den USA vor Ausbruch des Crashs von 2008 herrschten“, sagte Großinvestor George Soros. „Aber es gibt einen entscheidenden Unterschied. In den USA dominieren die Finanzmärkte die Politik; in China besitzt der Staat die Banken und einen Großteil der Wirtschaft, und die kommunistische Partei kontrolliert die staatlichen Betriebe“, so Soros. „Wie und wann diese Kreditklemme gelöst wird, wird enorme Auswirkungen für China und den Rest der Welt haben“, sagte Soros auf Project Syndicate.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tesla Grünheide - Protesttage: Polizei schützt Autofabrik mit Großaufgebot
10.05.2024

Die Kundgebungen gegen den Autobauer Tesla in Grünheide erreichten am Freitag einen neuen Höhepunkt. Während eines...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Chefredakteur kommentiert: Deutsche Bahn, du tust mir leid!
10.05.2024

Liebe Leserinnen und Leser, jede Woche gibt es ein Thema, das uns in der DWN-Redaktion besonders beschäftigt und das wir oft auch...

DWN
Technologie
Technologie Kein Erdgas mehr durch die Ukraine? Westeuropa droht erneute Energiekrise
10.05.2024

Eines der größten Risiken für die europäische Erdgasversorgung im nächsten Winter ist die Frage, ob Gaslieferungen weiterhin durch die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch bei über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das für Anleger und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...