Deutschland

Polizei will Datenabgleich mit Geheimdiensten

Europas Polizisten treffen sich in Berlin, um eine gemeinsame Zusammenarbeit gegen sogenannte „Reisende Gewalttäter“ zu organisieren. Kritiker vermuten, dass so die Trennung zwischen Polizei und Geheimdiensten aufgeweicht werden soll. Denn zu den Finanziers des Kongresses gehören Firmen, die auf Analyse-Software spezialisiert sind.
19.02.2014 00:05
Lesezeit: 1 min

In Berlin wurde der 17. Europäische Polizeikongress eröffnet. Die zweitägige Veranstaltung widmet sich schwerpunktmäßig den „Schnittstellen der Sicherheitsarchitektur“ in Deutschland, Europa und der Welt.

„Informationsaustausch zwischen den Behörden und die Zusammenarbeit der verschiedenen Elemente der deutschen Sicherheitsarchitektur standen im Fokus der Diskussionen. Internationaler Terrorismus, Spionage, Organisierte Kriminalität sowie Tatort und Tatmittel Internet stellen die Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben vor immer größere Herausforderungen. Kriminalität kennt heute keine Grenzen mehr, weder national noch europäisch noch global. Entsprechend muss sich auch die Innere Sicherheit grenzenlos aufstellen, um den Anforderungen an die Sicherheit gerecht werden zu können“, so das Programm des Europäischen Polizeikongresses.

Die Schwerpunkt-Themen sind daher die Einrichtung einer Datenbank für Reisende Gewalttäter. Die Bundesregierung wünscht sich eine allgemeine, EU-weite Definition. So können diese Personen mit Reisesperren belegt werden. Betroffen sind Sportfans, Partybesucher und Demonstranten (mehr hier).

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung sind die „Foreign Figthers“, also junge Deutsche, die nach Syrien reisen, um sich am Bürgerkrieg zu beteiligen. Der anwesende Innenminister Thomas de Maiziere schätzt die Zahl auf 270 Personen.

„Die Finanzierung der als Kongress getarnten Messe durch die Rüstungs- und Sicherheitsindustrie ist Lobbyismus. Die Privatwirtschaft kauft sich die Mitbestimmung staatlicher Sicherheitspolitik“, so Bundestags-Abgeordneter Andrej Hunko von den Linken.

So werde ausgelotet, wie das Trennungsgebot von Polizei und Geheimdiensten umgangen werden kann. Auch zur zivilen und militärischen Sicherheitsforschung setzen die Veranstalter auf die Zusammenlegung. Anstrengungen, die militärische Forschung an Hochschulen mit Zivilklauseln zu untersagen, laufen so ins Leere (mehr hier).

Zu Finanziers des Polizeikongresses gehören Firmen, die auf Analysesoftware spezialisiert sind, so Hunko. Bislang dürfe die Software nur unter bestimmten Bedingungen eingesetzt werden. „Mittlerweile werden Errichtungsanordnungen für polizeiliche und geheimdienstliche Datenhalden aber geändert. Die übergreifende Suche in mehreren Datenfeldern nach sogenannten „Kreuztreffern“ wird so erleichtert.

Der „automatische Abgleich“ der EU-Polizeiagentur Europol sei laut einer Antwort des Innenministeriums sogar die Regel, so Hunko. Europol nutze „computergestützte Analyseverfahren“ in all seinen Informationssystemen (das sogenannte „Data Mining“). Auch Soziale Netzwerke sollen auf diese Art und Weise ausgeforscht werden. Das Bundeskriminalamt sei der Hauptnutzer von Europols Informationssystemen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
DWN
Unternehmen
Unternehmen Volkswagen-Absatzrekord: VW verkauft mehr Currywürste als Autos
13.03.2025

Vegan war gestern: Sie ist seit Jahren das meistverkaufte Produkt der Marke Volkswagen: die VW-Currywurst. Und während der Autoabsatz...

DWN
Finanzen
Finanzen Fast 3000 Dollar: Goldpreis erreicht neuen Höchststand
13.03.2025

Zölle, Gegenzölle, Strafzölle: Der von den USA entfachte Handelsstreit treibt Anleger zum Gold als sicheren Hafen. Seit dem Amtsantritt...

DWN
Panorama
Panorama Ukraine-Krieg: Moskau meldet die Befreiung der Stadt Sudscha im Gebiet Kursk
13.03.2025

Moskaus Streitkräfte haben nach eigenen Angaben die seit sieben Monaten von ukrainischen Truppen besetzte Kleinstadt Sudscha im...

DWN
Immobilien
Immobilien Offene Immobilienfonds in Schockstarre: Anleger ziehen Milliarden ab - wie geht es weiter?
13.03.2025

Aktuelle Daten zeigen, dass Anleger Summen in Milliardenhöhe aus offenen Immobilienfonds abziehen. Januar war der schlimmste Monat seit...

DWN
Politik
Politik AfD scheitert mit Klage gegen geplante Änderung des Grundgesetzes - Linke stimmen auch dagegen
13.03.2025

Die AfD ist mit dem Versuch gescheitert, die Sondersitzung des Bundestags mit den Beratungen über eine Änderung des Grundgesetzes zu...

DWN
Politik
Politik US-Regierung droht Shutdown – Schumer warnt vor parteipolitischer Blockade
13.03.2025

Der US-Senat steht vor einer wegweisenden Abstimmung, die das Risiko eines Regierungsstillstands birgt. Laut dem Minderheitsführer der...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mietpreisbremse: Wie Conny Mieter-Ansprüche juristisch gegen Eigentümer durchsetzt
13.03.2025

Was einst schon einmal dem Start-up Flightright GmbH bei Flugreisen geglückt ist, nämlich für Verbraucher bei Airlines Entschädigungen...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Rheinmetall rüstet auf: Rüstungskonzern plant Aufstockung auf 40.000 Mitarbeiter
13.03.2025

Das Waffengeschäft boomt und damit Deutschlands größter Rüstungskonzern Rheinmetall: Die Auftragsbücher sind so voll wie nie. Der...