Politik

Trotz Triple A: Finnland in der Krise

Lesezeit: 1 min
25.02.2014 00:23
Finnland kämpft mit einem Wachstumsrückgang und sinkenden Exporten. Die Industrie ist angeschlagen und das Staatsdefizit weitet sich aus. Die Finanzministerin sieht sich in der Situation machtlos.
Trotz Triple A: Finnland in der Krise

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Finnland ist eines der wenigen Länder weltweit, das noch immer von allen drei großen Ratingagenturen ein Triple A bekommen hat. Doch auch das nördliche Euroland gerät ins Schwanken. Wie die neuesten makroökonomischen Zahlen der finnischen Zentralbank zeigen, ging das BIP im vergangenen Jahr um 1,0 Prozent zurück – mehr als das BIP der Eurozone (-0,4%). 2012 gab es in Finnland bereits eine Kontraktion von 0,8 Prozent. „Ich würde gern sagen, dass die Eurokrise dieses Jahr enden wird, Finnlands strukturelle Reformen in der Industrie ein Ende finden und, dass sich die wachsende Staatsverschuldung beruhigt. Leider kann ich das nicht“, zitiert Bloomberg die finnische Finanzministerin Jutta Urpilainen im Januar.

Schwache In- und Auslandsnachfrage

Die schwache Inlands- und Auslandsnachfrage sind für das Nordeuropäische Land ausschlaggebend. Die Importe gingen 2013 zum Beispiel um 7,3 Prozent zurück, die Exporte sanken um 1,7 Prozent. „Eine leichte Kontraktion in der Beschäftigung wird 2014 sinkende Reallöhne zur Folge haben und dafür sorgen, dass der private Konsum nicht vor 2015 wachsen wird“, heißt es von Seiten der Zentralbank. Mit 8,1 Prozent ist die Arbeitslosenquote in Finnland zwar noch vergleichsweise niedrig, aber dennoch zeigt auch sie einen Anstieg über die vergangenen Jahre.

Die Schwierigkeiten in der finnischen Elektroindustrie haben zu der schlechten wirtschaftlichen Entwicklung in den vergangenen Quartalen beigetragen. Allen voran Nokia hatte den Anschluss an andere Mobilfunkhersteller beim Boom der Smartphones verpasst. Aber auch die Entwicklung der Forstindustrie ist in diesem Zusammenhang zu sehen. Die zunehmende Digitalisierung und das wachsende Bewusstsein für Nachhaltigkeit hat zu einer sinkenden Nachfrage in der Papierindustrie geführt – ganz zu schweigen von den Preiskämpfen im Wettbewerb mit Herstellern aus den Schwellenländern. Zudem rechnet die finnische Zentralbank mit einem Anstieg der bisher noch relativ geringen Staatsverschuldung: Die derzeitige Verschuldung von 59 Prozent werde auf über 64 Prozent in 2015 ansteigen.

Demographie

Ähnlich wie Deutschland hat Finnland auch ein demographisches Problem. „Die Zahl der Männer und Frauen im besten Arbeitsalter ist deutlich zurückgegangen“, warnt die Zentralbank. Die Babyboomer aus den 40er und 50er Jahren sind in Rente gegangen und  die Generationen danach haben immer weniger Kinder gekriegt. So wird der Anteil der Menschen im Alter von über 65 Jahren sich bis 2040 von 17 auf 27 Prozent erhöhen und auf 29 Prozent bis 2060, berichtet die Statistikbehörde Finnlands. Der Anteil der Menschen im erwerbsfähigen Alter hingegen wird auf 58 Prozent (2040) und später 56 Prozent sinken.

 


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Halbzeit Urlaub bei ROBINSON

Wie wäre es mit einem grandiosen Urlaub im Juni? Zur Halbzeit des Jahres einfach mal durchatmen und an einem Ort sein, wo dich ein...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...