Politik

Österreich: Steuerzahler muss Insolvenz-Verschleppung von Skandal-Bank finanzieren

Zur Rettung der insolventen, österreichischen Hypo Alpe Adria wird die Regierung in Wien dem Steuerzahler kurzfristig wieder in die Tasche greifen: Die Bank ist pleite, schafft es aber nicht mehr aus eigener Kraft zu ihrer Beerdigung. Der Grund: Die internationalen Banken müssen als Anleihegläubiger pünktlich ausgezahlt werden.
10.03.2014 12:19
Lesezeit: 2 min

Die österreichische Skandalbank Hypo Alpe Adria (HGAA) könnte schon bald weitere Staatshilfen benötigen. Es sei "nicht auszuschließen", dass das Institut zur Erstellung des Jahresabschluss 2013 weiteres Kapital brauche, erklärte die Bank am Montag. Darüber gebe es bereits einen "laufenden Austausch" mit dem staatlichen Eigentümer. Offenbar ist die Lage der Bank kritisch: "Wir sprechen nicht über 100 Millionen Euro. Wir sprechen über mehr, viel mehr", sagte eine mit der Situation vertraute Person. Damit muss die Bank die Staatskasse bereits zum zweiten Mal innerhalb von knapp drei Monaten anzapfen.

Die Anleihegläubiger der krisengeschüttelten österreichischen Staatsbank Hypo Alpe Adria können daher aufatmen. Eine Beteiligung der Anleiheinhaber an den Abbaukosten für das Institut sei nach Einschätzung von Experten nicht möglich, sagte Österreichs Finanzminister Michael Spindelegger am Montag. Eine von Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny angeführte Expertengruppe hatte empfohlen, die Krisenbank ohne umfassende Staatsgarantien abzuwickeln. 17,8 Milliarden Euro an faulen Krediten sollen in eine Abwicklungsanstalt überführt werden.

Um den Vorschlag in die Tat umzusetzen, müssten allerdings der ehemalige Eigentümer BayernLB sowie aufgrund einer Patronatserklärung aus dem vergangenen Jahr auch die italienische Notenbank zustimmen. Mit ihnen will Österreich nun rasch verhandeln, um bis Ende März eine Entscheidung über die Zukunft der Bank zu treffen. Eine kommende Woche fällig werdende Anleihe werde die Bank nach Einschätzung von Spindelegger wie geplant bedienen.

Finanzminister Michael Spindelegger hatte zuvor erklärt, er sei erschüttert, dass die Bank womöglich erneut Hilfen benötige, nachdem sie Ende vergangenen Jahres bereits gut eine Milliarde Euro zur Bilanzerstellung für 2013 erhalten habe. Er wolle vor einer Entscheidung über weitere Staatshilfe zunächst eine Entscheidung über einen Abbauplan für das marode Institut treffen.

Die HGAA ist ein beispielloser Skandal: Vom Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider würde die Bank zur Gelddruckmaschine für Geschenke an die Haider-Wähler verwendet. Dies geschah vor allem über Haftungen des Bundeslandes. Die von Haider und den Kärntner Parteien bewilligten Geschenke haben dazu geführt, dass das Land Kärnten heute für Haftungen in Höhe von 24 Milliarden Euro geradestehen muss. De facto ist das Land pleite und müsste wie Griechenland die Insolvenz anmelden.

Weil jedoch die Republik Österreich im Zuge einer völlig unbegründeten "Not-Verstaatlichung" alle Risiken übernommen hat, würde nun auch eine Pleite von Kärnten dem österreichischen Steuerzahler nicht helfen: Er muss für bis zu 19 Milliarden Euro aufkommen, die die Bank verzockt hat. Genaue Aussagen über die Summen gibt es nicht.

Die schwarz-rote Bundesregierung ist nicht willens oder nicht in der Lage, reinen Tisch zu machen - weil sie unmittelbar in den Skandal verstrickt ist: ÖVP und SPÖ haben Haider in der Kärntner Landesregierung unterstützt und für die gigantische Haftungsübernahme gestimmt. Der ÖVP-Finanzminister Pröll hatte sich 2009 von der Bayern LB über den Tisch ziehen lassen und die HGAA für 1 Euro zurückgekauft. Im Kaufvertrag garantiert die Republik Österreich den Bayern die Rückzahlung von Forderungen, falls es zu einer Aufspaltung der HGAA kommen sollte.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen „Banknoten-Paradoxon“: Milliarden unter den Matratzen - Bargeldmenge steigt weiter
15.06.2025

Ungeachtet der stetig abnehmenden Bedeutung von Scheinen und Münzen beim alltäglichen Einkauf steigt die im Umlauf befindliche...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Resilienz als strategischer Imperativ: Carlsberg und Davos-Forum fordern neue Unternehmenslogik
15.06.2025

Krisen, Krieg, KI und Klimawandel: Carlsberg und das Weltwirtschaftsforum rufen Unternehmen auf, Resilienz nicht als Reaktion, sondern als...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Der ESG-Betrug: Wie Konzerne Moral simulieren
15.06.2025

Konzerne feiern Nachhaltigkeit, während ihre Bilanzen eine andere Sprache sprechen. Zwischen Greenwashing, Sinnverlust und Bürokratie:...

DWN
Panorama
Panorama Leben auf einem Eismond? - Astrobiologe auf Spurensuche
15.06.2025

Dicke Eiskruste und bis zu minus 200 Grad - klingt nicht gerade angenehm. Warum der Saturnmond Enceladus auf der Suche nach außerirdischem...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Kritik oder Mobbing? Wie Sie den feinen Unterschied erkennen
15.06.2025

Mobbing beginnt oft harmlos – mit einem Satz, einem Blick, einer E-Mail. Doch wann wird aus Kritik systematische Zermürbung? Dieser...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Das neue Magazin ist da: Das können wir gut - wo Deutschland in Zeiten von KI, Transformation und Globalisierung überzeugt
15.06.2025

Was kann Deutschland gut? Diese Frage mag auf den ersten Blick einfach erscheinen, fast schon trivial. Doch in einer Zeit, in der das Land...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft „Kleinkrieg“ um Lkw-Plätze: Autoclub kritisiert Überfüllung
15.06.2025

Auf und an Autobahnen in Deutschland fehlen viele tausend Lkw-Stellplätze – nach einer Kontrolle an Rastanlagen beklagt der Auto Club...

DWN
Politik
Politik Machtverschiebung in Warschau: Der Aufstieg der Nationalisten bringt Polen an den Abgrund
15.06.2025

In Polen übernimmt ein ultrakonservativer Präsident die Macht – während die liberale Regierung um Donald Tusk bereits ins Wanken...