Showdown für ProSiebenSat.1: Frist für Aktionäre abgelaufen
Die mögliche Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern MFE steht kurz vor einer Entscheidung. Haben die Italiener mehr als die Hälfte an dem deutschen Unternehmen sichern können?
Die internationale Bieterschlacht um den deutschen Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 scheint entschieden. Um Mitternacht endete das Angebot des italienischen Berlusconi-Konzerns Media for Europe (MFE) an die Aktionäre von ProSiebenSat.1. Auch der tschechische Finanzinvestor PPF hat den Anteilseignern ein Übernahmeangebot unterbreitet – dem Berlusconi-Konzern werden jedoch die besseren Chancen zugeschrieben.
Ein verlässlicher Stand, ob MFE mit dem Kaufangebot die 50-Prozent-Mehrheit überschritten hat, wird voraussichtlich erst in der kommenden Woche vorliegen. Laut Pflichtmitteilung hielten die Italiener am Mittwoch 40,38 Prozent der Anteile.
MFE erhöhte Angebot deutlich
Media for Europe will eine paneuropäische Sendergruppe aufbauen. Kartellrechtlich bestehen keine Hürden für den möglichen Deal. Die geplante Übernahme wurde bereits 2023 der Europäischen Kommission und 2024 der Bundeswettbewerbsbehörde zur Prüfung vorgelegt. Damals hatten die Berlusconis die Schwelle von 25 Prozent überschritten.
MFE hatte sein Übernahmeangebot Ende Juli deutlich angehoben. Vorstand und Aufsichtsrat der ProSiebenSat.1 Media SE gaben wenige Tage später ihren Widerstand gegen die Transaktion auf und empfahlen den Aktionären das MFE-Angebot als "angemessen" zur Annahme. Der tschechische Finanzinvestor PPF unterbreitete den Anteilseignern ebenfalls eine Offerte, erhöhte diese jedoch im Gegensatz zum Berlusconi-Konzern zuletzt nicht mehr.
Sender mit "Germany’s Next Topmodel" und "The Voice"
Media for Europe gehört den Kindern des 2023 verstorbenen früheren italienischen Regierungschefs Silvio Berlusconi. Über Jahrzehnte hatte der Patriarch seinen Medienkonzern genutzt, um seine politische Karriere und die von ihm gegründete Partei Forza Italia zu stützen. Die Berlusconi-Kinder sind bislang nicht in die Politik eingetreten, stehen der Partei jedoch weiterhin nahe.
ProSiebenSat.1 ist neben der RTL-Familie der zweite große private Fernsehkonzern in Deutschland. Neben klassischen Sendern wie ProSieben, Sat.1 und Kabel Eins zählt unter anderem auch der Streaminganbieter Joyn zur Unternehmensgruppe. Bekannte Formate sind etwa die Shows "Germany’s Next Topmodel", "Joko & Klaas gegen ProSieben", "The Voice of Germany" und "Rosins Restaurants" sowie die Comedyserie "jerks.".