Finanzen

Kleine Banken unter Druck: Großbanken wollen Europa beherrschen

Lesezeit: 1 min
12.03.2014 00:07
Der EZB-Stresstest wird zu einer massiven Veränderung der europäischen Bankenlandschaft führen. Profitieren werden vor allem die internationalen Investmentbanken und die großen Player. Als ehemaliger Goldman-Banker steuert Mario Draghi den Prozess.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Für die internationalen Investmentbanken wird Europa in den kommenden Jahren ein interessanter Markt: Die Banken werden von der EZB durchleuchtet - und damit auch für Konkurrenten interessant. Es wird zu einer Übernahmewelle kommen, an deren Ende die Großen größer und die kleinen Banken verschwinden werden.

Nach Abschluss des Bankenstresstests durch die EZB im Herbst dieses Jahres erwartet die US-amerikanische Investmentbank Rothschild eine „Fusionswelle“ in der europäischen Bankenwelt. Im internationalen Vergleich seien die Gewinne der europäischen Banken „zu gering“. Es werde daher die Chance geben, Banken zu fusionieren, die „weltweit auf Augenhöhe“ handeln können.

Nicht nur die US-amerikanische Investmentbank Rothschild, die auch in Deutschland aktiv ist, rechnet nach Abschluss des Banken-Stresstests in Europa mit Fusionen.

Der Deutschlandchef der Rothschild-Bank, Martin Reitz, rechnet damit, dass nach dem Stresstest der „Startschuss“ fallen kann, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Es sei offenkundig, „dass dann was passieren wird“.

Denn danach bestehe die Chance, „Banken zu schaffen, die weltweit auf Augenhöhe agieren können“, zitiert ihn Reuters. Die Gewinne vieler europäischer Banken seien im internationalen Vergleich zu gering, begründet Reitz die kommenden Übernahmeabsichten europäischer Banken durch internationale Investmentbanken.

Bereits im Vorfeld des Banken-Stresstests kündigte die Chefin der europäischen Bankenaufsicht, Danièle Nouy an, dass kleine Banken in Europa bald aussortiert werden. „Wir müssen akzeptieren, dass einige Banken keine Zukunft haben“, erklärte Nouy. „Einige müssen wir in geordneter Art und Weise verschwinden lassen und nicht unbedingt versuchen, sie mit anderen Instituten zu verschmelzen.“ Sie wisse nicht, wie viele Banken abgewickelt werden müssen. Aber schwache Banken müsse man sterben lassen (mehr hier).

Größeren Widerstand von Finanzaufsicht und Politik hinsichtlich kommender Bankenfusionen erwartet der Deutschland-Chef der Investmentgruppe Rothschild, Reitz, nicht. „Diese würden das positiv begleiten - da bin ich sicher.“

Geleitet wird die Neuordnung des europäischen Bankensektor von Mario Draghi. Der ehemalige Investment-Banker von Goldman Sachs dürfte maßgeblich darüber entscheiden, welche Banken überleben und welche nicht.

Das Motto heißt dann nicht mehr: Too big to fail (TBTF).

Sondern: Too small to survive.

Angesichts der Folgen des TBTF für den Steuerzahler sind das keine rosigen Aussichten für Europa.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Streik am Bau: Gewerkschaft kündigt Proteste in Niedersachsen an
10.05.2024

Die IG Bauen Agrar Umwelt hat angekündigt, dass die Streiks am Bau am kommenden Montag (13. Mai) zunächst in Niedersachsen starten...

DWN
Politik
Politik Selenskyj drängt auf EU-Beitrittsgespräche - Entwicklungen im Ukraine-Krieg im Überblick
10.05.2024

Trotz der anhaltenden Spannungen an der Frontlinie im Ukraine-Krieg bleibt Präsident Selenskyj optimistisch und setzt auf die...

DWN
Finanzen
Finanzen DAX-Rekordhoch: Deutscher Leitindex springt auf Allzeithoch über 18.800 Punkten
10.05.2024

Der DAX hat am Freitag zum Handelsstart mit einem Sprung über die Marke von 18.800 Punkten seinen Rekordlauf fortgesetzt. Was bedeutet das...

DWN
Politik
Politik Corona-Aufarbeitung: Spahn spricht sich für breite Analyse aus mit allen Blickwinkeln
10.05.2024

Im deutschen Parlament wird zunehmend eine umfassende Analyse der offiziellen Corona-Maßnahmen, einschließlich Masken und Impfnachweisen,...

DWN
Politik
Politik Pistorius in den USA: Deutschland bereit für seine Aufgaben
10.05.2024

Verteidigungsminister Boris Pistorius betont in Washington eine stärkere Rolle Deutschlands im transatlantischen Bündnis. Er sieht den...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Europäische Unternehmen sehen düstere Aussichten in China
10.05.2024

Die jährliche Geschäftsklimaumfrage der EU-Handelskammer in Peking zeigt, dass europäische Unternehmen ihre Wachstumschancen in China so...

DWN
Technologie
Technologie Lithium-Abbau in Deutschland: BGR-Forscher starten Tiefenförderung in der Lüneburger Heide
10.05.2024

Der Weg zu einer nachhaltigen Elektromobilität führt möglicherweise durch die Lüneburger Heide: Die Die Bundesanstalt für...

DWN
Finanzen
Finanzen Genomsequenzierung: Investieren in die personalisierte Medizin der Zukunft
09.05.2024

Genomsequenzierung, Gentherapie, personalisierte Medizin: Die Medizin- und Pharma-Industrie steht vor einem Wendepunkt. Gleichzeitig sind...