Technologie

Menschen übernehmen wieder die Arbeiten von Robotern

Toyota hat in seinen Automobilwerken rund 100 Arbeitsbereiche geschaffen, wo Menschen wieder die Arbeiten von Robotern übernehmen. Nach Ansicht der Konzernführung sollten die Menschen ihre manuellen Fähigkeiten weiterentwickeln. Dies garantiere dauerhafte Qualität.
08.04.2014 00:04
Lesezeit: 1 min

Mitsuru Kawai ist seit vielen leitender Manager Jahrzehnten bei Toyota. In einer Rede vor Angestellten des Autobauers sprach er darüber, dass die Menschen in einigen Bereichen der Produktion von den Maschinen bald lernen sollen.

„Wir müssen solider werden und uns auf die Ursprünge besinnen, wir müssen unsere manuellen Fähigkeiten verbessern und weiter entwickeln“, zitiert Bloomberg aus Kawais Rede, die das handwerkliche Können vorantreiben soll. „Als ich Lehrling war, wurden erfahrene Meister ‚Götter‘ genannt, und sie konnten beliebig viel verdienen.“

Diese „Götter“, auf Japanisch Kami-Sama, erleben derzeit bei Toyota ein Comeback. Dieser Schritt ist vor dem Hintergrund der fortschreitenden Automatisierung unerwartet. Doch in Werken in ganz Japan übernehmen Menschen die Arbeiten von Maschinen. So sollen sie neue Fähigkeiten erwerben und Möglichkeiten entdecken, wie die Auto-Produktion verbessert werden kann.

Die Rückkehr der „Götter“ ist beispielhaft für den Umbau des Autobauers unter der Führung des 57-jährigen Präsidenten Akio Toyoda. Der Enkel des Firmengründers hat das Ziel genannt, sich mehr auf Qualität und Effizienz und weniger auf Wachstum zu konzentrieren. Für drei Jahre sollen keine neuen Werke mehr gebaut werden.

Wenn junge Arbeiter in den Werken lernen, wie Auto-Teile genau hergestellt werden, erhalten sie einzigartige Einblicke. Mehr als 100 Bereiche, wo intensive manuelle Arbeiten verrichtet werden, hat Toyota in den vergangenen drei Jahren geschaffen.

Langfristig könnte die Förderung manueller Arbeit sich für Toyota auszahlen. Doch kurzfristig könnte es die Verkaufszahlen beeinträchtigen. General Motors und Volkswagen könnten den Japanern Marktanteile in China und anderswo abnehmen. Seit Jahresbeginn hat die Toyota-Aktie 10 Prozent verloren.

Doch Toyota ist offenbar eine Ausnahme. Denn die Zahl der weltweit eingesetzten Industrie-Roboter ist 2013 massiv angestiegen. Es wird erwartet, dass Roboter die Menschen künftig in vielen Bereichen der Produktion komplett ersetzen werden. Debatten um Mindestlöhne für Menschen verstärken diesen globalen Trend zum Roboter (mehr hier).

Der 65-jährige Kawai erwartet nicht, dass Toyota eines Tages alle Roboter wieder durch Menschen ersetzen wird. Doch man dürfe sich nicht von Maschinen abhängig machen, die nur immer wieder die gleichen Dinge tun. „Um die Maschinen zu beherrschen, muss man das Wissen und die Fähigkeiten haben, um die Maschinen zu lehren.“

„Wenn es jemals eine Technologie gibt, die fehlerlos ist und die immer perfekte Produkte erzeugt, dann werden wir bereit sein, diese Maschinen zu bauen“, so Kawai. Doch es gebe keine Maschine, die auf Dauer stabil ist.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Vor diesen Herausforderungen steht der künftige Bahn-Chef
16.08.2025

Richard Lutz muss seinen Posten als Bahnchef räumen - und übergibt dabei zahlreiche Probleme an seinen Nachfolger. Kann der erfolgreicher...

DWN
Technologie
Technologie Laser gegen Putins Drohnen: Europas Hightech-Antwort auf den Krieg
16.08.2025

Während russische Drohnen den Himmel über Europa testen, setzen die Ukraine und die EU auf eine futuristische Waffe: Laser, die für...

DWN
Finanzen
Finanzen Europas Bankenaufsicht warnt: Drei Risiken können das Finanzsystem erschüttern
16.08.2025

Er führt Europas Bankenaufsicht – und sieht drei Gefahren, die selbst starke Institute ins Wanken bringen könnten: geopolitische...

DWN
Politik
Politik Spitzbergen: Russland hat 100 Jahre nach dem Spitzbergen-Vertrag die Arktis genau im Blick
15.08.2025

Vor 100 Jahren wurde der Spitzbergen-Vertrag unterzeichnet – ein Abkommen mit besonderer geopolitischer Brisanz. Heute sorgen Norwegen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Finanzministerium will private Investitionen erleichtern
15.08.2025

Das Finanzministerium plant Änderungen, die private Investitionen in Deutschland attraktiver machen sollen. Doch reichen neue Gesetze und...

DWN
Panorama
Panorama Steuerzahlerbund: Beamtenstatus kritisch hinterfragen
15.08.2025

Der Streit um den Beamtenstatus gewinnt an Schärfe: Politiker und Verbände ringen um Reformen, Kosten steigen, und Bürger fragen sich:...

DWN
Finanzen
Finanzen Symrise-Aktie: Aromenhersteller mit Riecher fürs Milliarden-Geschäft
15.08.2025

Symrise zählt zu den weltweit größten Herstellern von Duft- und Geschmackstoffen. Der Konzern aus Holzminden beliefert Kunden in mehr...

DWN
Politik
Politik Putin nutzt Alaska-Gipfel, um Trump wirtschaftliche Zugeständnisse abzuringen
15.08.2025

Während in Alaska die Kameras auf Donald Trump und Wladimir Putin gerichtet sind, will der Kreml den Ukraine-Krieg ausblenden – und den...