Credit Suisse bekommt im Steuerstreit die härtere Gangart der US-Justiz zu spüren. Der zweitgrößten Schweizer Bank droht einem Insider zufolge wegen Beihilfe zu Steuerhinterziehungen eine Strafzahlung von bis zu 1,6 Milliarden Dollar.
Credit Suisse müsste damit trotz eines geringeren Fehlverhaltens eine rund doppelt so hohe Buße schultern wie der Erzrivale UBS vor fünf Jahren. Auch die übrigen Schweizer Banken im Visier der USA, darunter Julius Bär und die Kantonalbanken von Zürich und Basel, müssen sich auf hohe Strafen gefasst machen.
Damit machen die USA den Schweizer Banken ein für alle Mal klar, dass das einst lukrative Geschäft mit dem Bankgeheimnis und amerikanischem Schwarzgeld keine Zukunft mehr hat. Von Credit Suisse fordern die Amerikaner im Gegensatz zur UBS zudem ein formelles Schuldeingeständnis.
In den letzten Jahren schreckte die Behörde meist davor zurück, Strafverfahren gegen Finanzfirmen einzuleiten. Dies galt insbesondere für große Konzerne.
Die Gespräche zwischen Credit Suisse und den US-Behörden sind einem Schweizer Insider zufolge noch nicht abgeschlossen, eine Einigung könnte aber in den kommenden Wochen erzielt werden. Immerhin sei aber das schwerste juristische Geschütz, ein Strafprozess, vom Tisch.
Die im Raum stehenden bis zu 1,6 Milliarden Dollar Strafe sind deutlich mehr als erwartet. Bisher gingen viele Beobachter von rund einer Milliarde Dollar aus. Credit Suisse selbst hat für eine mögliche Strafe bisher 895 Millionen Franken beiseitegelegt.
Ein Händler sagte, 1,6 Milliarden Dollar seien viel, aber Credit Suisse werde dies nicht in Schieflage bringen, sondern lediglich den Gewinn drücken.
Credit Suisse steht nun zwar im Rampenlicht, wird das leidige Thema aber wohl auch schneller los als die übrigen 13 Institute, gegen die seit 2011 ermittelt wird. Auch sie dürften zusammen nochmals eine Milliarden-Summe in die USA überweisen müssen.
Einem Schweizer Insider zufolge hängt die Höhe der Strafe von der Schwere des Vergehens und dem Umfang der Kooperation mit den US-Behörden ab.
Die Schweizer Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf war vergangene Woche in die USA geeilt, um die Banken zu verteidigen. „Die Schweiz engagiert sich bei den amerikanischen Behörden für ein faires und ausgewogenes Verfahren und die Wahrung der Verhältnismäßigkeit, damit Schweizer Banken nicht schlechter behandelt werden als andere Banken“, hieß es in danach in einer Mitteilung.
Credit Suisse hat am Freitag erneut Kompromissbereitschaft signalisiert. Sie will den Streit so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Soweit Fehler der Bank vorliegen, muss sie dafür die Verantwortung übernehmen“, sagte UBS-Präsident Urs Rohner am Freitag auf der Aktionärsversammlung der zweitgrößten Schweizer Bank in Zürich.
Die Bank habe bereits 2008 begonnen, in der Schweiz die Vermögensverwaltung für reiche Amerikaner zurückzufahren, sagte Rohner. „Wir können aber nicht bestreiten, dass auch US-Kunden vom Bankgeheimnis in der Schweiz profitiert haben, um unversteuerte Vermögen anzulegen“, sagte er laut Redetext.
Der Forderung der Amerikaner, die Namen der mutmaßlichen US-Steuerhinterzieher herauszugeben, kann die Bank wegen des Schweizer Bankgeheimnisses aber nicht nachkommen.
„Wie Sie wissen, enthält das Schweizer Recht gewisse Schranken, welche die Übergabe von Daten an US-Behörden einschränken“, sagte Rohner den Aktionären. „Wir setzen jedoch alles daran, diesen Fall innerhalb des vorgegebenen US- und schweizerischen Rechtsrahmens bestmöglich und zeitgerecht zu lösen.“
Der Faktor Zeit spielt auch für Konzernchef Brady Dougan eine große Rolle. „Wir wollen diese Angelegenheit so schnell wie möglich lösen, um die damit verbundene Unsicherheit zu beseitigen“, sagte der gebürtige Amerikaner. „Dabei sind wir bestrebt, eine tragbare Lösung zu finden, um die Vergangenheit zu bereinigen.“