Die Weltbank hat ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr deutlich reduziert. Als Gründe führte die Institution aus Washington D.C. den ungewöhnlich harten Winter in den USA, die Ukraine-Krise und Turbulenzen am Finanzmarkt an.
Die Weltwirtschaft werde in diesem Jahr voraussichtlich nur um 2,8 Prozent wachsen, teilte die Organisation am Dienstag in Washington mit. Im Januar war sie noch von 3,2 Prozent ausgegangen. Die Wachstumsprognose für die Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien und China wurde dabei nach unten gesenkt. Für Brasilien verschlechterten sich die Aussichten von 2,4 auf 1,5 Prozent. In Indien fiel die Prognose von 6,2 auf 5,5 Prozent. Und in China beträgt das Wachstum der Weltbank zufolge nur noch 7,6 statt 7,7 Prozent.
„Die Wachstumsraten in den Schwellenländern sind viel zu bescheiden, um die Anzahl von Arbeitsplätzen zu schaffen, die wir benötigen, um die Leben der ärmsten 40 Prozent zu verbessern“, sagte Weltbank-Präsident Jim Yong Kim. „Es ist offensichtlich, dass diese Länder sich beeilen und größere Anstrengungen bei Strukturreformen unternehmen müssen. Nur so können wir das Wirtschaftswachstum auf das Level anheben, dass wir benötigen, um die extreme Armut noch in unserer Generation zu beenden“, so Kim weiter.
Auch das Wirtschaftswachstum der USA wurde von 2,8 auf 2,1 Prozent deutlich nach unten korrigiert. Der strenge Winter habe die US-Wirtschaftsleistung im ersten Quartal belastet, sagte der Hauptautor der Studie, Andrew Burns, am Dienstag in Washington.
„Die Weltwirtschaft hat dieses Jahr einen holprigen Start hingelegt, ausgelöst durch das schlechte Wetter in den USA, Turbulenzen am Finanzmarkt und den Konflikt in der Ukraine“, zitiert Bloomberg aus dem Weltbank-Bericht.
Für 2015 und 2016 geht die Weltbank unverändert von einem Wachstum um 3,4 beziehungsweise 3,5 Prozent aus. Bereits in diesem Jahr soll die Weltkonjunktur Fahrt aufnehmen. Eine wichtige Rolle spielten dabei die reicheren Länder, die sich wirtschaftlich weiter erholten.
Für ihren neuen Ausblick nahmen die Experten an, dass der Konflikt zwischen der Ukraine und Russland anhält, sich aber nicht weiter zuspitzt. Eine Eskalation könne das Vertrauen weiter beschädigen und dazu führen, dass Geld erst später investiert werde. Im schlimmsten Falle könne wegen der Krise das Wachstum in Entwicklungsländern um 1,4 Punkte niedriger liegen. „Märkte und Investoren mögen Unsicherheit nicht“, sagte Burns.
Besorgt äußerte sich Burns im Zusammenhang mit einer möglicherweise strengeren Geldpolitik in den Industriestaaten in den beiden kommenden Jahren. Die Entscheidungen der Fed sorgten bereits im letzten Jahr für heftige Turbulenzen an den Finanzmärkten und brachten die Schwellenländer stark unter Druck (mehr hier). Die dortigen Regierungen müsste sich darauf einstellen, dass die US-Notenbank die Zinsen bald anheben könnte. Daher sollten die Schwellenländer schon jetzt ihre Haushaltsdefizite reduzieren, die Produktivität erhöhen und die Zinssätze anheben.