Eine aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich der Bereich "Mobile Banking" zum Trend der nächsten Jahre entwickeln wird. Konsumenten haben die Möglichkeit, Überweisungen per Mobilfunk-Gerät zu tätigen. Doch Telekommunikations-Firmen hätten dann auch einen Zugriff auf alle Kontodaten der Nutzer.
Einer neuen Studie von Accenture zufolge ("The Digital Disruption in Banking") denken in Nordamerika bereits 27% der Bankkunden über den Wechsel zu einem "rein digitalen" Bank-Angebot wie Mobile Banking nach.
Sogar 48% wären demzufolge an einer real-time Analyse ihres Ausgabenverhaltens interessiert - auch das könnte eine mobile Bankdienstleistung bieten. Insbesondere die Gruppe der 18-34jährigen zeigte sich Mobile Banking gegenüber sehr aufgeschlossen. Die accenture-Studie nennt diese Gruppe "Millenials" und sieht sie als Kern-Zielgruppe des Mobile Bankings.
Das Anbieten von Bankdienstleistungen auf dem Mobilfunkgerät ist keineswegs eine völlig neue Idee. So wird ein vergleichbares Angebot in Kenia bereits von rund 20 Mio. Menschen genutzt. Dort ist die Situation allerdings nur bedingt vergleichbar: In Kenia ist die Überweisung per Mobilfunkgerät angesichts teilweise fehlender Infrastruktur für zahlreiche Kunden die einzige Möglichkeit, ihren Verwandten Geld zu senden.
Viel interessanter für Carrier für die Deutsche Telekom dürften die großen Märkte innerhalb der EU sowie die USA sein. Ein Testballon könnte es gewesen sein, dass T-Mobile Polska und die polnische Alior Bank bereits im Dezember 2013 ein Kooperationsabkommen unterzeichneten. Die Mobilfunktochter der Deutschen Telekom (100% Anteil) ist in Polen Marktführer. Beide Partner sprechen von den Vorteilen, die eine Kooperation zwischen einer Bank und einem Mobilfunkunternehmen bringen soll.
Demzufolge sollen T-Mobile Polska-Kunden - laut Unternehmensangaben rund 16. Mio. - Bankdienstleistungen angeboten werden. Die Kooperation soll den Mobilfunkkunden ein Konto inkl. Überziehungsmöglichkeit, eigene Kreditkarte, Spareinlagen sowie weitere Bankdienstleistungen ermöglichen.
Es könnte deshalb nur eine Frage der Zeit sein, bis sich auch in den USA und anderen Staaten der Europäischen Union strategische Allianzen zwischen Mobilfunkunternehmen und Banken bilden. Startups versuchen bereits, vom neuen Trend zu profitieren. Unternehmen wie Square ermöglichen es, dass Kreditkarten auf dem iPhone oder iPad genutzt werden können - mittels eines einfachen Adapters.
Es ist nicht verwunderlich, dass die Platzhirsche den Startups diesen potenziellen Wachstumsmarkt nicht überlassen möchten. Auch in den USA unternahm die Deutsche Telekom über ihre dortige Mobilfunktochter erste Schritte. Letzten Januar teilte T-Mobile US mit, sich im Bereich "Mobile Money" stärker engagieren zu wollen.
Erstes größeres konkretes Projekt war in Zusammenarbeit mit VISA die Einführung einer Prepaid-Kreditkarte, welche in T-Mobile Stores aufgeladen werden kann. Bei einer entsprechend installierten App können Kunden z.B. Schecks ihrem Konto gutschreiben lassen, indem diese fotografiert und erkannt werden. Weitere große Projekte von T-Mobile US lassen bislang noch auf sich warten.
Kooperationen wie die zwischen T-Mobile Polska und der polnischen Alior Bank könnten ein Versuchsballon sein, um die Möglichkeiten im Bereich "Mobile Banking" auszuloten. Wenn die accenture-Studie Recht behält, haben wir es mit einem neuen Wachstumsmarkt zu tun. Es dürften dann weitere große Carrier folgen, welche in den Markt eintreten möchten.
Für den Kunden kann das Bezahlen oder Konto überziehen per Smartphone komfortabel sein.
Es ist allerdings durchaus fragwürdig, ob dieser neue Trend nicht auch zu neuen Problemen führen wird.
So könnte es im Sinne des Datenschutzes problematisch werden, wenn (halbstaatliche) Mobilfunkunternehmen Zugriff auf die Bankdaten ihrer Kunden erhalten.