Die Irak-Krise könnte zu einem totalen Zerfall des Landes führen. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass in Zukunft Sunniten, Schiiten und Kurden ihre eigenen Staaten gründen werden. Doch insbesondere die Türkei fürchtet einen unabhängigen Kurdenstaat im Nordirak.
Deshalb ist die aktuelle Erdoğan-Regierung darauf Bedacht, gute Beziehungen zur Autonomen Region Kurdistans (KRG) aufzubauen. Die wirtschaftlichen und politischen Beziehungen zwischen der Türkei und dem Nordirak sollen möglichst eng sein. Damit will die Erdoğan-Regierung verhindern, dass die Kurden Alleingänge starten.
Auch der National Intelligence Council (NIC) warnt in seinem Bericht Global Trends 2030 vor einem erstarkenden Kurdenstaat im Irak. Der wird grundsätzlich nicht abgelehnt. Doch ein zu starker Kurdenstaat könnte territoriale Ansprüche auf die Türkei erheben. In diesem Zusammenhang wird die Spaltung als eines der sechs bedrohlichsten Szenarien für die kommenden Jahrzehnte genannt.
„Das ist das schlimmste Szenario für den Nahen Osten. Wir müssen alles daran setzen, dass jenes Szenario nicht eintritt“, zitiert die Zeitung Hürriyet den US-Analysten Matthew Burrows. Burrows war am Bericht des Zentrum des US-Geheimdienstes beteiligt.
Doch in den USA gibt es auch andere Stimmen. Der ehemalige US-Oberleutnant Ralph Peters veröffentlichte 2006 im Armed Forces Journal eine neue Landkarte für den Nahen Osten. Peters zufolge wird im Nahen Osten ein unabhängiger Kurdenstaat entstehen, der auch einen Großteil der Südost-Türkei bekommt.
Zumindest bestehen aktuell enge kulturelle und wirtschaftliche Verflechtungen zwischen den Kurden in der Südost-Türkei und im Nordirak. Die werden in den kommenden Jahren zunehmen.
Eine Verschmelzung beider Regionen ist nicht mehr auszuschließen.