Nur durch sogenannte Tracer-Moleküle konnten die Forscher die wichtigen Zellen ausmachen. Diese Art der Stammzellen haben dabei die Fähigkeit die Hornhaut im menschlichen Auge zu regenerieren. Inwieweit dieser Fund jetzt direkt auf den Menschen übertragbar ist, wird sich zeigen. Zumindest beim Versuch an Mäusen haben die Stammzellen sofort ihre Arbeit geleistet. Die getesteten Mäuse hatten nach der Behandlung vollständig gesunde Hornhäute.
Verantwortlich für den Forschungsdurchbruch ist ein Zusammenschluss von vier verschiedenen Einrichtungen in Boston: das Veterinäramt VA Boston Healthcare System, das Augen und Ohren Spital Massachusetts Eye and Ear Infirmary, sowie die Krankenhäuser Brigham and Women's Hospital und Boston Children's Hospital. Ihr gemeinsames Ziel ist eines Tages Menschen zu helfen, die Sehkraft wiederzuerlangen, berichtet Nature.
Konkret geht es bei dem Verfahren um eine bestimmte Sorte von Stammzellen. Diese sind bei jedem Menschen vorhanden und dafür zuständig, dass dieser gut sieht. Die sogenannten Limbalen Stammzellen (LSC) sorgen dafür, dass die Hornhaut in regelmäßigen Abständen erneuert wird. Dieser Prozess findet bei Menschen mit guter Sehkraft alle paar Wochen statt. Dabei wird die Hornhaut in gewisser Weise komplett neu gebildet. Die alten Zellen sterben ab und neue ersetzen die bisherige Hornhaut.
Solange dieser Prozess einwandfrei funktioniert, kann ein Mensch weiterhin gut sehen. Erst wenn die Funktion der Limbalen Stammzellen nachlässt, verschlechtert sich auch die Sicht. Die Hornhaut wird trübe und verringert dadurch das Augenlicht. Der Effekt ist dann eine schwächere Sehkraft. Doch damit ist es leider in den meisten Fällen nicht getan.
Fallen die Zellen komplett aus und wird die Hornhaut gar nicht mehr erneuert, wird der Betroffene blind. Ursachen dafür treten meist in Form einer Krankheit oder durch eine Verletzung auf. Bislang gab es für die Patienten keine praktikable Lösung. An ein relativ einfach Nachwachsen durch Stammzellen war gar nicht zu denken.
Das lag aber auch daran, weil es schier unmöglich war, die entsprechenden Stammzellen zu identifizieren. Bei der Testreihe wollen die Wissenschaftler die LSC in einem Bereich zwischen der Lederhaut und der Hornhaut im Auge entdeckt haben. Ohne das angesprochene Tracer-Molekül wären die Stammzellen nicht gefunden worden. Die so wichtigen Moleküle kommt offenbar auf der Oberfläche der LSC auf natürliche Weise vor. Somit fällt die Identifizierung auch deutlich leichter.
Das Tracer-Molekül mit der Bezeichnung ABCB5 gibt es allerdings nicht nur im Auge. Es wurde bereits in anderen Stellen im menschlichen Körper entdeckt. Was neu daran ist, ist die Tatsache, dass es zum ersten Mal bei Libalen Stammzellen nachgewiesen werden konnte. Für die weitere Forschung ist die leichte Identifizierung ausschlaggebend.
Im Versuchslabor wurde bei dem Projekt Mäusen die besagten Stammzellen transplantiert. Mit Hilfe von auf Licht reagierende Markierungen konnten die Wissenschaftler nachweisen, welche Zellen für die Neubildung von Hornhäuten verantwortlich waren. Die Zelltransplantate wurden danach mit Licht bestrahlt und dank der hinzugefügten Fluoreszenz der Stammzellen, konnte der Nachweis über ihre Funktion eindeutig erbracht werden.
Mäuse mit den richtigen Stammzellen ausgestattet konnten also tatsächlich menschliche Hornhaut nachbilden, meldet das Portal Massachusetts Eye and Ear. Das ist ein erster Schritt und macht Hoffnung, dass die Stammzellenforschung weitere finanzielle Mittel bekommt. Denn ganz eindeutig hat eine Heilung auf diesem Weg viele Vorteile. Ganz zu schweigen davon, dass Ärzte auf diesem Weg Blinde wieder sehen lassen könnten. Das wäre eine Sensation schlechthin.
Brillenhersteller sind von der Idee vermutlich nicht so sehr angetan. Vielmehr wehren sich aber allzu bibeltreue Christen in Amerika grundsätzlich gegen die Stammzellenforschung. Kritikpunkt Nummer eins ist dabei, dass die Zellen in der Regel von Embryos entnommen werden. Und das ist vielleicht der schönste Teil der Ergebnisse von den Forschern aus Boston: Limbale Stammzellen werden von Erwachsenen gewonnen. Es gibt also keinen Grund auch nur ein Ungeborenes Kind dafür zu berühren. Stammzellen von Erwachsenen helfen anderen Menschen ihr Augenlicht wiederzuerlangen.
Natürlich wäre es grundsätzlich auch möglich, dass Eltern bei der Geburt von ihren Kindern einige der Stammzellen für deren Zukunft extrahieren. Somit hätte das Neugeborene ideales Zellmaterial für seine Zukunft. Doch das kommt wohl erst im zweiten oder dritten Schritt und soweit ist die Stammzellenforschung noch nicht. Auch nicht im Bewusstsein der Bevölkerung. Das Potential ist augenscheinlich nahezu unendlich, welche Krankheiten mit dieser Methode geheilt werden können. Wenn die aufgezeigte Forschung dabei helfen kann, die meisten Fälle von Blindheit zu regenerieren, wird es vermutlich nicht nur den Patienten im wahrsten Sinne die Augen öffnen.