Moskau hat vor acht Jahren seine Kapitalverkehrskontrollen abgeschafft. Russland wurde so zum größten Schwellenland, das uneingeschränkt Geldströme über die Grenzen hinweg ermöglichte. Nun wird über eine Wiedereinführung spekuliert.
Grund dafür sind die Auswirkungen der Sanktionen gegen Russland. Sollte der Rubel mehr als 15 Prozent einbrechen oder die internationalen Reserven auf unter 100 Milliarden US-Dollar sinken, befürworten russische Wirtschaftsinstitute – die auch die Regierung beraten – eine Kapitalverkehrskontrolle.
„Die Ablehnung des freien Kapitalfluss ist eher eine politische Entscheidung als eine für die Zentralbank“, so Michail Khromow, ein leitender Forscher am Moskauer Institut Gaidar. „Es kann die russische Antwort auf die westlichen Sanktionen sein“, zitiert ihn Bloomberg.
„Die Notenbank wird versuchen, Marktinstrumente zu nutzen“, so Anton Tabakh, ein leitender Ökonom beim Energie-und Finance-Institut in Moskau, zu Bloomberg. „Aber wenn es massive und systemische Rubel-Abschreibungen gibt, Kapitalabfluss und den Druck auf Reserven, so wird die Zentralbank weichen Maßnahmen verhängen, um Kapital zu kontrollieren“.
Im Jahr 2006 hat die Zentralbank den Rubel durch die Aufhebung der Währungskontrollen und Lockerung der Anleger-Beschränkungen voll konvertierbar gemacht. Bis dahin waren für den Handel der Einsatz von Sonderkonten und Sicherheitseinlagen nötig, um Gelder zu transferieren.
Vor sechs Jahren erreichten Russlands Reserven mit 598 Milliarden US-Dollar ihren Höhepunkt. Nun liegen sie bei rund 126 Milliarden und somit auf dem niedrigsten Stand seit 2010.
Im ersten Quartal gab es in Russland einen Kapitalabfluss ins Ausland in Höhe von 48,8 Milliarden US-Dollar. Es ist der höchste Abzug seit dem vierten Quartal 2008. Damals wurden als Folge der Lehman-Pleite 132 Milliarden Dollar abgezogen. Im aktuellen Jahr wurden bisher 75 Milliarden US-Dollar außer Landes gebracht, meldet die russische Notenbank. Der US-Investor JPMorgan Chase hat sogar Analysten-Stellen für den Russland-Markt gestrichen (mehr dazu hier).
Auch russische Oligarchen ergreifen bereits eigene Maßnahmen gegen die Sanktionen. Öl-Milliardär Timtschenko verteilt seine geschätzten 14 Milliarden Dollar jetzt über chinesische Kreditkarten. Nach Vorbild des Präsidenten Putin orientieren auch die Oligarchen sich finanziell Richtung China (mehr dazu hier).
Als „neues Instrument der US-Außenpolitik“ bezeichnet Victoria Nuland den Finanzkrieg gegen Russland. Die Amerikaner kämpfen vor allem um die Vorherrschaft des Dollar. Dafür ist ihnen jede Manipulation recht - offenbar auch ein offener Wirtschaftskrieg gegen Russland (mehr dazu hier).