Ein russischer Militärkonvoi soll Medienberichten zufolge auf ukrainisches Territorium vorgedrungen sein. Die britischen Zeitungen The Guardian und The Telegraph berichten, 23 gepanzerte Mannschaftstransportwagen hätten am späten Donnerstagabend gemeinsam mit Tanklastwagen und anderen Versorgungsfahrzeugen die Grenze zur Ukraine passiert. An allen Fahrzeugen seien Kennzeichen des russischen Militärs angebracht gewesen. Es seien bewaffnete Männer auf den Transportwagen zu sehen gewesen sein, berichtet der Guardian. Allerdings machte die Aktion nicht den Eindruck einer massiven Invasion, schreibt das Blatt. Auch der BBC-Reporter Steve Rosenberg meldete am Donnerstag via Twitter, dass eine große Zahl militärischer Transporter die Grenze zur Ukraine überschritten hätten. Shaun Walker vom Guardian schrieb auf Twitter, dass es sich nicht um massive Invasionstruppen handle, sondern eher um eine Unterstützung der Rebellen, wie sie seit einiger Zeit von Russland erfolge.
Der Konvoi wartete den Einbruch der Dunkelheit ab, nutzte dann einen Feldweg und fuhr durch eine Lücke im Grenzzaun in von prorussischen Separatisten kontrolliertes Gebiet in der Ostukraine, wie der Guardian berichtete. Der Vorfall ereignete sich demnach nahe der russischen Stadt Donezk, die rund 200 Kilometer entfernt vom ukrainischen Donezk liegt. Die Lastwagen seien mit voll aufgeblendeten Lichtern in die Ukraine eingefahren, schreibt der Telegraph und schließt daraus, dass die Russen nicht den Versuch unternommen hätten, das Vordringen geheim zu halten. Die Grenze wird an dieser Stelle nicht von der Ukraine kontrolliert.
Andriy Lysenko, Sprecher der ukrarinischen Sicherheitsrats, sagte, dass am Donnerstagabend zwei Kampf-Jets der Russen vom nahe der Grenze gelegenen Flughafen Andriy Lysenko aufgestiegen sein sollen und an der Grenzen patrouilliert haben sollen. Dabei soll es zu Verletzungen des ukraiinischen Luftraums gekommen sein.
Ein seit drei Tagen anrollender russischer Hilfskonvoi ist wegen mangelnder Absprachen mit dem Roten Kreuz vor der ukrainischen Grenze zum Stillstand gekommen. Der russische Konvoi machte nach Angaben der IKRK-Sprecherin am Donnerstag südlich der russischen Stadt Kamensk-Schachtinski halt. Westlich davon auf der ukrainischen Seite der Grenze liegt Luhansk, die von den Rebellen gehalten wird. Einer der Fahrer hatte Reuters am Donnerstag erklärt, man wolle den Grenzübergang bei Iswarine ansteuern, der von den Rebellen gehalten wird. Damit würde es den ukrainischen Behörden nicht möglich sein, die Ladung zu inspizieren. Allerdings müssten die 280 Lastwagen später durch den Ort Nowoswitliwka, den die ukrainische Armee am Donnerstag einnahm.
Der Hilfstransport ist umstritten, weil die Regierung in Kiew Russland als Aggressor ansieht. Moskau wies Vorwürfe zurück, der Konvoi könnte Waffen für die prorussischen Separatisten enthalten. Die Nato und Frankreich hatten davor gewarnt, Moskau könne den Konvoi verwenden, um eine Invasion durchzuführen.
Ein hochrangiger Vertreter des Roten Kreuzes ist am Donnerstag in Kiew zu Verhandlungen über einen umstrittenen russischen Hilfskonvoi angekommen. Laurent Corbaz werde sich am Freitag mit den ukrainischen Behörden treffen, sagte eine Sprecherin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) der Nachrichtenagentur Reuters. Später werde er nach Moskau reisen. Corbaz ist für Europa und Zentralasien zuständig. Er werde bei den Treffen betonen, dass die geplante Hilfe für die Ostukraine nicht zum politischen Spielball werden dürfe, sagte die Sprecherin. Auch ein zweiter, ukrainischer Konvoi werde Thema sein. Dieser ist in Richtung Ostukraine unterwegs, wo sich die Armee und prorussische Aufständische erbitterte Kämpfe liefern.