Das russische Importverbot für EU-Gemüse macht niederländischen Landwirten ebenso zu schaffen wie ihren Kreditgebern. Die Radobank gilt traditionell als größter Kreditgeber für die Agrarbranche des Landes und schlägt jetzt Alarm: Dutzende ihrer Kunden stünden vor einer akuten Liquititätskrise, weil ihre Einnahmen durch die Sanktionen massiv zurückgingen. Die Landwirte klagten zudem bereits über Preisverfall durch das entstandene akute Überangebot auf dem europäischen Markt.
Am schlimmsten seien die Erzeuger von Tomaten, Paprika und Birnen betroffen, denen die Bank finanzielle Hilfe anbieten wolle, berichtete das Wall Street Journal. „Wir werden alles tun, um ihnen über den russischen Winter zu helfen“, sagte Rabobank-Chef Bruggink bei der Vorstellung der Geschäftszahlen.
Das Einfuhrverbot aus Moskau wirkt sich zwar nur auf einen Bruchteil der niederländischen Wirtschaft aus. Doch der Boykott kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da der Agrar-Sektor immernoch versucht, sich von einem wirtschaftlichen Abschwung zu erholen, der seinerseits bereits eine Welle von Insolvenzen ausgelöst hatte.„Die Branche hat seit Jahren zu kämpfen, das Verbot kommt jetzt noch obendrein", sagte Rob Bal, ein Tomatenzüchter mit mehreren Kunden in Russland. „Die niederländische Tomate ist wichtig für unsere Wirtschaft. Wir können dieses Kronjuwel unter keinen Umständen verlieren“.
Das Boykott könnte allerdings auch Auswirkungen auf Finanzinstitute selbst haben. Die Rabobank ist mit Abstand der größte Kreditgeber der Landwirtschaft in den Niederlanden. Sie hält einem Anteil von sieben Milliarden Euro an dem niederländischen Gewächshausanbau und hat bereits gewarnt: Das Verbot könnte wegen der negativen Auswirkungen auf die Kunden auch die Gewinne der Bank „in begrenztem Umfang“ beeinträchtigen.
Der Nettogewinn der Rabobank schrumpfte im ersten Halbjahr 2014 um drei Prozent auf 1,44 Milliarden Euro. Dies sei vor allem eine Folge der erhöhten Rückstellungen für faule Kredite. Der Großteil dieser inzwischen sieben Prozent Rücklagen habe sich in den Niederlanden auf den Gartenbausektor konzentriert, hieß es. Die Genossenschaftsbank gilt als eine der sichersten Privat-Banken der Welt, musste allerdings im Libor-Skandal rund 750 Millionen Euro zahlen.
Die EU hatte zuletzt bis zu 125 Millionen Euro an EU-Steuergeldern für die Landwirte von verderblichen Früchten und Gemüse versprochen, wenn diese ihre Ernte verschenken, verfaulen lassen oder vernichten (mehr hier).
Die niederländische Regierung hat zudem ein Kurzarbeit-Programm für die Landwirte entwickelt. , Die Arbeitgeber erhalten dabei staatliche Subventionen, wenn sie die Arbeitszeit reduzieren.