Die Rebellen in der Ostukraine stehen nach eigener Darstellung kurz vor der Eroberung des Flughafens Donezk. "Der Flughafen ist zu 95 Prozent unter unserer Kontrolle", sagte ein Befehlshaber der Aufständischen, Alexander Timofejew, am Dienstag. Nur einige verbliebene ukrainische Soldaten müssten noch vertrieben werden. "Die ukrainische Armee zieht sich zurück. Es ist mehr eine Flucht", sagte Timofejew. Die ukrainischen Streitkräfte hatten den Flughafen erst vor zwei Monaten nach einer eigenen Offensive unter ihre Kontrolle gebracht. Am Montag gaben Regierungstruppen den Flughafen in der anderen von Rebellen kontrollierten Großstadt Luhansk auf.
Seit gut einer Woche verzeichnen die Rebellen wachsende militärische Erfolge gegen die Regierungstruppen. Die Ukraine wirft Russland vor, die Aufständischen direkt mit eigenen Soldaten zu unterstützen. Die russische Regierung bestreitet das.
Die staatliche Nachrichtenagentur Ria Novosti meldet sogar den Rückzug der Armeeführung aus Donezk, was einer Aufgabe der Stadt gleichkäme. Die Agentur schreibt:
Beachtliche Kräfte der ukrainischen Armee und der Nationalgarde sind nach Angaben des Volkswehrstabes aus dem Gebiet Donezk abgezogen worden. „Der Sinn dieses Manövers ist noch nicht ganz klar“, teilte ein Mitarbeiter des Stabes am Dienstag in Donezk mit.
„Möglicherweise wollen sich die Sicherheitskräfte auf die Verteidigung der Gebiete Saporoschje und Dnepropetrowsk konzentrieren oder sich umgruppieren. Oder sie haben verstanden, dass Attacken auf die Volksrepublik Donezk aussichtslos sind“, hieß es.
Nach der Einnahme des Flughafens von Lugansk durch prorussiche Separatisten sollen sich rund 100 ukrainische Soldaten durch einen humanitären Korridor abgesetzt haben. Das sagte ein Anführer der Aufständischen am Dienstag russischen Medien zufolge. Aus dem Sicherheitsrat in Kiew hieß es, die Regierungstruppen hätten vor ihrer Flucht vom Flughafen das Rollfeld gesprengt. Die Separatisten im Gebiet Donezk teilten mit, sie hätten innerhalb von 24 Stunden mehr als 300 gefangene und verletzte Soldaten an Vertreter der Führung in Kiew übergeben.
Die Kämpfe zwischen Militär und den Aufständischen rücken offenbar immer näher an die Hafenstadt Mariupol am Asowschen Meer. Die Straße zwischen Donezk und Mariupol kontrollieren die Separatisten nach eigenen Angaben bereits. Aus dem ukrainischen Sicherheitsrat verlautete, regierungstreue Kämpfer hätten in Erwartung eines Angriffs die Zufahrtspunkte in die Hafenstadt verstärkt.