Finanzen

Sparkassen: „Das ist ein schlechter Tag für die deutschen Sparer“

Lesezeit: 1 min
04.09.2014 18:47
Der Deutsche Sparkassen und Giroverband kritisiert die erneute Zinssenkung durch die EZB scharf. Sparkassenpräsident Georg Fahrenschon warnt, dass es nun zum Einstieg in das QE kommen kann. Dies würde die deutschen Sparer massiv treffen.
Sparkassen: „Das ist ein schlechter Tag für die deutschen Sparer“

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Als schlechten Tag für die Sparer in ganz Europa hat der Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Georg Fahrenschon, die erneute Zinssenkung durch die EZB bezeichnet. Die Zinskosmetik verdeutliche, dass die Zentralbank immer näher an das Ende ihrer geldpolitischen Möglichkeiten stoße. „Es ist schon heute zu viel Liquidität im Markt, die Gefahr krisenhafter Zuspitzungen steigt durch den heutigen Zinsschritt weiter“.

Die Zentralbank hätte gut daran getan, Ruhe zu bewahren, um zunächst die bereits getroffenen Maßnahmen wirken zu lassen“, so der DSGV-Präsident. Angesichts des sehr niedrigen Preisauftriebs im Euroraum und der stockenden wirtschaftlichen Erholung könne man in gewissem Umfang Verständnis für den empfundenen Handlungsdruck entwickeln. „Der neuerliche Miniatur-Schritt bewirkt in der Sache aber gar nichts und verstärkt den Eindruck einer reinen Getriebenheit der Notenbank“, sagte Fahrenschon.

Ohnehin zeige der zuletzt deutlich rückläufige Außenwert des Euro bereits eine Entspannung bei Preisen und Konjunktur, die ein Abwarten gerechtfertigt hätte. Mit dem weiter ins Negative verschärften Strafzins für die Einlagefazilität nähere sich die EZB zudem einem Punkt, an dem sie eine verstärkte Bargeldhaltung provoziere. Die Konkretisierung des Ankaufs weiterer Assetklassen - vor allem wohl ABS – zeige, dass die EZB auch nicht davor zurückschrecke, aktiv in immer mehr Märkte einzugreifen. „Die EZB übernimmt damit immer mehr Risiken in die eigenen Bücher.“

Die Ankäufe von Covered Bonds scheinen dagegen auf den ersten Blick in der Tradition schon gesehener früherer Programme der EZB zu stehen. Die Stoßrichtung sei allerdings diesmal anders. „Wir müssen sehr gut achtgeben, dass dies nicht schon der Einstieg in ein Quantitative Easing ist“, so Fahrenschon. Wichtigstes Ziel müsse es bleiben, die Krisen durch Strukturreformen zu überwinden. Fahrenschon: „Die EZB sollte nicht länger versuchen zu tun, was sie nicht erreichen kann. Sie nimmt nur den Handlungsdruck von den eigentlich Verantwortlichen.“

Im Schatten der geopolitischen Wirrnisse wandelt Mario Draghi die EZB zu einer über allen stehenden Großbank und zugleich zu einer Planungskommission um. Innerhalb der EU wird die EZB unwiderruflich zum Staat um Staate. Die Regierungen schauen tatenlos zu, weil sie hoffen, dass die EZB sie damit von den europäischen Staatsschulden befreit. Der Preis ist ein nicht demokratisch legitimierter oder kontrollierter Einheitsstaat. Napoleon Bonaparte würde vor Neid erblassen.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...

DWN
Immobilien
Immobilien In Life-Science-Immobilien investieren: Tipps für den Einstieg in die neue Assetklasse
26.12.2024

Immobilien in der Life-Sciences-Branche sind höchst spezialisiert und komplex - und für Investoren ein besonders spannender...

DWN
Politik
Politik Biden setzt Zeichen: Todesurteile werden zu lebenslangen Haftstrafen umgewandelt
25.12.2024

Der scheidende US-Präsident Joe Biden positioniert sich klar gegen die Todesstrafe auf Bundesebene. Sein Nachfolger Donald Trump vertritt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft DWN-Interview: Hat Deutschlands Bergbau eine Zukunft?
25.12.2024

Deutschlands Bergbau steckt in einer kritischen Phase: Das Land verfügt über wertvolle Rohstoffe und ist in Bergbautechnologien führend....