Am Sonntag wurden von der EZB die offiziellen Ergebnisse des Stresstest bekanntgeben. Insgesamt beträgt die Kapitallücke 25 Milliarden Euro. Im Wesentlichen ging es um die Einhaltung der sogenannten harten Kernkapitalquote. 13 Geldhäuser in der Eurozone müssten die Lücke noch füllen, zwölf hätten dies bereits getan und ihre Bilanzen um 15 Milliarden Euro gestärkt. Die übrigen 13 Institute haben zwei Wochen Zeit der EZB einen Plan vorzulegen, wie sie die Kapitallöcher stopfen wollen.
Wie aus der offiziellen Veröffentlichung der EZB hervorgeht, hat die Münchener Hypothekenbank den Test nicht bestanden. Offenbar hat die Bank ihre Kapitallücke jedoch bereits aufgefüllt.
Der interessante Fakt dabei ist: sämtliche europäischen Banken außerhalb der Eurozone bestanden den Stresstest, wie die EBA (die europäische Bankenaufsichtsbehörde) die als zweite Institution für Geldhäuser außerhalb der Eurozone mit den Prüfungen befasst war, mitteilte. Somit bestanden die großen Geldhäuser in Großbritannien, Dänemark, Schweden, Norwegen, Ungarn und Polen den Check. In Österreich fiel die Krisenbank ÖVAG durch, die ohnehin zu Lasten der österreichischen Steuerzahler abgewickelt wird.
Am deutlichsten fiel der Stresstest zu Ungunsten des Traditionshauses Monte dei Paschi mit minus 2,1 Milliarden Euro aus. Bei griechischen Banken sieht es folgendermaßen aus: Der Eurobank fehlen 1,76 Milliarden Euro und die National Bank of Greece bestand den Stresstest nicht. Sie benötigt 930 Millionen Euro.
Portugals zweitgrößtes Geldhaus Banco Comercial Português benötigt 1,15 Milliarden Euro. Der teilverstaatlichten irischen Bank Permanent TSB fehlen nach einem Bericht der „Irish Times“ nach dem Stresstest 800 Millionen bis eine Milliarde Euro.
Der Bilanzcheck (Asset Quality Reviews) wies auf, dass in den Bilanzen der Banken deutlich mehr faule Kredite liegen als bisher angenommen. Es sind insgesamt 879 Milliarden Euro und damit 136 Milliarden Euro mehr als bislang angenommen.
Nachdem Bilanzcheck und Stresstest nun absolviert sind, wird die EZB nicht länger zögern, ihr Kredit-Aufkaufprogramm (ABS-Papiere und Covered Bonds, mithin Pfandbriefe) zu starten, um den Banken zuteilen die faulen Kredite abzunehmen und sie dadurch mit frischem Geld zu versorgen. Die Risiken der Bankbilanzen werden damit auf die Bilanz der EZB verlagert. Auch der Ankauf von Unternehmensanleihen ist bereits angedacht. Dieses neue „Instrument“, das die EZB eventuell auspacken wird, kann im ersten Quartal 2015 eingesetzt werden.
Der EU-Bankenstresstest sollte einen Schlussstrich unter Krise ziehen. Doch mussten die Banken etwa die in ihrem Besitz befindlichen Staatsanleihen anders als vergleichbare Aktiva nicht mit Eigenkapital unterlegen.
Auch die Derivate dürften sich größtenteils nicht im Prüfungsmodus befunden haben. Denn die Risiken kann man verschleiern. Deshalb sind bei großen Banken das Handelsbuch für Derivate und handelbare Wertpapiere viel wichtiger ist als das Bankbuch mit den Krediten. Im Handelsbuch ist es auch einfacher, die Vorgaben der Regulierung zu manipulieren, indem man die eigenen Risikomodelle für die Risiko-„Messung“ einsetzt.
Insofern ist fraglich, ob der Prüfungsansatz sinnvoll und richtig war, oder eher unzureichend, da nicht erkennbar ist, ob überhaupt und falls ja, in welchem Umfang außerbilanzielle Risiken (Special Purpose Vehicles, Stillhalter-Geschäfte, Derivate-Engagements) ebenfalls einer intensiven Prüfung unterzogen wurden.
Darüber hinaus werden Derivate meist in eigens gegründeten Zweckgesellschaften der Banken, sogenannte Schattenbanken, ausgelagert. Die Risiken, die sich damit verbinden, bleiben bei den Prüfungen außen vor, da nur die offiziellen Bankhäuser dem Bilanzcheck unterzogen wurden.
Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, schreibt in der FAZ: „Von wegen robust – Der Stresstest für Banken soll für Stabilität sorgen. Doch er schafft nur eine weitere Illusion von Sicherheit.“