Finanzen

Monte Paschi: Ehemalige Manager wegen Obstruktion verurteilt

Lesezeit: 1 min
31.10.2014 15:56
Drei ehemalige Top-Manager der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi wurden am Freitag wegen Behinderung der Banken-Aufsicht und Irreführung der Behörden verurteilt. Zudem muss wohl erneut der Steuerzahler einspringen, um die Kapitallücke der Bank in Höhe von 2,1 Milliarden Euro zu schließen.
Monte Paschi: Ehemalige Manager wegen Obstruktion verurteilt

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Drei ehemalige Top-Manager der italienischen Krisenbank Monte dei Paschi, einschließlich des Ex-Vorsitzenden, wurden am Freitag wegen Behinderung der Banken-Aufsicht und Irreführung der Behörden verurteilt.

Die Richter in Siena verurteilten den ehemaligen Vorsitzenden Giuseppe Mussari, Ex-General Manager Antonio Vigni und den ehemaliger Finanzchef Gianluca Baldassarri zu Gefängnisstrafen von drei Jahren und sechs Monaten, berichtet Bloomberg.

Die Anwälte der drei Angeklagten werden gegen diese Entscheidung in Berufung gehen.

Monte dei Paschi di Siena gerät immer stärker unter Druck. Keines der großen italienischen Institute steht für eine Fusion mit dem ältesten Geldhaus der Welt bereit, das kurzfristig eine Kapitallücke von 2,1 Milliarden Euro schließen muss. Weil die Optionen fehlen, dürfte wohl wieder der Staat einspringen. Die Regierung in Rom hofft nach Angaben vom Freitag allerdings noch auf eine Rettung mit privaten Geldern. An der Börse stürzen Monte-Paschi-Aktien um weitere rund sieben Prozent ab.

Auch Italiens größte Filialbank Intesa Sanpaolo lehnte einen Zusammenschluss ab. „Das ist auf keinen Fall eine Möglichkeit“, sagte Bankchef Carlo Messina in Rom. Er dementierte zugleich einen Bericht der Zeitung La Repubblica, die italienische Notenbank habe Intesa um eine Einschätzung zu dem Thema gebeten. Intesa-Verwaltungsratschef Giovanni Bazoli sagte, sein Haus sei überhaupt nicht an Zukäufen im Inland interessiert.

Diese Woche hatten bereits UniCredit und Mediobanca eine Fusion mit Monte Paschi ausgeschlossen. Die Banken des Landes leiden allesamt unter der schlechten Wirtschaftslage und vielen faulen Krediten. Monte Paschi hatte sich zudem mit Übernahmen und riskanten Derivate-Deals verhoben. Beim jüngsten EZB-Stresstest hatte die 1472 gegründete Traditionsbank aus der Toskana von allen 130 europäischen Banken am schlechtesten abgeschnitten. BNP Paribas bezeichnete Berichte, wonach die französische Bank eine Offerte für Monte Paschi vorbereitet, als reine Spekulation.

Italiens Wirtschafts- und Finanzminister Pier Carlo Padoan sagte, die Kapitallücke solle durch private Mittel geschlossen werden. Der Chef der italienischen Notenbank, Ignazio Visco, ergänzte, Monte Paschi und die ebenfalls krisengeplagte Bank Carige würden demnächst Pläne vorstellen, wie die Kapitalpolster aufgestockt werden sollen.

Aus Sicht von Monte Paschi könnte hilfreich sein, bereits erhaltene Staatshilfen später als bislang geplant zurückzuzahlen. Das könnte Italien aber neuen Ärger mit der EU-Kommission einhandeln. Nach EU-Regeln müssen zuerst die Anleihegläubiger in die Pflicht genommen werden, bevor der Staat einspringt.

Weiterführende Links zur Krise von Monte dei Paschi:

Banken-Krise in Italien: Monte Paschi-Aktien vom Handel ausgesetzt

Der Fall Monte dei Paschi: Die Sparer Europas müssen Italiens Banken retten

Monte Paschi: Mario Draghi wird von seiner Goldman-Vergangenheit eingeholt

Monte Paschi: Crash-Gefahr für das gesamte italienische Banken-System


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Steinmeier unter Feuer: Kontroverse um Ukraine-Hilfen und Taurus-Lieferungen
30.04.2024

Bundespräsident Steinmeier steht wegen seiner Aussagen zur Ukraine-Hilfe in der Kritik. Politiker werfen ihm vor, seine Rolle nicht...

DWN
Unternehmen
Unternehmen SAP Stellenabbau: Abfindungsangebote stehen, 2600 Jobs sollen wegfallen
30.04.2024

Im Rahmen der weltweiten Umstrukturierung von SAP sollen 2600 Arbeitsplätze in Deutschland abgebaut werden. Nun wurden...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Ukraine-Krieg: So ist die Lage
30.04.2024

Ukraine ruft nach dringender Militärhilfe, während tägliche Raketenangriffe weiterhin zivile Opfer fordern. Selenskyj und Stoltenberg...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Massenprotest bei Thyssenkrupp: Beschäftigte fordern Arbeitsplatzerhalt
30.04.2024

Bei Deutschlands größtem Stahlhersteller Thyssenkrupp Steel ist viel im Umbruch. Arbeitnehmervertreter fordern Standortgarantien und...

DWN
Immobilien
Immobilien Vonovia dreht das Blatt: Gewinn nach Milliardenverlust
30.04.2024

Nach einem harten Jahr meldet Deutschlands Immobiliengigant Vonovia einen beeindruckenden Gewinn – ein Wendepunkt. Seine Aktie springt...

DWN
Finanzen
Finanzen Einzelhandel erlebt Umsatzsprung: Hoffnung auf Konsumaufschwung wächst
30.04.2024

Deutschlands Einzelhandel verzeichnet den stärksten Umsatzanstieg seit über zwei Jahren, mit realen Zuwächsen und positiven Aussichten...

DWN
Technologie
Technologie Rakete eines deutschen Start-ups soll in den nächsten Tagen ins Weltall starten
30.04.2024

Elon Musk hat auch klein angefangen: Erstmals seit Jahrzehnten soll nun eine kommerzielle Trägerrakete eines deutschen Unternehmens...

DWN
Finanzen
Finanzen Deutschlands Wirtschaft trotzt Erwartungen: Wachstum statt Rezession im ersten Quartal
30.04.2024

Deutschlands Wirtschaft wächst trotz düsterer Prognosen: 0,2 Prozent Wachstum im ersten Quartal. Auch der Einzelhandel gibt Anlass zur...