Am 26. April 1986 ereignete sich die Atomkatastrophe von Tschernobyl. Im Block 4 des Atomkraftwerks Tschernobyl fand eine vollständige Kernschmelze statt. Durch die Explosion wurde radioaktives Material in die Umwelt ausgestoßen. Doch die Öffentlichkeit wurde erst zwei Tage nach dem Vorfall in Kenntnis gesetzt. Die Giftwolke zog bis nach Europa.
In Weißrussland, Russland und der Ukraine wurde eine Fläche von insgesamt 150.000 Quadratkilometer mit 5 Millionen Einwohnern verseucht. Über 330.000 Personen, die in der Nähe des Kraftwerks wohnten mussten evakuiert werden.
Die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg berichtet:
„Insgesamt wurden 150.000 km² in Weißrussland, der Ukraine und Russland durch den Reaktorunfall in Tschernobyl radioaktiv verseucht. Ein Gebiet, in dem damals fünf Millionen Menschen lebten. Mehr als 330.000 Menschen, die in unmittelbarer Nähe des Reaktors gelebt hatten, mussten evakuiert werden. Wegen der Wetterbedingungen wurden weitere 45.000 km² in ganz Europa durch Radioaktivität belastet.“
Die Ärztevereinigung IPPNW berichtet, dass es in Europa bis 2050 tausende Krebserkrankungen geben wird, deren Ursachen in der Tschernobyl-Katastrophe liegen. Die Folgen der Katastrophe seien noch lange nicht vorüber.
In Europa kam es seit der Katastrophe zu über 10.000 Fehlbildungen bei Säuglingen. Doch die Dunkelziffer liege höher. Denn auch die Internationale Atomenergie-Behörde habe berichtet, „dass es in Westeuropa 100.000 bis 200.000 Abtreibungen“ wegen Tschernobyl gab.
Nach Schätzungen der IPPNW wurden insgesamt 830.000 Aufräumarbeiter und 350.400 evakuierte Tschernobyl-Einwohner verstrahlt. Hinzu kommen 8,3 Millionen Einwohner in Russland, Weißrussland und der Ukraine und 600.000 verstrahlte Personen in Europa.
Doch viele der Krebs- und Leukämieerkrankungen haben eine Latenzzeit zwischen 25 und 30 Jahren. Insbesondere im europäischen Raum ist die Latenzzeit länger als in der Ukraine oder Russland. Die Tschernobyl-Strahlungen lösen zudem Störungen der Gehirnfunktionen und beschleunigte Alterungsprozesse hervor.
Die IPPNW (Internationalen Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) hat bereits in einer Untersuchung im März 2013 ermittelt, dass die Katastrophe nach WHO-Daten bis zu 66.000 Opfer fordern könnte.
Das Problem sei, „dass sich nie eine eindeutige Ursache für eine Krebserkrankung nennen lässt. Kein Krebs trägt ein Ursprungs-Siegel“. Dies werde von der Atom-Industrie dazu genutzt, die Folgen herunterzuspielen. Der Kinderarzt Alex Rosen sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Es ist absolut unbestritten, dass Radioaktivität in höchstem Maß krebserregend ist. Besonders anfällig sind Kinder, Föten und Menschen mit Immunschwächen.“
Die mangelnde Beweisbarkeit im konkreten Einzelfall habe dazu geführt, dass die Atom-Industrie behaupten könne, die Krebserkrankungen wären auch ohne einen Atom-Unfall aufgetreten. Rosen: „Hinzu kommt, dass großen Studien meist von Wissenschaftler durchgeführt werden, die der Atom-Industrie nahestehen und von ihr bezahlt werden.“ Rosen nennt als Beispiel den Briten Richard Wakeford. Dieser wird von der Internationalen Atom-Energie Organisation (IAEO) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als einer der wichtigsten Gutachter bei Atomunfällen herangezogen. Dabei hatte er zuvor 30 Jahre für British Nuclear Fuels gearbeitet – einer Firma, die Atombrennstoff produziert. Seit er in Rente ist, arbeitet er unter anderem für die Atomanlage in Sellafield – als hoch dotierter Berater.
Die WHO hat keine eigene Abteilung für Strahlenschutz. Sie bezieht ihre Expertise von der IAEO – einer Organisation, die ausdrücklich zu dem Zweck gegründet wurde, für die Verbreitung von Kernenergie tätig zu werden. Kritische WHO-Wissenschaftler wie Keith Baverstock wurden dagegen geschasst, wenn sie kritische Positionen vertreten.“
Tatsächlich gibt es Untersuchungen, die ermittelt haben, welche Folgen der Reaktorunfall in Tschernobyl für Europa hatte. Die Studie von Elizabeth Cardis listet peinlich genau auf, welche Erkrankungen in welchen Gegenden zu erwarten sind. Cardis hatte die Studie im Auftrag der WHO erstellt. Die WHO weigert sich bis heute, die Studie zu veröffentlichen.
An der Ruine des 1986 havarierten Atomkraftwerks von Tschernobyl war erst im Februar 2013 das Dach einer Maschinenhalle teilweise eingestürzt. Grund für den Vorfall waren große Mengen Schnee. Der etwa 70 Meter entfernte Sarkophag - die Betonhülle, die den explodierten Reaktorblock provisorisch abdichtet - blieb angeblich unbeschädigt. Es sei keine Radioaktivität ausgetreten und niemand verletzt worden, hieß es damals offiziell.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace sprach aber von einem beunruhigenden Signal. "Es gibt keine Garantie, dass in naher Zukunft nicht auch der Sarkophag einzustürzen beginnt", sagte damals ein Sprecher in Kiew. Der Tschernobyl-Block vier war am 26. April 1986 explodiert. 2012 wurde mit dem Bau eines 1,54 Milliarden Euro teuren neuen Schutzmantels begonnen, der den rissigen alten Sarkophag ab 2015 ersetzen soll.