Finanzen

EZB kann mit Not-Krediten Wahl in Griechenland beeinflussen

Nach den Parlamentswahlen in Griechenland Ende Januar könnten sich die griechischen Banken vorerst nur mit ELA-Krediten der EZB über Wasser halten. Doch diese Option ist ungewiss. Derzeit liegt die Syriza-Partei nach Umfragen 4,5 Prozent vor der konservativen Nea Demokratia. Die EZB könnte die ELA-Kredite als Druckmittel gegen eine Syriza-Regierung nutzen.
14.01.2015 00:07
Lesezeit: 2 min

In der Vergangenheit hatte die EZB wackelnde Banken in Griechenland mit ELA-Krediten („Emergency Liquidity Assistance“) gestützt. Denn der Finanzsektor ist vom privaten Kapitalmarkt abgeschnitten. In der Praxis werden ELA-Kredite von der griechischen Zentralbank bereitgestellt, die auch dafür haften soll. Formal liegt somit die Ausfallgefahr der Gelder beim griechischen Staat. Doch Griechenland hängt am Tropf der EZB, des IWF und den Krediten der Euro-Staaten, weshalb diese schlussendlich auch das Risiko tragen. Als die Krise in Griechenland in 2012 nochmals hochkochte, kletterten die ELA-Kredite auf rund 106 Milliarden Euro. Derzeit betragen diese Kredite noch etwa 90 Milliarden Euro. Wie hoch die jeweiligen Summen an die einzelne Banken in der Eurozone sind, erfährt die Öffentlichkeit jedoch nicht.

Nachdem in Griechenland Ende Dezember 2014 die Wahl zu einem neuen Staatspräsidenten gescheitert war, holten griechische Bürger rund 2,5 Milliarden Euro von ihren Konten. Dahinter stand offenbar die Befürchtung, dass die Syriza-Partei die kommende Parlaments-Wahl gewinnt.

Rund zwei Wochen vor der Parlamentswahl in Griechenland liegt die linksgerichtete Oppositionspartei Syriza in einer Umfrage weiter vorne. Ihr Vorsprung von 4,5 Prozentpunkten vor den Konservativen von Ministerpräsident Antonis Samaras bleibe stabil, hieß es in einer am Montag veröffentlichten Umfrage der Universität von Mazedonien für den TV-Sender Skai, wie Reuters berichtet. Demnach liegt die Syriza mit 31,5 Prozent vor der Nea Demokratie mit 27 Prozent.

Tsipras hatte in den vergangenen Tagen seine Wähler auf ökonomische „Terrorszenarien“ aufmerksam gemacht, die von der Regierung und EU-Politikern lanciert würden: Die Griechen sollen Angst vor einem Euro-Austritt bekommen, um sich am Ende doch für die Partei für Regierungschef Antonis Samaras zu entscheiden. Auch Samaras selbst hatte einen Zusammenbruch des Landes als Folge an die Wand gemalt, wenn die Griechen Syriza wählen. 

Da Tsipras auf einem zweiten Schuldenschnitt besteht, könnte nach der Parlamentswahl ein erneuter Bank-Run erfolgen. In einem solchen Szenario würde die EZB keine Liquidität mehr an die griechischen Geschäftsbanken (resp. die griechische Zentralbank) mehr liefern, räsoniert Breakingviews.com.

Offenbar feuerte die EZB vergangene Woche einen Warnschuss ab, dass sie nicht mehr der „Kreditgeber der letzten Instanz“ für die griechischen Banken sei, es sei denn, die griechische Regierung halte sich an die Bedingungen des „Bailout-Programms“, das Ende Februar ausläuft.

Demnach könnte die griechische Zentralbank den Geschäftsbanken möglicherweise noch über ELA-Kredite die nötige Liquidität liefern, doch die EZB könnte ein Veto einlegen, falls eine neue Regierung sich nicht an die vereinbarten Bedingungen halte. Die EZB könnte somit die ELA-Kredite als Druckmittel gegen eine von Syriza geführte Regierung nutzen.

Gäbe es einen Bank-Run ohne das Sicherheitsnetz der EZB wäre die griechische Regierung gezwungen, Kapitalverkehrskontrollen einzuführen.

In der Eurozone hatten zuletzt die Behörden auf Zypern Kontrollen im März 2013 eingeführt, um einen Zusammenbruch der Banken zu verhindern. Seither durften die Bürger maximal 300 Euro pro Tag abheben. Viele Sparer wurden enteignet.

 

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Lufthansa sichert sich Anteile an Air Baltic – trotz Bedenken
30.06.2025

Die Lufthansa steigt bei der lettischen Fluggesellschaft Air Baltic ein – jedoch nicht ohne Bedenken der Kartellwächter. Was bedeutet...