Politik

RWE kämpft um DEA-Verkauf an russischen Oligarchen

Der Energiekonzern RWE versucht, trotz der Russland-Sanktionen den Verkauf seiner Öl- und Gasfördertochter Dea an den russischen Oligarchen Michail Fridman durchzuziehen. Um Bedenken aus London zu zerstreuen, will der Konzern eine Sonderregelung.
16.01.2015 16:24
Lesezeit: 2 min

Der Energiekonzern RWE will bis Anfang März seine Öl- und Gasfördertochter Dea für fünf Milliarden Euro an eine Gruppe russischer Investoren verkaufen, teilte RWE am Freitag in Essen mit. Vorbehalte in Großbritannien, wo Dea Gasfelder betreibt, sollen durch eine Sonderregelung aus der Welt geschafft werden. Die Aktie von RWE schoss zeitweise fast acht Prozent in die Höhe. Zuletzt waren Zweifel aufgekommen, ob der hoch verschuldete Versorger die Transaktion überhaupt noch über die Bühne bringt.

Sollte der Verkauf am Ende aber doch nicht gelingen, würde sich RWE zu den Unternehmen gesellen, deren Deals zuletzt wegen der Spannungen mit Russland im Zuge der Ukraine-Krise scheiterten. Erst kurz vor Weihnachten hatte der Chemieriese BASF einen milliardenschweren Anteilstausch mit dem russischen Gazprom -Konzern abgeblasen. Der Stahlkonzern Salzgitter rechnet mit Einbußen im Röhrengeschäft, nachdem Gazprom kürzlich den milliardenschweren Bau der South-Stream-Gaspipeline aufgegeben hatte.

RWE hatte den Dea-Verkauf im März 2014 angekündigt. Statt der damals vereinbarten 5,1 Milliarden Euro liege der Wert von Dea wegen des inzwischen abgestürzten Ölpreises nun bei glatt fünf Milliarden, erläuterte der Versorger. Die Börse war positiv überrascht. "Es gab zuletzt Befürchtungen, dass der Preis niedriger ausfallen könnte, daher steigt die Aktie so stark", sagte ein Aktienhändler laut Reuters. RWE werde den Verkauf 2015 verbuchen, sagte ein Konzernsprecher zu Reuters. Da Dea aus der Prognose für 2014 herausgerechnet war, bleibe es beim bisher genannten Ausblick. Danach soll das operative Ergebnis (EBITDA) bei 6,4 bis 6,8 Milliarden Euro liegen. RWE-Chef Peter Terium will die Bilanz des vergangenen Jahres im März vorlegen.

Käufer von Dea ist die LetterOne-Gruppe um den russischen Oligarchen Michail Fridman. Während Deutschland und die EU-Kommission bereits zustimmten, gibt es in Großbritannien noch Widerstand. Dort sorgt man sich, dass die britischen Dea-Felder unter weiteren Sanktionen gegen Russland leiden könnte. Die Regierung in London kann den Verkauf zwar nicht verhindern, aber Lizenzen entziehen. Sie will die Vereinbarung zu prüfen.

LetterOne habe sich verpflichtet, das britische Dea-Geschäft mehrere Jahre getrennt von den restlichen RWE Dea-Aktivitäten zu halten, erläuterte der Essener Konzern. "Im unwahrscheinlichen Fall von Sanktionen gegen die LetterOne-Gruppe oder ihre Eigner bleibt RWE innerhalb des ersten Jahres nach dem Vollzug der Transaktion verpflichtet, die britischen Dea-Aktivitäten zurückzuerwerben.

"AUF DEM RICHTIGEN WEG"

RWE-Chef Terium warb für den Deal: "Die wirtschaftlichen Parameter sind attraktiv. Der Verkauf der Dea ist daher ein wesentlicher Meilenstein in der Umsetzung unserer Strategie und zur Verbesserung unserer Finanzkraft. Wir sind auf dem richtigen Weg." Dem Versorger machen die Energiewende und das schwächelnde Stromgeschäft zu schaffen. 2013 fuhr RWE nach Abschreibungen auf seine Kraftwerke einen Milliardenverlust ein. Den Konzern drücken zudem Schulden von rund 31 Milliarden Euro, die mit dem Dea-Verkauf auf 26 Milliarden zurückgefahren werden sollen.

An Dea waren auch die BASF-Tochter Wintershall und die ungarische MOL interessiert. Insidern zufolge lagen deren Angebote deutlich unter dem der Russen. Dea hält Anteile an rund 190 Öl- und Gaslizenzen in Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika. 2013 fuhren die 1500 Beschäftigten einen Gewinn von rund 500 Millionen Euro ein - ein Zehntel des RWE-Ergebnisses.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Vermögensaufbau stagniert: Wie der Staat privates Vermögen verhindert
23.08.2025

Die Vorstellung vom reichen Deutschen entspricht immer weniger der Realität: Höhere Lebenshaltungskosten, höhere Sozialabgaben,...

DWN
Panorama
Panorama Verbraucherschützer warnen: Kritik an Parkplatzfirmen nimmt zu
23.08.2025

Beschwerden über Parkplatzfirmen nehmen rasant zu. Immer mehr Autofahrer stoßen auf intransparente Regeln und saftige Vertragsstrafen....

DWN
Politik
Politik Deutschland mit stärkster Armee Europas? Ohne Chinas Rohstoffe bleibt es ein Trugbild
23.08.2025

Deutschland rüstet auf wie nie zuvor – doch ausgerechnet Peking hält den Schlüssel zu den nötigen Rohstoffen in der Hand. Die...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft KI-Blase frisst IT-Jobs: Informatik-Absolventen geraten unter die Räder des Hypes um Künstliche Intelligenz
23.08.2025

Der Traum vom Programmierboom platzt: Während Konzerne Milliarden in Künstliche Intelligenz pumpen, stehen junge Informatik-Absolventen...

DWN
Technologie
Technologie HVO100: Studie kritisiert Klimabilanz der Diesel-Alternative
22.08.2025

HVO100 gilt als moderne Diesel-Alternative und soll den Klimaschutz vorantreiben. Doch eine aktuelle Studie der Deutschen Umwelthilfe wirft...

DWN
Finanzen
Finanzen Steigende Lebensmittelpreise: Diese fünf Produkte treiben die Kosten in die Höhe
22.08.2025

Die steigenden Lebensmittelpreise belasten Verbraucher spürbar. Während viele Haushalte auf günstigere Alternativen ausweichen, warnen...

DWN
Unternehmensporträt
Unternehmensporträt Schau mir in die Augen, Kleiner! Wie das Start-up Navel Robotics den Pflegenotstand lösen könnte
22.08.2025

Das Münchener Start-up Navel Robotics entwickelt einen sozialen Roboter für Pflegeheime und Kliniken. Er spricht mit den Bewohnern über...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Trumps Deal mit China: Wie es von den Zöllen profitiert
22.08.2025

Donald Trump hat seine Zollpolitik neu geordnet – doch anstatt China hart zu treffen, verschont er Peking weitgehend. Europa hingegen...