Politik

Kiew ersucht IWF um Hilfe: Ukraine kann Schulden nicht bedienen

Die Ukraine hat ein Solvenz-Problem. Die ukrainische Regierung hat daher beim IWF langfristige und hohe Kredite angefordert. Zudem will Finanzministerin Natalie Jaresko mit den privaten Gläubigern über ein Schulden-Moratorium verhandeln.
22.01.2015 23:41
Lesezeit: 1 min

Die Ukraine möchte sich mit einem großen und langfristigen IWF-Kredit eindecken. Nur so sei es möglich, anfallende Außen-Schulden zu tilgen. Die Ukraine hat aktuell ein Haushaltsloch in Höhe von 15 Milliarden Dollar. Die IWF-Vertreter befinden sich seit einigen Wochen in Gesprächen mit den Regierungs-Vertretern aus Kiew.

Nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko in Davos, hat IWF-Chefin Christine Lagarde gesagt, dass die Kiewer Behörden eine „mehrjährige Vereinbarung mit dem IWF-Fonds, der von der Erweiterten Fondsfazilität (EFF) unterstützt“ angefordert hätten. Im Rahmen der EFF werden einem Land über einen längeren Zeitraum hinweg Hilfen geleistet. Diese bestehen aus höheren Finanzierungs-Beiträgen und unterscheiden sich somit von Stand-by Arrangements des IWF. Die Laufzeiten können sich auf bis zu zehn Jahren erstrecken. Lagarde möchte Kiews Anfrage sobald wie möglich dem IWF-Vorstand vorlegen. Sie unterstütze diesen Vorstoß.

In Davos hatte Poroschenko die Lage der Ukraine mit dramatischen Worten beschreiben: Das Land sei einer Aggression ausgesetzt, der Westen müsse handeln.

Natalie Jaresko, Finanzministerin der Ukraine, sagte in Kiew, dass die Regierung mit „im Hinblick auf die Verbesserung der mittelfristigen Schuldentragfähigkeit souveräne Anleihen-Gläubiger“ konsultieren würde. Analysten weisen darauf hin, dass die typisch für eine „Reprofilierung“ der Schulden eines Landes sei.

„Der IWF und die Gläubiger aus dem Westen sind wahrscheinlich nicht im Stande gewesen, genug Geld bereitzustellen. Nun versucht die Ukraine mit privaten Gläubigern in Gespräch zu kommen, um eine Reprofilierung vorzunehmen und die Lasten etwas zu verteilen“, zitiert die Financial Times den Standard Bank-Analysten für Schwellenländer, Tim Ash.

Doch US-Investor George Soros fordert vom IWF und von der EU ein umfassendes „Rettungs-Paket“ für die Ukraine. Soros, der selbst auch in ukrainische Staatsanleihen investiert und daher eine Staatspleite in Kiew fürchtet, fordert eine „unverzügliche Geldspritze von 20 Milliarden Dollar, mit einem Versprechen auf mehr, wenn diese benötigt wird, um einen finanziellen Kollaps zu verhindern“.

Ukrainische Anleihen erlitten aufgrund der Intensivierung der Kämpfe in der Ost-Ukraine große Wertverluste.

Der Coupon der Anleihe über 500 Millionen Dollar mit Fälligkeit im September fiel auf 68 Cent. Der Coupon der Anleihe über 2,6 Milliarden Dollar mit Fälligkeit im Jahr 2017 fiel auf 56 Cent. Hier beträgt die jährliche Rendite 37,8 Prozent.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Immobilien
Immobilien Wohnen bleibt Luxus: Immobilienpreise steigen weiter deutlich
01.07.2025

Die Preise für Wohnimmobilien in Deutschland sind erneut gestiegen. Laut dem Statistischen Bundesamt lagen die Kaufpreise für Häuser und...

DWN
Politik
Politik Trump und Musk im Schlagabtausch: Streit um Steuerpläne und neue Partei eskaliert
01.07.2025

Die Auseinandersetzung zwischen US-Präsident Donald Trump und dem Tech-Milliardär Elon Musk geht in die nächste Runde. Am Montag und in...

DWN
Politik
Politik Dänemark übernimmt EU-Ratsvorsitz – Aufrüstung dominiert Agenda
01.07.2025

Dänemark hat den alle sechs Monate rotierenden Vorsitz im Rat der EU übernommen. Deutschlands Nachbar im Norden tritt damit turnusmäßig...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Technik streikt: Zählt Ausfallzeit zur Arbeitszeit?
01.07.2025

Wenn im Büro plötzlich die Technik versagt, stellt sich schnell eine Frage: Muss weitergearbeitet werden – oder zählt die Zeit...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...