In einer sehr interessanten Analyse (kurzes Video am Anfang des Textes) hat der Ökonom Heiner Flassbeck skizziert, warum der Euro nicht funktionieren kann: Das gemeinsame Inflationsziel von 1,9 Prozent ist nicht zu erreichen. Nur Frankreich liegt aktuell auf dem bei der Einführung der gemeinsamen Währung festgeschriebenen Ziel-Kurs von 1,9 Prozent. Zugleich hat sich die Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Staaten auseinanderentwickelt: Die Lohnstückkosten liegen in Deutschland deutlich unter jenen der Süd-Staaten.
Als eine der Ursachen macht Flassbeck die wachsende Ungleichheit in der Gesellschaft aus: Die Unternehmen investieren nicht mehr, sondern verteilen die Gewinne unter den Shareholdern. Neue Arbeitsplätze können so nicht entstehen, die Innovation bleibt auf der Strecke.
Flassbeck glaubt, dass mit der französischen Präsidentschaftswahl das Ende des Euro gekommen sein dürfte: Marine Le Pen wird keinen Austeritätskurs mitmachen. Damit aber wäre das Merkelsche Konzept des Euro am Ende.
Flassbeck sieht Europa in einem globalen Sog: Nirgendwo auf der Welt seien Staaten mehr bereit, sich dem „undemokratischen“ Schulden-Diktat des IWF zu unterwerfen. Damit aber würden die Gläubiger zu den großen Verlierern der globalen Wirtschaftspolitik.
Flassbeck erwartet nach dem Zerfall des Euro „Handelskriege“, weil alle Staaten versuchen würden, Marktanteile von Deutschland zurückzugewinnen. Deutschland habe in diesem Fall schlechte Karten, weil die Reallöhne seit 15 Jahren stagnierten – und damit die Kaufkraft der Deutschen die Verluste nicht wettmachen könnten, die Deutschland wegen eines Rückgangs der Exporte zu verkraften hätte.