Politik

Einigung mit Griechenland: Alte Kredite werden verlängert, bis es neue gibt

Lesezeit: 2 min
20.02.2015 20:59
Griechenland und die Euro-Staaten haben sich erwartungsgemäß auf eine Verlängerung des EFSF-Kredits geeinigt. Die Griechen können damit die Zinsen für die laufenden Kredite beim IWF bedienen. In vier Monaten wird darüber befunden, wie die nächsten Kredit-Programme aussehen könnten. Die Finanzminister reisten ohne Verzögerung zu ihren Familien ins Wochenende.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Griechenland und die Euro-Partner haben sich wie erwartet im Schuldenstreit geeinigt. Sie verständigten sich auf eine Verlängerung des laufenden EFSF-Kredit-Programms um vier Monate, sagte Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem nach einem Treffen der Euro-Finanzminister am Freitag in Brüssel. Bereits am Mittag hatten Deutschland und Frankreich mitgeteilt, Griechenland in der Euro-Zone zu halten.

Die Euro-Gruppe habe zudem entschieden, dass milliardenschwere EFSF-Anleihen zur Rekapitalisierung griechischer Banken während der Zeit der Verlängerung weiter zur Verfügung stehen sollen. Die vier Monate sollten genutzt werden, um über das weitere Verfahren mit Griechenland zu verhandeln. Die Einigung mit der griechischen Regierung sei der erste Schritt, gegenseitiges Vertrauen wiederherzustellen, sagte Dijsselbloem.

Der Deal hatte sich abgezeichnet, nachdem Griechenland der Kontrolltätigkeit der Troika zugestimmt hatte. Zwischenzeitlich hatte das Bundesfinanzministerium eine Nebelkerze steigen lassen, indem man scheinbar gegen den griechischen Antrag auftrat. Es war jedoch von Anfang an klar, dass es sich bei der Ablehnung um eine taktische Finte handelte. Die FAZ titelte noch am Freitag in ihrer gedruckten Ausgabe: "Schäuble weist Athens Antrag empört zurück", womit aus der Mücke der gewünschte Elefant wurde, auf dem sich beide Seiten als strahlende Sieger präsentieren konnten.

In der Vorwoche war ein theatralischer Gipfel gescheitert, bei dem es um nichts gegangen war als um eine erste Gesprächsrunde. Die EZB, von der der Spiegel noch während der Einigungssitzung schrieb, dass sie sich angeblich "hinter den Kulissen" auf den griechischen Euro-Austritt vorbereite, hatte längst den Weg für einen Deal geebnet und den griechischen Banken neue Not-Kredite gewährt. Der Spiegel schaffte mit dem abstrusen Artikel immerhin 1.300 Empfehlungen bei Facebook.

Griechenland hat zugesagt, keine vereinbarten Reformmaßnahmen zurückzunehmen. Das haben die Griechen auch schon immer gesagt - sogar unter der Regierung Papandreou. Die Regierung habe auch versichert, die Forderungen aller Gläubiger zu erfüllen. Auch das haben bisher alle griechischen Regierungen versichert. Das Land soll am Montag eine Liste der geplanten Reformen vorlegen. Der Etatüberschuss (ohne Zinsen) im griechischen Haushalt soll „angemessen“ sein. Bisher hatten die Euro-Länder drei Prozent Überschuss in diesem Jahr gefordert. Finanzminister Yanis Varoufakis sagte laut Kathimerini, er werde nun bis Montag "Tag und Nacht" arbeiten, um die Liste zu erstellen. Das ist ökonomisch leistbar: Es muss ja keine lange Liste sein.

Die Zeit bis zu einer Einigung war knapp geworden, weil die Euro-Retter neben der Ukraine-Krise nicht noch eine zweite Baustelle aufmachen wollten (Video am Anfang des Artikels). Neben der Bundesregierung hatten sich die übrigen Programmländer in der Euro-Zone gegen zu große Zugeständnisse gegenüber der neuen, linksgerichteten Regierung in Athen gesperrt. Der Einigung haben auch die EU-Kommission, die EZB und der IWF zugestimmt. Die EU-Kommission hatte vor zwei Wochen den Rückzug angetreten, die Idee mit dem Moratorium aufgebracht und sechs Monate vorgeschlagen - nun sind es eben vier geworden. 

Das hoch verschuldete Griechenland wird von der Euro-Zone und vom IWF seit 2010 mit 240 Milliarden Euro vor der Staatspleite bewahrt.


Mehr zum Thema:  

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft US-Regierung: Google muss Chrome-Browser verkaufen
23.11.2024

Die US-Regierung will vor Gericht durchsetzen, dass Google sich vom weltweit meistbenutzten Webbrowser Chrome trennen muss. Das...

DWN
Panorama
Panorama Corona-Maßnahmen führen zur Ausrottung eines Grippe-Stamms: Umstellung auf Dreifach-Impfstoff
23.11.2024

Die Grippeschutzimpfung hat sich für die aktuelle Saison verändert: Statt eines Vierfach-Impfstoffs wird nun ein Dreifach-Impfstoff...

DWN
Politik
Politik Tiefpunkt der Brandenburger Politik: Ministerin entlassen - Minister tritt zurück
23.11.2024

Machtprobe im Streit um die Klinikreform: Regierungschef Dietmar Woidke entlässt in der Bundesratssitzung die grüne Gesundheitsministerin...

DWN
Politik
Politik Rocketman: Putin kündigt Serienproduktion neuer Mittelstreckenwaffe an
23.11.2024

Der Westen verurteilt den Einsatz der neuen russischen Mittelstreckenrakete gegen die Ukraine als neuerliche Eskalation - Moskau feiert...

DWN
Politik
Politik Rentenversicherung vor Engpässen: DRV fordert Maßnahmen zur Stabilisierung
23.11.2024

Die Deutsche Rentenversicherung warnt vor einer möglichen Finanzierungslücke bis 2027. Trotz stabiler Einnahmen erfordert die Rentenkasse...

DWN
Politik
Politik Streit ums liebe Geld: UN-Klimagipfel geht in die Verlängerung
22.11.2024

Milliarden für den Klimaschutz – doch wie weit sind die Staaten wirklich bereit zu gehen? Auf der UN-Klimakonferenz in Baku entbrannte...

DWN
Politik
Politik Netanjahu Haftbefehl: Deutschland und die rechtliche Zwickmühle
22.11.2024

Der Haftbefehl gegen Benjamin Netanjahu erschüttert die internationale Bühne. Deutschland sieht sich in einem schwierigen Spagat:...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bosch kürzt 5.550 Stellen - 3.800 davon in Deutschland
22.11.2024

Bosch steht vor massiven Einschnitten: Bis zu 5.550 Stellen sollen wegfallen, davon allein 3.800 in Deutschland. Die Krise in der...