Die Auswirkungen der Atom-Katastrophe von Fukushima haben erstmals die kanadische Küste erfasst. Bei den in den Gewässern aufgefundenen Elementen handele es sich um die Cäsium-Isotope 134 und 137, sagt Ken Buesseler vom Woods Hole Oceanographic Institution.
Die Isotope wurden am 19. Februar vor der Küste von Ucluelet, einer kleinen Stadt auf Vancouver Island in British Columbia, gefunden. Doch eine akute Gefahr für Mensch und Natur bestehe angeblich nicht. „Radioaktivität kann gefährlich sein. Wir sollten die Ozeane nach dieser größten Unfall-Freisetzung von radioaktiven Verunreinigungen in der Geschichte der Menschheit genau beobachten“, zitiert der englischsprachige Dienst von Reuters Buesseler.
Der Wissenschaftler erwartet, dass das Cäsium sich möglicherweise entlang der gesamten Westküste der USA verteilen werde. „Die Vorhersage der Ausbreitung der Strahlung wird immer komplexer, je näher die Strahlung an die Küste kommt“, sagt Buesseler.
Im November vergangenen Jahres berichtete Woods Hole von nachweisbarer Strahlung, die sich etwa 161 Kilometer vor der Küste von Nordkalifornien befand. Kurz nach der Fukushima-Katastrophe wurde an der Küste von Japan eine radioaktive Verunreinigung der Gewässer von 50 Millionen Becquerel pro Kubikmeter gemessen. Die aktuellen kanadischen Wasserproben enthalten 1,4 Becquerel pro Kubikmeter an Cäsium-134 und 5,8 Becquerel pro Kubikmeter an Cäsium-137.
Auf einem Symposium im Januar 2014 verkündeten Wissenschaftler des Massachusetts Institute of Technology (MIT) die Mess-Ergebnisse des radioaktiven Niederschlags nach der Atom-Katastrophe vom März 2011. Demnach erreichte die Verseuchung der Umwelt mit Cäsium-137 ähnliche Grade wie nach dem Super-GAU von Tschernobyl. Zudem sagten die Wissenschaftler aus, dass US-Behörden sie bei ihrer Arbeit behindert und ihnen sogar Messungen boykottiert hätten. An den Folgen der Katastrophe sollen laut Nuklear-Experten Mycle Schneider bereits mehr als 1.700 Menschen gestorben sein.
In der Vergangenheit kam es in Fukushima des öfteren zum Austritt von tonnenweise Wasser. Pumpen, die gar nicht in Gebrauch sein sollten, wurden irrtümlich eingeschaltet. Das Wasser sei hochgradig radioaktiv, meldet die die Betreiberfirma Tepco damals. Denn es wurde zum Kühlen der Brennstäbe verwendet, aber noch nicht gefiltert.
Auch der deutsche Physiker Sebastian Pflugbeil hat in Japan alarmierende Beobachtungen gemacht. So habe er in der Hauptstadt Tokio Phänomene gesehen, wie etwa radioaktiver Staub auf den Straßen der Hauptstadt. Die Vergabe der Olympischen Spiele 2020 sei daher ein Riesen-Fehler gewesen. Denn selbst in Tokio gibt es mittlerweile Strahlenwerte, die nur von Rückständen der Kernschmelzen stammen können. Pflugbeil sagte den Deutschen Wirtschafts Nachrichten, es gebe Messungen, „die machen mehr als unruhig“.