Politik

Ökonom: Die Euro-Zone ist ein wirtschaftliches Desaster

Lesezeit: 1 min
15.05.2015 23:53
Der britische Ökonom Roger Bootle hält die Eurozone für ein Desaster. Neben Griechenland stelle vor allem Italien eine enorme Gefahr dar. Für Großbritannien wäre ein Austritt aus der EU gut, rät Bootle zum Austritt aus der EU.
Ökonom: Die Euro-Zone ist ein wirtschaftliches Desaster

Benachrichtigung über neue Artikel:  

Es ist kaum eine Woche her, dass David Cameron erneut die Wahlen für sich entscheiden konnte. Und schon sind die Diskussionen über ein Referendum hinsichtlich des Verbleibs Großbritanniens in der EU wieder in vollem Gange. Camerons Partei selbst erwägt bereits, dass Referendum vorzuziehen. Der Grund: Cameron geht davon aus, dass er mit Brüssel einen Deal verhandeln kann, der den Briten den Eindruck verschafft, von der EU ausreichend zu profitieren. Offenbar will Cameron seinen Wahlsieg nutzen, um die Zustimmung der Briten bei dem Referendum sicherzustellen. Zuvor hatte bereits der Chef der englischen Notenbank, Mark Carney, geraten, dass Referendum möglichst schnell durchzuführen.

Für den Ökonom Roger Bootle von Capital Economics, der auch eine wöchentliche Kolumne im Daily Telegraph hat, wäre ein Austritt Großbritanniens aus der EU dagegen ein sinnvoller Schritt. Die Auswirkungen eines solchen Austritts seien überbewertet. Vielmehr könnte eine Deregulierung infolge eines Brexit die britische Wirtschaft ankurbeln.

Unabhängig von den wirtschaftlichen Vorteilen, die Bootle in einem Brexit sieht, kritisiert er aber vor allem die Eurozone als fehlgeschlagenes Konstrukt. Ein Konstrukt, das Dinge zusammengeführt habe, die nicht zusammen gehören.

„Ich denke, die Eurozone ist ein komplettes Desaster, und das habe ich von Anfang an gesagt“, so Bootle in einem Interview mit MoneyWeek. Es gebe zwei entscheidende Probleme. Eine Schwierigkeit ist Bootle zufolge der Süden mit Ländern wie Griechenland, Italien und Spanien. Diese seien nicht wettbewerbsfähig mit den Ländern im Norden und könnten dies nun aufgrund fehlender Wechselkurse nicht mehr ausgleichen können. „Griechenland hat in den vergangenen sechs bzw. sieben Jahren 25 Prozent seines BIPs verloren“, sagte Bootle. „Das ist schrecklich, wirklich schrecklich.“

Und andererseits würde vor allem in den Niederlanden und in Deutschland zu viel erspart. Es herrsche eine zu strenge Politik. „Die deutschen  Unternehmen verkaufen in Europa und auf der ganzen Welt all diese wunderbaren Dinge, und dann wird das, was sie einnehmen, nicht wieder vollständig ausgegeben.“ Früher hätte ein steigender Kurs der D-Mark diese Entwicklung begrenzt, mit dem Euro sei das nicht möglich, so der Bootle.

Darüber hinaus könne aber gerade „Italien kann glücklich sein, Griechenland im System (der EU) zu haben“. Denn Griechenland ziehe die ganze Aufmerksamkeit auf sich. Zwar sei die Situation in Griechenland aus dem Ruder gelaufen, aber die Fundamentaldaten Italiens seien eigentlich nicht besser. Italien habe seit dem Euro eigentlich kein Wachstum generieren können. Die „Wirtschaft ist sklerotisch.“ Würde Italien aus der Eurozone austreten, würde die Lira sofort um 30 oder 40 Prozent fallen, warnt Bootle.



Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Die Edelmetallmärkte

Wegen der unkontrollierten Staats- und Unternehmensfinanzierung durch die Zentralbanken im Schatten der Corona-Krise sind derzeitig...

DWN
Politik
Politik Tourismus-Branche: „In Hotellerie und Gastgewerbe ist noch nichts wieder in Ordnung“
26.04.2024

Die deutsche Tourismus-Branche, also Hotellerie und Gastronomie, firmiert neuerdings unter dem neuen Sammelbegriff „Gastwelt“ - auch um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Bürokratieabbau: Ministerin fordert mehr Widerstandsfähigkeit und Effizienz
26.04.2024

Rheinland-Pfalz ist ein mittelständisch geprägtes Land. Gerade kleinere Betriebe hadern mit zu viel bürokratischem Aufwand.

DWN
Politik
Politik Hybride Bedrohungen: Drohnen-Flüge und psychologische Kriegsführung
26.04.2024

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius hat eindringlich vor hybriden Bedrohungen in Deutschland gewarnt. Gegen den Einsatz von...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Gallup-Studie: Globale Führungsbewertung 2024 - wie Deutschland unter Großmächten abschneidet
26.04.2024

Die Gallup-Studie 2024 zeigt die Stabilität und Herausforderungen in der globalen Führungsbewertung für Länder wie USA, Deutschland,...

DWN
Politik
Politik Habeck kontert Kritiker: „Energiekrise gemeistert und Strompreise gesenkt“
26.04.2024

Nach Kritik an Atomausstieg: Habeck und Lemke bestätigen, die Energieversorgung sei gesichert und nukleare Sicherheit gewährleistet.

DWN
Technologie
Technologie Künstliche Intelligenz: Wie sich Deutschland im internationalen Rennen positioniert
26.04.2024

Die Deutsche Industrie macht Tempo bei der KI-Entwicklung. Das geht aus einer kürzlich veröffentlichten Analyse des Deutschen Patent- und...

DWN
Immobilien
Immobilien Commerzbank-Studie: Immobilienpreise könnten weiter fallen
26.04.2024

Deutsche Wohnimmobilien verlieren weiter an Wert. Die Commerzbank sieht ein Abwärtspotenzial von 5 bis 10 Prozent, abhängig von...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Tarifrunde der Chemieindustrie: Gewerkschaft fordert mehr Lohn
26.04.2024

Im Tarifstreit in Ostdeutschlands Chemieindustrie fordert die Gewerkschaft IG BCE eine Lohnerhöhung von 7 Prozent. Arbeitgeber warnen vor...