Politik

Putin: Gescheiterte US-Politik ist schuld an Europas Flüchtlings-Krise

Der russische Präsident Wladimir Putin sagt, die gescheitere US-Außenpolitik im Nahen Osten habe die Flüchtlings-Krise im Nahen Osten ausgelöst. Die Syrer befänden sich nicht vor dem Präsidenten Assad auf der Flucht, den die USA stürzen wollen, sondern vor dem IS – den die Amerikaner nicht zu besiegen in der Lage gewesen seien.
05.09.2015 02:40
Lesezeit: 2 min

Russlands Präsident Wladimir Putin geht im Syrien-Konflikt in die Offensive. In Wladiwostok sagte er: Russland sei bereit, den USA im Interesse der globaler Sicherheit gegen den IS-Terror zur Seite zu springen.

Putin sparte nicht mit harscher Kritik an den Amerikanern – wie interessanter Weise die FT als eines der wenigen westlichen Medien berichtet. Putin sagte demnach: „Diese Krise war absolut zu erwarten. Wir in Russland haben schon vor Jahren gesagt, dass die, wie ich es immer genannt habe, „falsche Außenpolitik der westlichen Allianz im Nahen Osten massive Probleme bringen wird- in den Regionen der muslimischen Welt, im Nahen Osten und in Nordafrika.“

Putin sagte, er sei erstaunt, dass die USA die EU für ihr Krisen-Management in der Flüchtlingsfrage kritisieren: „Europa folgt blind der US-Außenpolitik aus sogenannter Bündnistreue, und muss dann die Lasten tragen.“

Putin sagte, dass die Syrer nicht wegen Präsident Baschar al-Asad vertrieben würden, sondern wegen des „Islamischen Staats“ (IS). Der Krieg in Syrien war ausgebrochen, als die westliche Allianz unter US-Führung beschlossen hatte, Assad zu stürzen.

Zu diesem „Regime-Wechsel“ schrieb der Hamburger Strafrechtler und Rechtsphilosoph Reinhard Merkel im August 2013 (!) einen interessanten Beitrag – und zwar nicht in der Prawda, sondern in der FAZ:

Der Westen, wenn diese etwas voluminöse Bezeichnung gestattet ist, hat in Syrien schwere Schuld auf sich geladen - nicht, wie oft gesagt wird, weil er mit seiner Unterstützung des Widerstands gegen eine tyrannische Herrschaft zu zögerlich gewesen wäre, sondern im Gegenteil: weil er die illegitime Wandlung dieses Widerstands zu einem mörderischen Bürgerkrieg ermöglicht, gefördert, betrieben hat.

Was in Syrien geschieht, ist eine dem Anschein nach mildere Form des Eingriffs, da sie den Sturz des Regimes dessen innerer Opposition überlässt, die von außen nur aufgerüstet - und freilich auch angestiftet - wird. In Wahrheit ist sie die verwerflichste Spielart: nicht so sehr, weil sie neben dem Geschäft des Tötens auch das Risiko des Getötetwerdens anderen zuschiebt. Eher schon, weil sie die hässlichste, in jedem Belang verheerendste Form des Krieges entfesseln hilft: den Bürgerkrieg.

Ob und in welcher Form Russland in Syrien eingreifen wird, ist noch unklar. Es scheint jedoch mit den Amerikanern abgesprochen, dass Russland eine aktive Rolle in Syrien spielen soll. Es ist äußert ungewiss, ob zusätzliche Militäraktionen der Russen die Lage der Zivilbevölkerung stoppen werden. Es besteht der berechtigte Anlass zur Befürchtung, dass noch mehr Bomben noch mehr Leid verursachen werden. Immerhin drängen die Russen allerdings auch auf eine politische Lösung: Assad sei zu Neuwahlen bereit. Putin rief auch die Oppositionsparteien auf, sich an einer Friedenslösung zu beteiligen.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Depotübertrag: Wie Sie Ihr Wertpapierdepot wechseln - und dabei bares Geld sparen
25.06.2025

Ein Depotübertrag kann für Sie als Anleger zahlreiche Vorteile bieten, von geringeren Gebühren bis hin zu attraktiven Prämien für...

DWN
Immobilien
Immobilien Zwangsversteigerung von Immobilien: Wie Sie mit Zwangsversteigerungen Schnäppchen machen können
25.06.2025

Es gibt verschiedene Gründe für die Zwangsversteigerung von Immobilien vor den örtlichen Amtsgerichten. In Krisenzeiten kommt es...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Ukraine: Wie der Krieg die Spielregeln der Kommunikation neu schreibt
25.06.2025

Der Ukraine-Krieg macht PR zur Überlebensfrage: Firmen müssen Haltung zeigen, Helden inszenieren und russische Propaganda abwehren –...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Industriestrompreis kommt: EU-Kommission für Subventionen bei Investitionen in grüne Technologien
25.06.2025

Brüssel öffnet das Tor für einen Industriestrompreis – aber nicht ohne Gegenleistung. Unternehmen dürfen auf staatliche Hilfe hoffen,...

DWN
Politik
Politik Energiepreise: Doch keine Senkung der Stromsteuer - Handwerksverband übt scharfe Kritik
25.06.2025

Die Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag angekündigt, die Stromsteuer für alle auf das europäische Mindestmaß zu senken. In dem...

DWN
Politik
Politik Iran-Schlag ein Desaster? Trump feiert, Geheimdienste widersprechen
25.06.2025

Trump feiert die Zerstörung der iranischen Atomanlagen – doch Geheimdienste zweifeln am Erfolg. Interne Leaks bringen das Weiße Haus in...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Deutsche Bahn: Generalsanierung soll vier Jahre länger dauern
25.06.2025

Die geplante Sanierung Dutzender wichtiger Bahnstrecken soll nach den Vorstellungen der Deutschen Bahn bis 2035 und damit vier Jahre...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Zwischen Dieselgate und Dialogkultur: Der neue Ernst der Wirtschaftsethik
25.06.2025

Der Dieselskandal bei VW liegt Jahre zurück, wirkt aber nach. Vor allem als Symbol für eine Unternehmenskultur ohne Ethik und ohne...