Zwei schwedische Unternehmer haben die Initiative Refugee Air gegründet. Sie wollen Flüchtlingen aus Syrien die Einreise in die EU ermöglichen. Die Idee stammt vom schwedischen Friedensforscher Hans Rosling, der in einem Video erklärt, warum die Einreise per Flugzeug die beste Möglichkeit für Flüchtlinge darstellt (Video am Anfang des Artikels).
Susanne Najafi, eine bekannte und erfolgreiche schwedische Unternehmensgründerin sagte dem Guardian, dass es rechtlich möglich sei, Flüchtlinge einzufliegen, ohne gegen irgendwelche Regeln zu verstoßen. Unter dem Hashtag #letthemfly haben die Schweden bereits eine eigene Website eingerichtet, auf der sie die Hintergründe des Non-Profit-Unternehmens erklären.
Die Initiative findet auch bereits erste Unterstützung von Politikern:
#letthemfly! I'm backing the campaign for legal&safe routes to the EU. Dismantle the Carriers… t.co/c6zeSdDX1j
— Cecilia Wikström(FP) (@CeciliaWikstrom) 10. September 2015
Nach EU-Recht tragen die Fluglinien die Verantwortung für eingereiste Flüchtlinge. Demnach müssen die Airlines für die Kosten der Rückführung aufkommen, wenn die Passagiere nicht als asylberechtigt abgewiesen werden. Das kann in die tausende Euro gehen, weshalb die Fluglinien dazu übergangen sind, grundsätzlich jeden ablehnen, der keine gültigen Reisepapiere vorweisen kann. Dies verstößt jedoch gegen die Flüchtlingskonvention von 1951, derzufolge niemand, der sich aus Gefahr retten muss, die Reise verweigert werden darf.
Die schwedischen Unternehmen wollen zu diesem Zweck in der Türkei und in Jordanien Stationen einrichten, wo geprüft wird, ob die Flüchtlinge eine entsprechende Gefahrensituation belegen können. Danach sollen Passagierlisten erstellt werden. Die Unternehmer verhandeln nach eigenen Angaben bereits mit SAS und Norwegian, um die Flüchtlinge an Bord der Maschinen zu bekommen.
Sollten die Airlines dies ablehnen, wollen Susanne Najafi und ihr Partner Emad Zand eigene Maschinen chartern. Die Flüchtlinge sollen nach Schweden gebracht werden, bevor der erste Schnee fällt.
Es dürfte allerdings schwierig werden, die Airlines zur Kooperation zu bewegen. Seit 9/11 sind die internationalen Regeln wegen der Angst vor Terror-Anschlägen deutlich verschärft worden. Das Risiko, das bei laxer Kontrolle der reisewilligen Personen auch IS-Terroristen an Bord gelangen, ist erheblich. Es ist bis heute unbekannt, ob sich Terroristen unter den Flüchtlingen befinden.
Theoretisch wäre die Maßnahme allerdings intelligent: Wenn sichergestellt würde, dass die Leute wirklich Flüchtlinge sind, kämen die Passagierlisten einer Art Vor-Kontrolle gleich. Außerdem würde das Geschäft der Schlepper kommerziell empfindlich geschädigt: Die Flüchtlinge zahlen in der Regel ein Vielfaches von dem Preis, den sie für einen normalen Linienflug ausgeben müssten.