Kroatien hat sieben Grenzübergänge zu Serbien dicht gemacht. Dennoch kamen in dem EU-Land auf der neuen Hauptfluchtroute bisher rund 14.000 Migranten an, wie die Polizei am Freitag mitteilte, viele über die Grüne Grenze zu Serbien. Aus Mazedonien kämen zusätzlich jeden Tag im Schnitt bis zu 2000 Menschen nach Serbien, berichtete die Zeitung Danas.
Weiter nördlich in Beli Manastir warteten nach Berichten von Medien und Helfern rund 8.000 Flüchtlinge, um in Richtung Slowenien reisen zu können. Sloweniens Regierungschef Miro Cerar sagte dem Fernsehsender RTV Slo, sein Land dürfe niemanden durchlassen, der die Bedingungen für die Einreise in den Schengen-Raum nicht erfülle. Daher stoppte das Land den internationalen Zugverkehr - zunächst bis 18.00 Uhr.
Kroatiens Regierungschef Zoran Milanovic will die Flüchtlinge nun nach Ungarn umleiten. Sein Land schaffe es nicht mehr, sie zu registrieren. Allerdings baut die ungarische Regierung nun auch an der Grenze zu Kroatien einen Zaun, um - wie bereits an der Grenze zu Serbien - Flüchtlinge abzuhalten.
Zudem weitete Budapest den Notstand auf vier Gebiete im Süden aus, die an Kroatien, Slowenien und Österreich grenzen. Das berechtigt die Behörden zu besonderen Maßnahmen gegenüber Flüchtlingen. Seit Dienstag gilt der Krisenfall für zwei Bezirke an der Grenze zu Serbien. Der dortige Grenzzaun hatte viele Flüchtlinge veranlasst, eine neue Route in Richtung EU zu nehmen.
Laut der EU-Statistikbehörde Eurostat gingen in Ungarn im zweiten Quartal - bezogen auf die Einwohnerzahl - die meisten Erstanträge auf Asyl in Europa ein. In absoluten Zahlen lag das Land mit 32 700 Menschen auf Platz zwei hinter Deutschland mit 80 900 Erstanträgen. Auf Deutschland entfielen damit 38 Prozent aller Asylanträge in der EU, auf Ungarn 15 Prozent.
In Bayern werden immer mehr mutmaßliche Schleuser festgenommen. Fast 800 Menschen, die Flüchtlinge illegal über die Grenze gebracht haben sollen, sitzen dort inzwischen in Untersuchungshaft, berichtete das Justizministerium in München. An der deutsch-österreichischen Grenze stoppte die Bundespolizei am Donnerstag rund 3700 Flüchtlinge, wie ein Sprecher in der Nacht bilanzierte. Deutschland hatte am Wochenende Grenzkontrollen eingeführt, um ein geordnetes Verfahren der Registrierung und Unterbringung der Flüchtlinge zu gewährleisten.