Gemischtes

Milliarden-Schaden: VW hat Aktionäre zu spät über Manipulation infomiert

Lesezeit: 1 min
29.09.2015 02:01
VW hat den Abgas-Betrug gegenüber den US-Behörden zugegeben, aber Aufsichtsrat und Aktionäre erst Wochen später informiert. Der Autobauer hat somit die Meldepflicht eines börsenrelevanten Tatbestandes verletzt. Die Aktionäre können laut Wertpapier-Recht den Kursverlust einklagen.
Milliarden-Schaden: VW hat Aktionäre zu spät über Manipulation infomiert

Mehr zum Thema:  
Auto >
Benachrichtigung über neue Artikel:  
Auto  

Die Volkswagen AG hat nach Informationen aus Aufsichtsratskreisen drei leitende Mitarbeiter freigestellt. Es handelt sich um die Verantwortlichen für die Produktentwicklung von Volkswagen, Audi und Porsche. Sie übernehmen somit einen Teil der Verantwortung für den Einsatz der Software im von ihnen geleiteten Bereichen.

In diesem Zusammenhang kam auch zur Sprache, dass der Aufsichtsrat mit großer Verzögerung über das Verhalten von Volkswagen informiert worden war. Die Volkswagen AG hatte bereits am 3. September 2015 den Betrug gegenüber den amerikanischen Behörden eingestanden. Doch der Aufsichtsrat wurde erst 19. September vor anderthalb Wochen informiert, und zwar gleichzeitig zur Presseerklärung. Die unterlassene Informationspflicht gegenüber dem Aufsichtsrat ist ein wesentlicher Punkt für die personelle Neuordnung an der Konzernspitze.

In diesem Zusammenhang ist aber festzuhalten, dass Volkswagen auch gegenüber der Börse seine Informationspflicht verletzt hat. Ist ein Vorgang kursrelevant, so muss er unverzüglich gegenüber Börse und Aktionären mitgeteilt werden. Nach dem deutschen Wertpapierrecht sind börsennotierte Unternehmen seit 2012 verpflichtet, künftige Umstände oder Ereignisse, die den Wert ihrer Aktien und daher auch die Entscheidung der Anleger beeinflussen können, sofort öffentlich bekannt zu geben (sogenannte Ad-hoc-Mitteilung von Insiderinformationen). Grundlage der Verpflichtung sind neue Bestimmungen des europäischen Gemeinschaftsrechts von 2012. Unterbleibt diese Mitteilung, könnten Aktionäre die Gesellschaft auf Schadenersatz verklagen.

Am Mittwoch, dem 30. September, wird der Aufsichtsrat tagen. Dabei sollen gemäß einem Bericht die ersten Ergebnisse der internen Untersuchung über die Abläufe und Verantwortlichkeiten bezüglich der Manipulationssoftware präsentiert werden. Gemäß unbestätigten Informationen fiel die Entscheidung zum Einsatz der Software bereits 2005/06, und zwar in Wolfsburg, wie die FAZ meldet. Dabei wurde bewusst aus Kostengründen entschieden, auf technisch mögliche Lösungen wie der Einbau eines Harnstoff-Additivs zu verzichten. Die Untersuchung wird auch zeigen, wer am Entscheid beteiligt war und wer diesen kannte.

Es ist davon auszugehen, dass geklagt wird: Allein der staatliche Pensionsfonds von Katar hat bei Volkswagen 8,4 Milliarden Dollar verloren. 


Mehr zum Thema:  
Auto >

Anzeige
DWN
Panorama
Panorama Kostenloses Experten-Webinar: Die Zukunft der personalisierten Medizin aus der Cloud - und wie Sie davon profitieren

Eine individuelle Behandlung für jeden einzelnen Menschen - dieser Traum könnte nun Wirklichkeit werden. Bei der personalisierten Medizin...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Die Ampel auf Rot: Warum die deutsche Wirtschaft abwandert
08.05.2024

Der Frust des deutschen Mittelstands ist gewaltig. Immer mehr Unternehmer denken über Verlagerung ihrer Produktionsbetriebe nach. Nach...

DWN
Finanzen
Finanzen KfW: Deutlich weniger Förder-Kredite, aber mehr Gewinn zum Jahresauftakt
08.05.2024

Nach mehreren Krisenjahren hat sich das Kreditgeschäft der staatlichen Förderbank wieder normalisiert. Gleichwohl verdient die...

DWN
Unternehmen
Unternehmen BMW mit Gewinnrückgang - Konzernchef Zipse bleibt extrem optimistisch
08.05.2024

Der Autobauer BMW musste im ersten Quartal trotz des florierenden Luxussegments Gewinneinbußen verbuchen. Konzernchef Oliver Zipse bleibt...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Insolvenzen in Deutschland steigen weiter dramatisch an - Zukunftsaussichten bleiben düster
08.05.2024

Im April verzeichnete Deutschland erneut einen starken Anstieg der Firmeninsolvenzen - ein bedenklicher Trend, der bereits seit 10 Monaten...

DWN
Technologie
Technologie Abzocke an der Ladesäule? E-Auto laden unterwegs teurer als Benzin E10
08.05.2024

Die Begeisterung für Stromer hat in Deutschland schon arg gelitten. Die Ampel gewährt keine Zuschüsse mehr bei der Anschaffung - und nun...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Siemens Energy beendet Misere und startet Sanierungsplan für Windkraftsparte Gamesa
08.05.2024

Beim kriselnden Energietechnikkonzern Siemens Energy scheint sich der Wind zu drehen. Nach einem guten zweiten Quartal mit schwarzen Zahlen...

DWN
Finanzen
Finanzen Anlagevermögen in Deutschland 2023 um 10 Prozent gewachsen
08.05.2024

Deutsche Kapitalanleger sind trotz schwacher Weltkonjunktur reicher geworden. Eine erfreuliche Nachricht für die Vermögensverwalter, die...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft LNG: EU-Sanktionen bedrohen Russlands Energiegeschäfte
08.05.2024

Russland steht vor möglichen schmerzhaften EU-Sanktionen im Zusammenhang mit seinen Geschäften im Bereich Flüssigerdgas (LNG). Die...