Politik

Blamage für die Nato: Putin will nun auch im Irak eingreifen

Russland überlegt, seine Luftschläge gegen den IS auf den Irak auszudehnen. Sollte man von Bagdad um Hilfe ersucht werden, werde man eingreifen. Besonders gefährlich könnte dies für das Nato-Mitglied Türkei werden, das im Nordirak seinen Privatkrieg führt.
06.10.2015 12:28
Lesezeit: 1 min

Russlands Präsident Wladimir Putin setzt seine Initiative im Nahen Osten fort: Die Sprecherin des Oberhauses im russischen Parlament, Valentina Matviyenko, sagte am Dienstag der TASS: „Wenn es ein offizielles Ersuchen der Regierung des Irak an die russische Föderation gibt, werden wir überprüfen, welche politischen und militärischen Möglichkeiten sich ergeben, wenn unsere Luftwaffe an einer solchen Operation teilnimmt. Eine derartige Anfrage liegt uns jedoch bis jetzt nicht vor.“

Diese Sprachregelung haben die Russen auch in Syrien verwendet und betonen seither, dass ihr Militäreinsatz auf Bitte des legitim gewählten syrischen Präsidenten Baschar al-Assad erfolge.

Das russische Parlament hatte Putin erst vor wenigen Tagen ermächtigt, die Armee einzusetzen.

Davor hatten die Russen mit einigem Geschick eine Allianz für den Nahen Osten geformt, die aus dem Iran, China und dem Irak besteht. In Bagdad läuft derzeit auch die Koordination für die Geheimdienstarbeit. US-Präsident Barack Obama wird von den Operationen in Syrien auf dem Laufendem gehalten. Auch Israel ist in einen Informationsmechanismus eingebunden.

Frankreich unterstützt ausdrücklich den Kampf der Russen gegen alle Terroristen. Ob sich diese Unterstützung auch auf Kampfeinsätze im Nordirak bezieht, wird sich in den kommenden Tagen erweisen.

Besonders unangenehm wären Luftschläge gegen Terroristen im Nordirak für die Türkei: Präsident Recep Tayyip Erdogan führt seit Monaten einen völkerrechtswidrigen Krieg gegen die PKK. Die türkische Luftwaffe fliegt Einsätze gegen Stellungen, von denen nicht gesagt werden kann, wer wirklich getroffen wird. Außerdem kooperieren Türken und Amerikaner mit der al-Nusra Front – einem al-Kaida-Ableger. Russland hat erklärt, seine Angriffe nicht nur gegen den IS zu richten, sondern gegen alle Terroristen.

Für die Nato wird der Einsatz gegen den IS zu einem immer größeren Fiasko: Die Russen hatten vor einigen Wochen erklärt, sie müssten nun eingreifen, weil die US-geführte Koalition gescheitert sei.

Tatsächlich haben die Amerikaner kaum etwas, um nachzulegen: Voll Stolz meldet CNN, dass das Pentagon US-Präsident Barack Obama nun dazu gebracht habe, einige Söldner und Terroristen zu bewaffnen, damit sie in Richtung Raqqa marschieren, um den IS zu besiegen. Wenn Putin in diesem Tempo weitermacht und wirklich die Erfolge feiert, die sein Militär verkündet, wird sich die Truppe beeilen müssen, um wenigstens bei der Siegesfeier in Raqqa noch anwesend zu sein.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU im Abseits: Trump bevorzugt London und Peking – Brüssel droht der strategische Bedeutungsverlust
12.05.2025

Während Washington und London Handelsabkommen schließen und die USA gegenüber China überraschend Konzessionen zeigen, steht die EU ohne...

DWN
Panorama
Panorama Nach Corona nie wieder gesund? Die stille Epidemie der Erschöpfung
12.05.2025

Seit der Corona-Pandemie hat sich die Zahl der ME/CFS-Betroffenen in Deutschland nahezu verdoppelt. Rund 600.000 Menschen leiden inzwischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Machtkampf der Tech-Eliten: Bill Gates attackiert Elon Musk – „Er tötet die ärmsten Kinder der Welt“
12.05.2025

Ein milliardenschwerer Konflikt zwischen zwei Symbolfiguren des globalen Technologiekapitalismus tritt offen zutage. Der frühere...

DWN
Politik
Politik Pflege am Limit? Ministerin fordert Reform für mehr Eigenverantwortung
12.05.2025

Pflegekräfte sollen mehr dürfen und besser arbeiten können – das fordert Gesundheitsministerin Nina Warken zum Tag der Pflegenden....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Milliarden ungenutzt: Irischer Top-Investor fordert Einsatz von Pensionsgeldern zur Stärkung europäischer Technologie
12.05.2025

Die europäische Technologiebranche droht im globalen Wettbewerb ins Hintertreffen zu geraten. Der Grund: Staatlich geförderte...

DWN
Politik
Politik Geheime Waffenlieferungen: Kritik an Intransparenz – Ukrainischer Botschafter lobt Merz’ Kurs
12.05.2025

Die neue Bundesregierung unter Friedrich Merz hat entschieden, Waffenlieferungen an die Ukraine künftig wieder geheim zu halten – ein...

DWN
Politik
Politik SPD-Spitze im Umbruch: Bas spricht von historischer Verantwortung
12.05.2025

Die SPD steht nach dem desaströsen Wahlergebnis von 16,4 Prozent bei der Bundestagswahl vor einem umfassenden Neuanfang. In Berlin haben...

DWN
Politik
Politik Beamte in die Rente? SPD und Experten unterstützen Reformidee
12.05.2025

Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas erhält Unterstützung aus der SPD für ihren Vorschlag, künftig auch Beamte, Selbstständige und...