Politik

Stimme aus der arabischen Welt: Papst verdient Nobelpreis, nicht Merkel

Die Ambitionen von Angela Merkel auf den Friedensnobelpreis werden in der arabischen Welt kritisch gesehen: Aktive Politiker sollten den Preis nicht bekommen. Merkel habe in Griechenland die falsche Politik verfolgt. Papst Franziskus habe sich dagegen sein Leben lang mutig geäußert.
08.10.2015 16:51
Lesezeit: 1 min

Die Washington-Korrespondentin der arabischen Tageszeitung Al Hayat, Joyce Karam, hält es für keine gute Idee, aktiven Politikern den Friedensnobelpreis zu verleihen. Politiker seien, auch wenn sie aktuelle Leistungen vorweisen können, immer in Kriege und Konflikte verwickelt und daher im Grunde nicht geeignet, die Auszeichnung zu erhalten. Karam erwähnt in einem Gastbeitrag für Al Arabiya, dass auch US-Außenminister John Kerry und der iranische Außenminister Javad Zarif daher ebenso ungeeignet wie Angela Merkel seien, die in ihrer Griechenland-Politik wirtschaftliche Entscheidungen getroffen hat, die den Menschen Leid zugefügt haben. Zwar sei es ein Verdienst Merkels, 800.000 Flüchtlinge in Deutschland aufgenommen zu haben – doch das reicht nach Ansicht der arabischen Kommentatorin nicht.

Karam weist auch auf die absurde Situation hin, dass mit den Bomben auf das Krankenhaus in Kundus erstmals ein Friedensnobelpreisträger (Barack Obama) Bomben auf einen anderen (Ärzte ohne Grenzen) geworfen habe.

Für die arabische Journalisten wäre Papst Franziskus der geeignete Kandidat: Er habe immer Mut gezeigt, sein ganzes Leben lang. So habe er mit seiner Aussage zu Homosexuellen („Wer bin ich, dass ich über andere Menschen ein Urteil fällen könnte?“) ganz neue Töne gegenüber einer Gruppe angeschlagen, die von der Katholischen Kirche seit Jahrhunderten diskriminiert wird. Er habe als Vermittler im Iran-Deal wesentlich dazu beigetragen dass es zu einem Tauwetter zwischen dem Iran und den USA gekommen ist. Anders als sein Vorgänger Benedikt XVI. („Wir sind Papst!“), habe sich Franziskus differenziert mit dem Islam auseinandergesetzt. Mit seinen Besuchen im Nahen Osten habe er ein starkes Zeichen für die Notwendigkeit der friedlichen Koexistenz gesetzt.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Politik
Politik EU-Gasverbot: EU will russisches Gas verbieten – doch das Völkerrecht steht im Weg
07.05.2025

Die EU-Kommission plant ein Verbot für russisches Gas – bis spätestens Ende 2027 sollen sämtliche Lieferungen gestoppt werden. Doch...

DWN
Politik
Politik Nach Rumpel-Wahlstart: Kanzler Merz in Paris und Warschau - Macron: Deutsch-französischer Sicherheitsrat geplant
07.05.2025

Auf den ersten Besuch von Friedrich Merz als Bundeskanzler in Paris wird dennoch hoffnungsvoll geblickt. Frankreichs Präsident Macron will...

DWN
Panorama
Panorama Im Vatikan läuft die Papstwahl: Konklave könnte mehrere Tage dauern - die Hintergründe
07.05.2025

Streng geheim und streng ritualisiert: Seit diesem Mittwoch versammeln sich 133 Kardinäle in der Sixtinischen Kapelle zum...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Mentale Gesundheit am Arbeitsplatz: So stärken Führungskräfte das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter
07.05.2025

Psychische Erkrankungen gelten laut dem DAK-Gesundheitsreport 2023 als der dritthäufigste Grund für Krankschreibungen. Umso wichtiger...

DWN
Politik
Politik AfD Brandenburg ebenfalls als gesichert rechtsextrem eingestuft - nach Rausschmiss vom Verfassungsschutzchef
07.05.2025

Einen Tag nachdem der Verfassungsschutzchef von Brandenburg von Landesinnenministerin Katrin Lange (SPD) überraschend abgesetzt worden,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Krisengeschüttelter Zulieferer ZF kürzt ab Mai Arbeitszeiten und Gehälter
07.05.2025

Der in tiefroten Zahlen steckende Autozulieferer ZF wird in der Konzernzentrale am Standort Friedrichshafen vorübergehend kürzere...

DWN
Politik
Politik Kriegszustand: Indien greift Pakistan an – Eskalation zwischen Atommächten droht
07.05.2025

Nach einem Terroranschlag in Kaschmir startet Indien gezielte Luftschläge – Pakistan spricht von zivilen Opfern und droht mit Vergeltung.

DWN
Unternehmen
Unternehmen KMU finanziell überfordert: Immer mehr Mittelständler erreichen Belastungsgrenze
07.05.2025

Löhne, Materialien, Energie – viele Mittelständler in Deutschland rechnen mit weiter steigenden Kosten im laufenden Jahr. Dabei...