Politik

Notenbank schlägt Alarm: Schulden in Italien explodieren

Lesezeit: 1 min
17.10.2015 00:11
Die italienische Notenbank fordert von der Regierung in Rom Taten, weil die Schulden explodieren: Die Staatsschulden stehen bereits bei 133 Prozent des BIP. Laut Maastricht wäre Italien verpflichtet, nicht über 60 Prozent zu gehen.
Notenbank schlägt Alarm: Schulden in Italien explodieren

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Die italienische Zentralbank fordert von der Regierung des Landes mehr Anstrengungen zur Verringerung der riesigen Schuldenlast. Italien sollte dafür die „außergewöhnlich günstigen“ Verhältnisse am Markt nutzen, hieß es am Freitag im jüngsten Wirtschaftsbericht der Notenbank. Italien erholt sich gerade von einer drei Jahre langen Rezession. Für neue Schulden muss das Land dank des umfangreichen Anleihe-Kaufprogramms der Europäischen Zentralbank den Geldgebern derzeit vergleichsweise niedrige Zinsen zahlen. Im Haushalt für 2016 wurden allerdings die Ausgaben der öffentlichen Hand viel weniger reduziert als zunächst geplant.

Die Verschuldung Italiens wird sich dieses Jahr voraussichtlich auf etwa 133 Prozent im Verhältnis zur Wirtschaftskraft belaufen. Innerhalb der Euro-Zone sieht es nur in Griechenland noch schlechter aus. Nach Maastricht gilt eine Obergrenze von 60 Prozent. Zu Erinnerung: Maastricht war ein Vertrag, den die EU-Staaten eingegangen waren. Bei Unterzeichnung war von Beobachtern erwartet worden, dass die Staaten gedenken könnten, sich tatsächlich an den Vertrag zu halten.

Frankreich hat die EU-Kommission veranlasst, bis nach den Präsidentschaftswahlen höhere Defizite zu akzeptieren.

Italiens Premier Renzi hat diese Woche immerhin eine kleine Einsparung durchsetzen können: Der italienische Senat hat am Dienstag einer Verfassungsreform zugestimmt, die die Größe und das politische Gewicht der zweiten Parlamentskammer deutlich verringert. Demnach soll die Zahl der Senatoren auf 100 von derzeit 315 verringert werden. Zudem wählt künftig nur noch das Abgeordnetenhaus den Ministerpräsidenten, und die Möglichkeiten des Senats, Gesetze zu blockieren, werden stark eingeschränkt.

Mit der Verfassungsreform hat Renzi jedoch weniger einen schlanken Staat im Blick: Die neue Verfassung gibt ihm mehr Macht, weil er Gesetze leichter durchbringen kann. Um sie durchzubringen, sind allerdings noch weitere Abstimmungen in beiden Kammern des Parlaments bis weit ins nächste Jahr hinein nötig. Damit haben die Gegner der Reform noch zahlreiche Gelegenheiten, sie zu torpedieren. Zudem muss die Reform nach der Zustimmung des Parlaments noch in einem Referendum bestätigt werden.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Clean Industrial Deal: Warum die EU jetzt handeln muss
26.12.2024

Vor fünf Jahren setzte die EU mit dem Europäischen Green Deal neue Maßstäbe im globalen Klimaschutz. Heute, angesichts wachsender...

DWN
Politik
Politik Papst eröffnet Heiliges Jahr mit Hoffnungsbotschaft
26.12.2024

Ein strammes Programm hatte der gesundheitlich angeschlagene Papst an Weihnachten zu stemmen: Er eröffnete das Heilige Jahr der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutschland schafft Gasspeicherumlage ab: Entlastung für Nachbarländer, Mehrkosten für Verbraucher
26.12.2024

Deutschland verabschiedet sich von der umstrittenen Gasspeicherumlage an Grenzübergangspunkten zu Nachbarländern. Mit einer Änderung des...

DWN
Immobilien
Immobilien Sechs Jahre Mietenstopp: Können Mietpreiserhöhungen gesetzlich verboten werden?
26.12.2024

Der aktuelle Wohnmarkt bereitet Volk wie Bundesregierung Kopfzerbrechen. Laut Umfragen glauben immer weniger Deutsche daran, sich den Traum...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Kann Automatisierung die deutsche Industrie retten?
26.12.2024

Die deutsche Wirtschaft kämpft mit Fachkräftemangel und explodierenden Kosten. Wie können Automatisierung und Robotik diese...

DWN
Politik
Politik Wahlforscher Jung: Die Union hat ein "Merz-Problem" - und Habeck eine gute Chance
26.12.2024

Es sei sehr wahrscheinlich, dass Unionskandidat Merz der nächste deutsche Bundeskanzler wird, sagt Wahlforscher Matthias Jung. Doch er...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Fünf Jahre Corona: Als Covid-19 die Welt in den Stillstand zwang
26.12.2024

Lockdowns, Masken, Grenzschließungen: Fünf Jahre nach dem Auftauchen der ersten Covid-19-Fälle hat die Corona-Pandemie weltweit ihre...

DWN
Politik
Politik Chaos und Dutzende Tote in Mosambik nach Wahlergebnis
26.12.2024

Seit der Verkündung des Wahlsiegs der Regierungspartei kommt es zu immer blutigeren Unruhen. Demonstranten befreien Gefangene und...