Technologie

Durchbruch: Start-up stellt Brennstoff aus Luft und Hitze her

Lesezeit: 1 min
10.12.2015 13:48
Nur mithilfe von Luft und Sonne recycelt ein israelisches Start-up Kohlendioxid. Der Prototyp ist ein Solarkraftwerk, das aus dem in der Luft enthaltenen CO2 einen Brennstoff erzeugt. Bereits ab 2018 will das Start-up ihr Produkt verkaufen.
Durchbruch: Start-up stellt Brennstoff aus Luft und Hitze her
Aus Luft und Hitze entsteht Brennstoff. (Screenshot)

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Eine israelische Startup-Firma sieht sich auf dem besten Weg, den weltweiten Wettlauf um eine profitable Recyclinglösung für Kohlendioxid zu gewinnen. Nichts als Luft, Sonne und acht Jahre Spitzenforschung seien die Ingredienzen, um dem Treibhausgas „seinen Schrecken zu nehmen“, versichern die Manager von NewCO2fuels (NCF). Das stößt auf große Aufmerksamkeit, während die Weltgemeinschaft bei der Pariser Klimakonferenz Wege zur nachhaltigen Begrenzung der Erderwärmung diskutiert, die maßgeblich durch Kohlendioxidemissionen verursacht werden.

„Wir sollten gegenüber der einschlägigen Industrie nicht nur die Peitsche schwingen, sondern auch das Zuckerbrot anbieten und das Geschäftspotenzial der Wiederverwertung dieser Emissionen aufzeigen“, sagt der NCF-Chef David Banitt. Die Firma thront im obersten Stockwerk des renommierten Weizman-Instituts in Rechovot, südlich von Tel Aviv. Sie will in Industriebetrieben anfallendes Kohlendioxid in nutzbaren Brennstoff verwandeln.

Damit steht sie im globalen Wettbewerb mit einem Dutzend anderer Firmen, die auf diesen neuen Markt drängen. Der CCUS-Strategie (für „Carbon Capture, Utilization and Storage“) wird ein Marktvolumen von jährlich 22,5 Milliarden Euro beigemessen. Die Israelis wollen die Testphase für ihre technische Lösung 2016 abschließen und spätestens 2018 den Vertrieb starten. Damit hoffen sie, Konkurrenten aus den USA, China und Europa zuvorzukommen.

Der Prototyp ist ein Solarkraftwerk, das aus dem in der Luft enthaltenen Kohlendioxid einen „Syngas“ genannten Brennstoff erzeugt. Rund um das Turmgebäude im Wissenschaftspark von Rechovot speist ein Feld von Solarpanelen einen zentralen Spiegel, der wie ein Riesenbrennglas wirkt und einen Reaktor auf mehr als tausend Grad erhitzt. „In diesem Reaktor wird das Kohlendioxid unter Zugabe von Wasser durch die Hitze in Syngas umgewandelt, eine Mischung von Kohlenmonoxyd und Wasserstoff“, erläutert der Cheftechniker Uzi Aharoni das Recyclingverfahren.

Es ist somit geeignet für Industrieanlagen, in denen große Hitze und Kohlendioxide anfallen - also etwa in Stahlwerken oder bei der Kohlevergasung. Auch wenn die von der israelischen NCF entwickelte Technologie „eine saubere Lösung“ sei, könne sie von Unternehmen als Deckmantel genutzt werden, um anderweitig umweltschädliche Produktionsprozesse fortzuführen, wendet Klima-Expertin Marie Renner ein. Die Forscherin an der Universität Paris-Dauphine hat eine Studie zum Thema CCUS erarbeitet.

Sie konstatiert, „dass es von 2008 bis 2010 einen großen Hype um CO2-Abscheidung und -Speicherung gab, der aber mit der Wirtschaftskrise und sinkender Rentabilität für die Betreiber abebbte“. Überall in der Welt wehrten sich zudem Anwohner der unterirdischen Lagerstätten und Umweltschützer gegen diese Technik, die sie als „geologische Zeitbomben“ bekämpften. Wissenschaftler und interessierte Geschäftsleute befürworteten deshalb seit einigen Jahren, einen Schritt weiterzugehen: das Kohlendioxid als Energiequelle zu nutzen, anstatt es unterirdisch zu lagern, berichtete Renner.


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Raumsonde übersteht nahen Vorbeiflug an der Sonne
27.12.2024

"Die Sonnensonde hat nach Hause telefoniert!", schreibt die US-Raumfahrtbehörde Nasa aufgeregt. Das bedeutet: Der Hitzeschild hat die...

DWN
Politik
Politik Nato in der Krise: Wie sichern wir Frieden und Stabilität in Europa?
27.12.2024

Viele Deutsche sorgen sich angesichts der Lage in der Ukraine vor einer Ausweitung des Krieges. Der neue Nato-Generalsekretär hält dies...

DWN
Finanzen
Finanzen Notenbanker durch und durch: Ex-Bundesbankpräsident Schlesinger zum Gedenken
27.12.2024

Zeit seines Lebens hat sich Helmut Schlesinger für eine stabile Währung eingesetzt. Dabei scheute er auch nicht den Konflikt. Nun ist der...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Reformen 2025: Steuererhöhungen, Mindestlohnerhöhung und neue Gesetze im Überblick
27.12.2024

Die Reformen 2025 bringen eine Reihe bedeutender Änderungen für Bürgerinnen und Bürger: vom neuen Mindestlohn über die Einführung der...

DWN
Politik
Politik Jetzt auch amtlich: Steinmeier macht Weg für Neuwahlen frei
27.12.2024

Die Ampel-Koalition zerbrochen, keine neue, stabile Mehrheit in Sicht, Deutschland in der Regierungskrise. Für den Bundespräsidenten gibt...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Als der Tiger noch im Tank war: Warum sich ExxonMobil von Europa distanziert
27.12.2024

Exxon mit Sitz ist Houston ist eine halbe Billion Dollar wert und damit der größte Mineralöl-Konzern der Welt. 20 Prozent der 62.000...

DWN
Politik
Politik Studie: Elterngeld seit Einführung deutlich weniger wert
27.12.2024

Die Kaufkraft des Elterngelds sei seit 2007 um 38 Prozent gesunken, schreibt das Institut der deutschen Wirtschaft in einer aktuellen...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Deutsche Flugsicherung erhöht Gebühren: Gründe, Auswirkungen und Forderungen
27.12.2024

Die Deutsche Flugsicherung (DFS) hat angekündigt, zum Jahreswechsel die Gebühren für Fluggesellschaften deutlich zu erhöhen. Während...