Politik

Merkels Kehrtwende: Deutschland arbeitet wieder mit Assad zusammen

Noch bis vor wenigen Tagen hatten Vertreter der Regierung den syrischen Präsidenten noch als Massenmörder bezeichnet. Doch plötzlich ist alles anders: Die Geheimdienste der Länder kooperieren, als sei nie etwas geschehen. Der Grund ist eine Anweisung aus Washington.
18.12.2015 14:37
Lesezeit: 2 min
Merkels Kehrtwende: Deutschland arbeitet wieder mit Assad zusammen
Das neue Buch von Michael Maier. (Foto: FBV)

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Bild-Zeitung berichtet unter Berufung auf „informierte Kreise“, der BND arbeite wieder mit den Diensten der Assad-Regierung zusammen. Demnach will der deutsche Auslandsgeheimdienst in der syrischen Hauptstadt Damaskus wieder eine feste „Residentur“ einrichten, um dauerhaft Agenten vor Ort zu haben. Dem Bericht zufolge könnten sie etwa ihren Posten in der seit 2012 geschlossenen deutschen Botschaft einrichten.

BND-Agenten reisten auch wieder regelmäßig nach Damaskus zu Treffen mit syrischen Geheimdienstvertretern, berichtet die Zeitung. Es gehe darum, Informationen über islamistischen Terrorismus auszutauschen. Zudem soll dem Bericht zufolge wieder ein Gesprächskanal zur syrischen Regierung aufgebaut werden etwa für den Fall, dass ein deutscher Tornado-Pilot über Syrien abstürzt oder abgeschossen wird.

Die Bild ist per Unternehmensgrundsätzen der Nato verpflichtet. In den vergangenen Wochen und Monaten hat die Zeitung konsequent über Assad als einen Massenmörder geschrieben, mit dem man keinesfalls kooperieren dürfe. Dazu zitierte sie auch engste Verbündete der US-Neocons, die einer deutschen Regierungspartei angehören.

Die plötzliche Kehrtwende der deutschen Syrien-Politik ist die Folge neuer Anweisungen aus Washington: Die USA und Russland haben sich bereits vor Monaten im Grundsatz auf eine Zusammenarbeit in Syrien verständigt. In dieser Wochen haben US-Außenminister John Kerry, der russische Präsident Wladimir Putin und dessen Außenminister Sergej Lawrow die Vertiefung der Zusammenarbeit vorangetrieben.

Damit ist Assad nicht mehr Todfeind Nummer 1, sondern ein Partner, mit dem die Großmächte den IS zu bekämpfen hoffen.

Die Reaktion der Bundesregierung spiegelt diese neue Tendenz wieder: Eine Sprecherin hat am Freitag offen gelassen, ob der Bundesnachrichtendienst (BND) wieder mit den syrischen Geheimdiensten von Machthaber Baschar al-Assad kooperiert. Zu solchen operativen Details der Arbeit des BND könne sie nicht Stellung nehmen, sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz am Freitag in Berlin. Der BND selbst machte auf AFP-Anfrage zu dem Thema ebenfalls keine Angaben. Zu „operativen Aspekten seiner Arbeit“ äußere der Dienst sich nur gegenüber der Bundesregierung und den zuständigen Bundestags-Gremien, teilte eine Sprecherin mit.

Die Bundeswehr unterstützt mit sechs Aufklärungs-Tornados Frankreich und andere Bündnispartner logistisch beim Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat in Syrien. Die Zusammenarbeit mit der Assad-Regierung war aufgrund des Kriegs in Syrien abgebrochen worden. Nun, da sich die US-Regierung offenbar auch gegen die gegenläufigen Strömungen in den Diensten und in der Nato durchsetzen konnte, hat sich auch die deutsche Außenpolitik um 180 Grad geändert. 

Wann die nächste Richtungsänderung kommt, ist noch unklar.

***

In seinem neuen Buch erklärt DWN-Herausgeber Michael Maier, wie es zu solchen Absurditäten kommen kann: Sie das Ergebnis der modernen Kriege, die toben, ohne dass wir es bemerken. Deutschland und die EU sind in diesem Szenario in einer ganz schlechten Position. Die Europäer sind in die Abhängigkeit der Amerikaner geraten - und es würde Mut, Charakter und eine politische Vision brauchen, um aus dieser kritischen Lage wieder herauszukommen. 

Michael Maier: „Das Ende der Behaglichkeit. Wie die modernen Kriege Deutschland und Europa verändern“. FinanzBuch Verlag München, 228 Seiten, 19,99€. Bestellen Sie das Buch hier direkt beim Verlag.

Oder kaufen Sie es im guten deutschen Buchhandel das Buch ist überall erhältlich. Wir unterstützen den Buchhandel ausdrücklich, er muss gefördert werden!

Oder bestellen Sie das Buch bei Amazon. Mit einem Kauf unterstützen Sie die Unabhängigkeit der Deutschen Wirtschafts Nachrichten.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt
Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Gold als globale Reservewährung auf dem Vormarsch

Strategische Relevanz nimmt zu und Zentralbanken priorisieren Gold. Der Goldpreis hat in den vergangenen Monaten neue Höchststände...

DWN
Politik
Politik NATO ohne Substanz: Europa fehlen Waffen für den Ernstfall
01.07.2025

Europa will mehr für die Verteidigung tun, doch der Mangel an Waffen, Munition und Strategie bleibt eklatant. Experten warnen vor fatalen...

DWN
Finanzen
Finanzen Trumps Krypto-Coup: Milliarden für die Familienkasse
30.06.2025

Donald Trump lässt seine Kritiker verstummen – mit einer beispiellosen Krypto-Strategie. Während er Präsident ist, verdient seine...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Streit um Stromsteuer belastet Regierungskoalition
30.06.2025

In der Bundesregierung eskaliert der Streit um die Stromsteuer. Während Entlastungen versprochen waren, drohen sie nun auszubleiben –...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft PwC: Künstliche Intelligenz schafft Jobs nur für die, die vorbereitet sind
30.06.2025

Künstliche Intelligenz verdrängt keine Jobs – sie schafft neue, besser bezahlte Tätigkeiten. Doch Unternehmen müssen jetzt handeln,...

DWN
Unternehmen
Unternehmen United Internet-Aktie unter Druck: 1&1 reduziert Prognose
30.06.2025

1&1 senkt überraschend seine Gewinnprognose trotz zuletzt guter Börsenstimmung. Der Grund: deutlich höhere Kosten beim nationalen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Inflation in Deutschland sinkt im Juni auf 2,0 Prozent: Energiepreise entlasten
30.06.2025

Die Inflation in Deutschland hat im Juni einen überraschenden Tiefstand erreicht – doch nicht alle Preise sinken. Was bedeutet das für...

DWN
Politik
Politik Trumps Schritte im Nahen Osten: Nur der Anfang eines riskanten Spiels
30.06.2025

Donald Trump bombardiert den Iran, erklärt die Waffenruhe – und feiert sich selbst als Friedensbringer. Experten warnen: Das ist erst...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Raucherpause im Job: Ausstempeln erforderlich?
30.06.2025

Raucherpause im Job – ein kurzer Zug an der Zigarette, doch was sagt das Arbeitsrecht? Zwischen Ausstempeln, Betriebsvereinbarung und...