Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat am Mittwoch in Moskau mit dem Chef der türkischen Kurdenpartei HDP, Selahattin Demirtas, über die Konflikte im Zusammenhang mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) gesprochen. Der russischen Regierung sei bewusst, dass irakische und syrische Kurden gegen die "Bedrohung" durch den IS "und andere extremistische Gruppen" kämpften, sagte Lawrow laut einer Mitteilung des russischen Außenministeriums. Russland sei bereit, aktiv mit jenen zusammenzuarbeiten, die gegen diese Bedrohung kämpften.
Demirtas ist der erste einflussreiche Politiker aus der Türkei, der nach Russland reiste, seit die türkischen Streitkräfte am 24. November an der Grenze zu Syrien einen russischen Kampfjet abschossen. Der Vorfall führte zu einer schweren diplomatischen Krise zwischen Ankara und Moskau. Die russische Regierung verhängte Wirtschaftssanktionen gegen die Türkei.
Die Reise von Demirtas nach Moskau wurde von der türkischen Regierung kritisiert. Die HDP suche die Zusammenarbeit "mit allen, die mit der Türkei in Konflikt stehen", sagte Ministerpräsident Ahmet Davutoglu am Dienstag. Lawrow sagte, die HDP fördere die "Einheit" der Türkei, indem sie die Rechte einzelner Volksgruppen vertrete. Die Moskauer Sanktionen gegen die Türkei sollten nicht die "Beziehung zum türkischen Volk" stören.
Tatsächlich wäre eine Stärkung der Kurden ein echtes Problem für den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan. Demirtas hatte vor einigen Tagen angekündigt, die Autonomie ausrufen zu wollen. Die Türkei kooperiert mit den Kurden im Nordirak, die von ihrem Führer Barsani in enger Abstimmung mit Ankara geführt werden. Gegen die mit der PKK verbündete YPG in Syrien geht die Türkei militärisch vor.
PKK-nahe Nachrichtenagenturen wie die ANF und die PKK werfen Barzani Verrat an der kurdischen Sache vor. Der Vorstoß der türkischen Armee in den südostanatolischen Städten Silopi und Cizre hätte sich verschärft, nachdem Barzani einen Staatsbesuch in Ankara durchgeführt hatte. Barzani wird als Anhängsel der AKP in der Kurdenregion eingestuft.