Die Bundesrepublik droht nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) mit zu geringen Investitionen auf lange Sicht seinen Wohlstand und seine Attraktivität als Wirtschaftsstandort zu verspielen. DIW-Präsident Marcel Fratzscher bezifferte kürzlich die Investitionslücke auf rund 100 Milliarden Euro. Dabei überdecke die aktuell günstige Wachstumsentwicklung fünf gravierende Schwächen, die bei der längerfristigen Betrachtung zu Tage träten. Das seien zu wenig Wachstum und Produktivitätszuwachs, eine zu hohe Verschuldung des Staates, wachsende Ungleichheit, ein Vorsorgeproblem sowie ein „Leben von der Substanz“. Betrachte man die letzten 10 bis 15 Jahre, sehe das Bild „alles andere als rosig aus“, sagte er.
„Investitionen sind der Schlüssel für den Erfolg der deutschen Volkswirtschaft langfristig“, sagte Fratzscher auf dem Deutschen Handelskongress. Das gelte auch für die Bewältigung des Zustroms von Flüchtlingen. Deren Integration lasse sich nur mit mehr Investitionen schultern, die aber nicht zulasten von Ausgaben in anderen wichtigen Feldern gehen dürften.
Insgesamt sei derzeit Europa bei einer globalen Betrachtung beim Wachstum eher „eine Sorgenregion der Welt“. Im Grund stecke Europa immer noch in einer „sehr tiefen Finanz- und Wirtschaftkrise“, sagte Fratzscher. In Deutschland sehe es besser aus. Man profitiere dabei von einem Beschäftigungswunder, von der Konsolidierung öffentlicher Haushalte und einer hohen Wettbewerbsfähigkeit seiner Wirtschaft. So rechne er in diesem Jahr für Deutschland mit einem Exportüberschuss von 250 Milliarden Euro, das wären acht Prozent der Wirtschaftleistung. Aber das sei nur eine Momentaufnahme. Wenn Deutschland nicht mehr investiere, verspiele das Land seine Zukunftschancen.