Die Zentralbank von Bangladesch ist Opfer eines massiven Diebstahls in Höhe von zwischenzeitlich etwa einer Milliarde Dollar geworden, wie das Nachrichtenmagazin Heise online am Donnerstag berichtet. Demnach wären Anfang Februar im Zuge mehrerer Überweisungen über das Swift-Zahlungssystem Gelder von einem Konto der Zentralbank von Bangladesch bei der New Yorker Niederlassung der amerikanischen Zentralbank abgezogen worden. Zunächst betrug der Schaden nach den ersten Überweisungen rund 100 Millionen Dollar (siehe Video am Anfang des Artikels), doch dieser erste Erfolg war für die Hacker offenbar erst der Anfang.
Ein Großteil des entwendeten Geldes konnte inzwischen zurückgebucht werden. Etwa 81 Millionen Dollar befinden sich derzeit jedoch außerhalb des Zugriffes der Fed und der Zentralbank von Bangladesch. Ihre Spur verliert sich auf den Philippinen, wo sie offenbar mittels einer Handvoll von Bankkonten entgegengenommen wurden. „Die Täter hatten den Zeitpunkt gut gewählt: Vom 6. bis 8. Februar gab es auf den Philippinen ein langes Wochenende. Das Geld wurde beim britischen Anbieter PhilRem in philippinische Peso gewechselt und dann zurück auf die Philippinen geleitet“, schreibt Heise online.
Offenbar wurde das Geld anschließend über verschiedene Casinos auf den Philippinen gewaschen. Diese „stellten dafür Spieljetons aus, die anschließend wieder eingetauscht wurden. Offenbar unterliegen die Casinos nicht den Meldepflichten, die bei Geldwäscheverdacht für Banken gelten. Die weiteren Spuren des Geldes weisen in verschiedene Teile Asiens“, schreibt Heise online.
Mitte Februar bat die Zentralbank Bangladeschs die Behörden auf den Philippinen um amtliche Hilfe. Am 1. März verfügte ein Gericht eine sechsmonatige Sperre verschiedener Konten bei vier philippinischen Banken. Die verschwundenen 81 Millionen Dollar wurde ursprünglich über fünf Konten bei der Bank RCBC auf die Philippinen geschleust, welche offensichtlich zu genau diesem Zweck im Mai 2015 eröffnet wurden. Die RCBC beschuldigt die betroffene Filialleiterin, die Identitäten der Kontoinhaber nicht ausreichend geprüft zu haben.
Interessant sind die Aussagen der Filialleiterin in diesem Zusammenhang. Sie behauptet, das Management der Bank habe sie damals ausdrücklich aufgefordert, die Konten einzurichten. Die gerichtlichen Kontensperren betreffen aber unter anderem auch einen bekannten philippinischen Geschäftsmann und seine Firmen. Über ein in seinem Namen geführtes Konto wurde ein Teil des Geldes zu den Casinos geleitet. Auch dieser Geschäftsmann betont, mit der Sache nichts zu tun haben.
In verschiedenen Medienberichten war von chinesischen Hackern die Rede, die den Diebstahl angeblich zu verantworten hätten. Bisher ist die Faktenlage aber viel zu dünn, um einschätzen zu können, ob überhaupt gehackt wurde und welche Hinweise es bezüglich der Nationalität der Täter gibt. Der Finanzminister von Bangladesch hat inzwischen eine Klage gegen die New Yorker Fed angekündigt. Sie habe das Geld freigegeben und trage deshalb die Hauptverantwortung für den Verlust.