Politik

Pleite-Gefahr: Kärnten hofft auf ein Angebot der Gläubiger

Lesezeit: 2 min
09.04.2016 01:11
Die österreichische Finanzaufsicht könnte bereits am Sonntag den Schuldenschnitt bei der Heta bekanntgeben. Kärnten schließt nicht aus, dass es noch zu einer außergerichtlichen Lösung kommen kann. Finanzlandesrätin Schaunig zeigt sich offen für neue Gespräche, sollte von den Gläubigern ein Angebot kommen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Österreichische Medien berichten, dass die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) bereits am Sonntag den Schuldenschnitt bei der Heta bekanntgeben könnte. Kärnten sei vorbereitet, sagte die Kärntner Finanzlandesrätin Gaby Schaunig den Deutschen Wirtschafts Nachrichten: „Die FMA ist eine weisungsfreie Behörde und hat einen Schuldenschnitt vor dem 31. Mai 2016 angekündigt. Das Moratorium läuft seit 1. März 2015. Selbstverständlich haben wir die Zeit genützt, um uns auf alle eventuelle Folgewirkungen vorzubereiten.“

Das Problem für Kärnten: Das Bundesland haftet für Anleihen der ehemaligen Hypo Alpe Adria in Höhe von rund elf Milliarden Euro, sagt aber, man sei nicht in der Lage, die Haftung auch tatsächlich decken zu können. Nach dem Schuldenschnitt können sich die Heta-Investoren an Kärnten wenden und ihre Gelder einfordern. Kärnten droht ohne fremde Hilfe als erster europäischer Region die Pleite.

Doch trotzt nahendem Schuldenschnitt gibt es neue Bewegung in den Verhandlungen mit den Gläubigern. Deutsche Versicherer wollen nach eigener Aussage offenbar über ein neues Rückzahlungsangebot von Anleihen verhandeln. „Es gab bislang noch kein Angebot der Gläubiger. Wenn es Bewegung auf Gläubigerseite geben sollte, so wäre dies begrüßenswert. Der Ball liegt bei Ihnen. Wenn sie ein Angebot legen, dann wird es möglicherweise am Verhandlungstisch eine Lösung geben “, so Schaunig.

Dazu steht Kärnten auch in Verhandlungen mit dem Finanzministerium und erhält Unterstützung aus den Bundesländern: „Wir stehen mit den Finanzreferenten aller anderen Bundesländer in engem Kontakt und Austausch. Wir sind uns darin einig, dass eine außergerichtliche Verhandlungslösung für alle Beteiligten besser ist als der Rechtsweg. Kärnten wäre bereit gewesen, für eine solche Lösung einen Beitrag in Höhe der maximalen wirtschaftlichen und rechtlichen Leistungsmöglichkeit – in Summe 1,2 Milliarden Euro – beizutragen. Der Bund steuerte – mit einem Vorgriff auf die HETA-Recovery sowie einem zusätzlichen Bonus – 6,6 Milliarden Euro bei sodass sich eine Quote von 75 Prozent für nicht nachrangige und 30 Prozent für nachrangige Anleihen ergab. Mit dem Vorschlag einer Nullkupon-Anleihe verbesserte der Finanzminister die Quote sogar noch auf 83 Prozent. Unbeteiligte, internationale Marktbeobachter bewerteten dieses Angebot positiv. Leider wurde es von einer Mehrheit der Anleihen-Besitzer dennoch abgelehnt. Ich schließe nicht aus, dass es noch zu einer außergerichtlichen Lösung kommen kann, wenn auch die Gläubiger bereit sind, einen Beitrag zu leisten“, so Schaunig.

Die Gläubiger haben in dem Poker allerdings bisher darauf verwiesen, dass die Darstellung des Landes, keine Assets zu haben, unzutreffend sei. So könnte der Stromversorger Kelag oder die vom Land gewährten Wohnbauförderungen privatisiert werden. Allgemein wird in Finanzkreisen erwartet, dass die Bundesregierung den Druck auf Kärnten erhöhen dürfte, damit auch das Bundesland einen Beitrag leistet. Eine Pleite hätte gravierende Folgen auch für die künftige Finanzierung der Republik Österreich.


Mehr zum Thema:  

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...