Politik

Paris: Räumung eines von Flüchtlingen besetzten Gymnasiums eskaliert

Lesezeit: 1 min
04.05.2016 15:41
In Paris ist es im Zuge der Räumung eines von Flüchtlingen besetzten Gymnasiums zu Ausschreitungen gekommen. Angehörige von Hilfsorganisationen und der Protestbewegung „Nuit debout“ hätten sich demnach Rangeleien mit der Polizei geliefert. Die Flüchtlinge waren in das Gymnasium gezogen, nachdem ihr Lager aufgelöst wurde.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Bei der Räumung eines von Flüchtlingen besetzten Gymnasiums in Paris ist es zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Die Beamten setzten am Mittwochmorgen Tränengas gegen dutzende Aktivisten ein, die mit einer Blockade die Räumung des Gebäudes verhindern wollten, wie AFP-Journalisten berichteten.

Mehr als 270 Flüchtlinge wurden später ohne weitere Zwischenfälle aus dem Gymnasium gebracht. Die Flüchtlinge, die größtenteils aus dem Sudan stammen, hatten seit knapp zwei Wochen das Jean-Jaurès-Gymnasium im Nordosten der französischen Hauptstadt besetzt, das derzeit wegen Bauarbeiten geschlossen ist. Als die Polizei am frühen Mittwochmorgen anrückte, versperrten ihnen Aktivisten von Flüchtlingshilfsgruppen und von der Protestbewegung „Nuit debout“ mit einer

Menschenkette den Zugang zur Schule.

Die Beamten setzten Tränengasgranaten ein und drängten die Demonstranten von der Schule weg, wie AFP-Reporter vor Ort berichteten. Einige der teils vermummten Aktivisten bewarfen die Beamten mit Wurfgeschossen, riefen „Die ganze Welt hasst die Polizei“ und „Solidarität mit den Flüchtlingen“. Polizeipräfekt Michel Cadot sprach später von zwischen 200 und 250 Aktivisten vor dem Gymnasium.

Bei den Zusammenstößen seien vier Beamte leicht verletzt worden. Festnahmen gab es keine, die Polizei stellte aber die Personalien von rund einem Dutzend Aktivisten fest. Die Polizei gelangte schließlich über einen anderen Zugang in das Gymnasium. In dem Schulgebäude hielten sich Cadot zufolge 277 Flüchtlinge auf, die meisten von ihnen Sudanesen, einige Syrer und Eritreer. Sie wurden von den Behörden in Obhut genommen. Aktivisten beklagten aber, die Flüchtlinge würden höchstens für kurze Zeit in Notunterkünften unterkommen und dann wieder auf der Straße landen.

Das Gymnasium war in der Nacht zum 22. April von Flüchtlingen besetzt worden. Viele der Flüchtlinge hatten zuvor unter einer Hochbahnlinie an der nahegelegenen Haltestelle Stalingrad in Zelten und auf Matratzen ausgeharrt. Das Gebiet wurde bereits mehrfach geräumt, zuletzt am Montag. Zu diesem Zeitpunkt lebten unter der Hochbahnlinie 1600 Flüchtlinge. Mit der Zuspitzung der Flüchtlingskrise sind in Paris immer wieder solche wilden Lager entstanden. Sie werden von der Polizei geräumt, bevor an selber oder anderer Stelle wieder Flüchtlingslager entstehen.

*** Bestellen Sie den täglichen Newsletter der Deutschen Wirtschafts Nachrichten: Die wichtigsten aktuellen News und die exklusiven Stories bereits am frühen Morgen. Verschaffen Sie sich einen Informations-Vorsprung. Anmeldung zum Gratis-Newsletter hier. ***


Mehr zum Thema:  

Anzeige
DWN
Finanzen
Finanzen Zu Weihnachten Zukunft schenken

Gerade zu Weihnachten wünschen sich viele Menschen, etwas von ihrem Glück zu teilen und sich für diejenigen zu engagieren, die es nicht...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Märchen vorbei? Steht Deutschlands Automobilindustrie vor dem Aus?
22.12.2024

Volkswagen in der Krise, Mercedes, BMW & Co. unter Druck – und hunderttausende Jobs stehen auf dem Spiel. Wie kann der Kampf um...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Credit Suisse-Debakel: Ausschuss sieht Schuld bei Bank
22.12.2024

Die Nervosität an den Finanzmärkten war im Frühjahr 2023 groß - drohte eine internationale Bankenkrise? Für den Schweizer...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Der Volkswagen-Deal: Worauf sich VW und die IG Metall geeinigt haben
22.12.2024

Stellenabbau ja, Werksschließungen nein: Mehr als 70 Stunden lang stritten Volkswagen und die IG Metall um die Sparmaßnahmen des...

DWN
Technologie
Technologie Webasto-Geschäftsführung: „Der Einsatz von KI ist eine strategische Notwendigkeit“
22.12.2024

Angesichts des wachsenden Drucks durch die Transformation hin zur Elektromobilität und steigender Kosten in der Branche sprechen Markus...

DWN
Panorama
Panorama Vollgas in die Hölle: Arzt gab sich als Islamkritiker und Musk-Fan - wirr, widersprüchlich!
21.12.2024

Er galt bei den Behörden nicht als Islamist, präsentierte sich als scharfer Kritiker des Islams. Er kämpfte für Frauenrechte und...

DWN
Panorama
Panorama Magdeburg: Anschlag auf Weihnachtsmarkt - fünf Tote, 200 Verletzte - Verdächtiger ist verwirrter Islam-Gegner
21.12.2024

Einen Tag nach der tödlichen Attacke auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg sitzt der Schock tief. Erste Details zum Tatverdächtigen werden...

DWN
Immobilien
Immobilien Grundsteuer 2025: Alles rund um die Neuerung
21.12.2024

Ab Januar 2025 kommt die neue Grundsteuer in Deutschland zum Einsatz. Viele Hausbesitzer und künftige Käufer sind besorgt. Und das...

DWN
Immobilien
Immobilien Förderung jetzt auch für Kauf denkmalgeschützter Häuser
21.12.2024

Wer ein altes Haus kauft und klimafreundlich saniert, bekommt oft Hilfe vom Staat. Das gilt künftig auch für Denkmäler.