Die US-Großbank Goldman Sachs erwartet in den nächsten drei Monaten deutliche Korrekturen an den Aktienmärkten in den USA und Europa. Breit aufgestellte Indizes wie der amerikanische S&P 500 oder der europäische STOXX Europe 600 werden in diesen Zeitraum wahrscheinlich rund 10 Prozent an Wert einbüßen, prognostiziert Goldman. „Wenn Aktien teuer bleiben und die Gewinne der Unternehmen schwach ausfallen, dann sind Aktien jetzt am oberen Ende ihrer Erfolgsstrecke angelangt“, heißt es in einem Bericht.
Die Aktienmärkte, insbesondere die US-amerikanischen, gelten unter Investoren inzwischen als sehr teuer. Am vergangenen Freitag markierte der S&P 500 mit 2.177 Punkten ein Allzeithoch und auch der Dow Jones lag in den zurückliegenden Tagen so hoch wie nie zuvor. Die deutlichen Kurssprünge an den Börsen entsprechen jedoch nicht der Situation in der Realwirtschaft. Die amerikanische Konjunktur befindet sich seit Monaten in einer Schwächephase – das BIP-Wachstum betrug rund 0,2 Prozent in ersten und rund 0,3 Prozent im zweiten Quartal – und erste Beobachter sprechen vom Beginn einer Rezession.
Aktionäre hätten eine „Welt der Super-Nachlässigkeit“ betreten, sagt der Großinvestor Jeffrey Gundlach. „Der Künstler Christopher Wool hat folgenden Satz geprägt: ‚Verkaufe das Haus, verkaufe das Auto, verkaufe die Kinder‘ – das ist exakt worum es geht, verkaufe alles. Nichts sieht hier mehr gut aus“, wird er von Reuters zitiert. Mit Blick auf die schwache Konjunkturentwicklung sagt Gundlach: „Die Aktienmärkte sollten viel tiefer bewertet sein, aber Investoren scheinen irgendwie hypnotisiert worden zu sein, dass nichts schiefgehen kann.“
Auch JPMorgan sieht bei Aktien keine großen Spielräume mehr nach oben. „Das mittelfristige Aufwärtspotential ist begrenzt und Aktien werden schlechter abschneiden als die meisten anderen Anlageklassen. Das langfristige Bild ist nicht sehr attraktiv; Anleger sollten die gegenwärtige Rally dazu benutzen, um zu verkaufen“, heißt es in einem Bericht.