Politik

Türkei und Syrien wenden sich gegen US-Verbündete

Russen und Syrer haben offenbar nicht die Absicht, sich von den jüngsten Drohungen aus Washington beeindrucken zu lassen: Sie müssen verhindern, dass mit Hilfe der Kurden-Miliz YPG ein Korridor entsteht, der Syrien spaltet. Auch das Nato-Land Türkei teilt die strategischen Ziele der Russen und Syrer.
21.08.2016 03:25
Lesezeit: 2 min
Türkei und Syrien wenden sich gegen US-Verbündete
US-Spezialtruppen mit Abzeichen der Kurden-Miliz YPG. (Screenshot)

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Trotz der jüngsten  Warnungen durch die USA sind am Samstag erneut syrische Kampfjets in der nordöstlichen Provinz Hasaka geflogen, berichtet Al-Masdar News. In der Region befinden sich auch US-Kampfjets, die allerdings auf die Aktivitäten der syrischen Luftwaffe nicht reagiert haben.

In den vergangenen Tagen hatte die syrische Luftwaffe Luftschläge gegen Stellungen der Kurden-Miliz YPG ausgeführt, die nach Angaben von Amnesty International oppositionelle Kurden, muslimische und christliche Araber im Norden Syriens vertreibt, und vom US-Militär unterstützt wird.

Die USA und ihre Verbündeten der YPD hatten zuvor die Stadt Manbidsch eingenommen. Bei der Eroberung der Stadt kamen nach Informationen von Menschenrechtsorganisationen zahlreiche Zivilisten ums Leben, berichtet abc News.

Nach Angaben von Al-Masdar News soll die syrische Armee am Samstag die Haupt-Versorgungsroute der islamistischen Söldner in Süd-Aleppo gekappt haben.

Währenddessen gibt es in der syrischen Stadt Dscharablus im Nordwesten der Türkei eine rätselhafte Entwicklung. Die Terror-Miliz ISIS soll nach Informationen der Zeitung Yeni Safak die Stadt verlassen. Dscharablus ist eines der wichtigsten Städte zum Aufbau eines kurdischen Korridors im Norden Syriens. Die YPG erhebt seit geraumer Zeit Anspruch auf Dscharablus, die mehrheitlich von Arabern bewohnt ist. Nach dem scheinbar freiwilligen Abzug von ISIS wird die YPG, die der syrische Ableger der PKK ist, in die Stadt marschieren.

Aufgrund der von den USA unterstützten kurdischen Expansion im Norden Syriens hatte die Türkei den USA mehrmals gedroht, berichtet die türkische Oppositionszeitung Birgün. Allerdings ist die Türkei auf eine enge Kooperation und Abstimmung mit der Regierung in Damaskus, den Iran und Russland angewiesen, wenn sie ihr Grenzgebiet zu Syrien stabil halten möchte.

Die PKK-nahe Zeitung Özgür Gündem berichtet, dass die YPG nach der Eroberung von Manbidsch auch die Stadt Dscharablus einnehmen werde. Ein Sprecher der YPG sagte dem Blatt, dass die Kurden-Milizen keine Angst vor einer russisch-türkischen Kooperation hätten. Die USA unterstütze die Kurden und die „Autonome Kurden-Region Rojava“ werde alsbald eine diplomatische Vertretung in Washington eröffnen, so der Sprecher.

Zuvor hatte der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu das Tragen der YPG-Abzeichen durch amerikanische Söldner und Militärberater kritisiert. "Dann haben wir folgenden Vorschlag für die Amerikaner. Wenn sie in den anderen Gebieten Syriens tätig sind, sollten sie auch die Abzeichen von ISIS, der Al-Nusra-Front und von Al-Qaida tragen. Und in Afrika sollten sie dann auch die Abzeichen von Boko Haram tragen", so Cavusoglu.

Diese Aussage ist bemerkenswert, weil sie zeigt, dass die Türkei jetzt in Syrien offenbar den Kurs Russlands mitträgt. Die Regierung Erdogan ist offenbar zur Erkenntnis gelangt, dass die Russen eher in der Lage sind, der Türkei weitere Unbill, etwa durch Terror im Inland, zu ersparen. Dies bezieht sich aus türkischer Sicht vor allem auf die PKK und deren Ableger YPG.

Bei einer Explosion in der südtürkischen Stadt Gaziantep sind mindestens 30 Menschen ums Leben gekommen, berichtet Haberturk. Über 100 Personen seien verletzt worden, sagten Sicherheitskräfte am Samstagabend. Die Detonation habe sich auf einer Hochzeitsfeier ereignet. Die Nachrichtenagentur Anadolu zitierte Ganziantep-Gouverneur Ali Yerlikaya mit den Worten, dass es sich um einen Anschlag handele. Nach ersten Erkenntnissen soll sich in einem Babywagen eine Bombe befunden haben, die auf der Feier detonierte.

 Am Ort des Geschehens waren zahlreiche Rettungswagen im Einsatz. Die Hintergründe sind noch unklar. Der Abgeordente der Regierungspartei AKP, samil Tayyar, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, dass vermutlich ISIS dahinter stecke. Der türkische Premier hat alle AKP-Abgeordneten aufgefordert, nach Gaziantep zu gehen. Die Türkei befinde sich wie in den 1920er Jahren in einem Befreiungskampf und sei das Ziel von Angriffen durch diverse Terror-Organisationen. Vergangenen Woche hatten mehrere AKP-Politiker darauf hingewiesen, die Terror-Organisationen nicht isoliert zu betrachten, sondern den Blick auf die „eigentlichen Drahtzieher“ zu richten, um diese zu bekämpfen. Das schließe die Hintergründe des Putschversuchs vom 15. Juli mit ein.

Erdogan sagte am Sonntagmorgen: „Diejenigen, die nicht die Stärke besitzen, unser Land in die Knie zu zwingen, wollen die ethnische und religiöse Karte ausspielen, um uns gegeneinander aufzubringen. Unser Volk wird die Absicht hinter diesem Anschlag schnell erkennen und sich nicht spalten lassen. Diesen Terror-Organisationen uns ihren eigentlichen Unterstützern wird es nicht gelingen, uns zu zerstören.“

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