Finanzen

Warren Buffett: Was wir von seinem Rückzug wirklich lernen müssen

Nach sechs Jahrzehnten an der Spitze von Berkshire Hathaway verabschiedet sich Warren Buffett aus dem aktiven Management – und mit ihm endet eine der beeindruckendsten Erfolgsgeschichten der Finanzwelt.
10.05.2025 16:00
Lesezeit: 2 min
Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Jenseits von Hype und Wachstum um jeden Preis

Die Zahlen sprechen für sich: Seit 1965 hat Buffett mit seiner Investmentgesellschaft eine Gesamtrendite von über 5.500.000 Prozent erzielt. Im gleichen Zeitraum stieg der S&P 500 „nur“ um etwa 36.000 Prozent. Wer früh auf Buffett setzte, wurde reich. Sehr reich. Doch was steckt hinter diesem unglaublichen Vermögen – und was bleibt davon, wenn das „Orakel von Omaha“ endgültig abtritt?

In einer Ära, in der sich Anleger von Künstlicher Intelligenz, Kryptowährungen und Quartalszahlen treiben lassen, wirkt Warren Buffett fast wie ein Relikt aus einer anderen Zeit. Seine Grundprinzipien – Substanz statt Spekulation, Geduld statt Aktionismus, Unternehmen statt Kurszettel – widersprechen dem heutigen Zeitgeist. Und genau das ist es, was seinen Erfolg ausmacht.

Er verfolgte niemals den schnellen Gewinn. Buffett investierte nur, wenn er ein Unternehmen verstand, an dessen Geschäftsmodell glaubte und sich auf das Management verlassen konnte. Und: Er investierte langfristig – manchmal ein Leben lang.

13 Prinzipien statt 140 Zeichen

Im Jahr 1996 veröffentlichte Buffett sein berühmtes Benutzerhandbuch“ für Berkshire-Aktionäre. Es enthält 13 einfache, aber tiefgreifende Prinzipien. Sie handeln von Eigentum, Integrität, Kapitalallokation, Geduld – und von der Verpflichtung gegenüber den Menschen, deren Geld man verwaltet.

Ein zentrales Prinzip: Vermeide Schulden. Auch wenn sie kurzfristig Rendite steigern könnten, sind sie langfristig ein Risiko, das Buffett nie eingehen wollte – aus Verantwortung gegenüber seiner Familie, seinen Partnern und seinen Aktionären. Ein weiteres Prinzip: Denke wie ein Unternehmer, nicht wie ein Spekulant. Für Buffett war jede Beteiligung eine Mitunternehmerschaft – nicht ein beliebiger Börsentitel im Depot.

Keine Magie, nur Disziplin

Buffetts Philosophie basiert nicht auf Geheimwissen oder exklusiven Informationen. Sondern auf einer beeindruckenden Fähigkeit zur Analyse – und der Bereitschaft, zigtausende Geschäftsberichte zu lesen. Über 100.000 dürften es laut Wall Street Journal gewesen sein. Dabei zählte für ihn nicht, was in der Bilanz gut aussah, sondern was wirklich Wert hatte – auch dann, wenn dieser Wert buchhalterisch nicht erfasst wurde.

Gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Charlie Munger, der 2023 im Alter von 99 Jahren verstarb, entwickelte Buffett eine Methodik, die auf Klarheit, Ehrlichkeit und Prinzipientreue beruhte. Beide vermieden Modetrends, wenn sie nicht überzeugt waren – und hielten an Unternehmen fest, solange sie grundlegende Erträge lieferten, auch wenn die Aktie stagnierte.

Buffetts Abschied: Ein Weckruf für die Märkte?

Während andere Investment-Legenden auf aggressive Innovationen und disruptives Denken setzen, hielt Buffett den Kurs. Er baute Berkshire Hathaway zu einem Konglomerat auf, das vom Versicherungsgeschäft über Eisenbahnen bis hin zu Coca-Cola, Apple und Stromversorgern reicht.

Nun tritt er ab – in einer Zeit, in der die Märkte von Unsicherheit geprägt sind: Zollkriege, geopolitische Spannungen, Künstliche Intelligenz, Zentralbankpolitik. Anleger suchen Halt – und verlieren sich doch oft im Getöse der Schlagzeilen.

Buffetts Botschaft lautet: Es gibt keine Abkürzungen. Reichtum entsteht nicht über Nacht. Und wer sich nur an der Börse orientiert, ohne die dahinterliegenden Unternehmen zu verstehen, wird über kurz oder lang scheitern.

Das Vermächtnis des Orakels

Am Ende bleibt Warren Buffett nicht nur als Investor in Erinnerung. Sondern als jemand, der Verantwortung über Rendite stellte, Verlässlichkeit über Prestige, Klarheit über Komplexität.

Seine Nachfolge ist geregelt – Greg Abel wird künftig Berkshire führen. Doch der wahre Test beginnt jetzt: Wird Berkshire seinem Prinzipientreuen Kurs treu bleiben? Oder wird es, wie so viele andere Konzerne, im Strudel des Zeitgeists verwässert?

Eines ist jedenfalls sicher: 5.500.000 Prozent kommen nicht durch Glück, sondern durch Haltung.

Mehr zum Thema
article:fokus_txt

Jede Anlage am Kapitalmarkt ist mit Chancen und Risiken behaftet. Der Wert der genannten Aktien, ETFs oder Investmentfonds unterliegt auf dem Markt Schwankungen. Der Kurs der Anlagen kann steigen oder fallen. Im äußersten Fall kann es zu einem vollständigen Verlust des angelegten Betrages kommen. Mehr Informationen finden Sie in den jeweiligen Unterlagen und insbesondere in den Prospekten der Kapitalverwaltungsgesellschaften.

X

DWN Telegramm

Verzichten Sie nicht auf unseren kostenlosen Newsletter. Registrieren Sie sich jetzt und erhalten Sie jeden Morgen die aktuellesten Nachrichten aus Wirtschaft und Politik.
E-mail: *

Ich habe die Datenschutzerklärung gelesen und erkläre mich einverstanden.
Ich habe die AGB gelesen und erkläre mich einverstanden.

Ihre Informationen sind sicher. Die Deutschen Wirtschafts Nachrichten verpflichten sich, Ihre Informationen sorgfältig aufzubewahren und ausschließlich zum Zweck der Übermittlung des Schreibens an den Herausgeber zu verwenden. Eine Weitergabe an Dritte erfolgt nicht. Der Link zum Abbestellen befindet sich am Ende jedes Newsletters.

DWN
Finanzen
Finanzen Debatte neu entfacht: Braucht die Erbschaftsteuer eine Reform?
13.09.2025

Im Bundeshaushalt fehlt das Geld, und immer wieder rücken dabei auch das Vermögen der Deutschen und eine gerechtere Besteuerung in den...

DWN
Technologie
Technologie IoT-Baumaschinen: Wie Digitalisierung die Baustelle verändert
13.09.2025

IoT-Baumaschinen verändern Baustellen grundlegend: mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wer nicht digitalisiert, riskiert...

DWN
Unternehmen
Unternehmen Darf der Chef in mein Postfach? Urteil zeigt Grenzen für Arbeitgeber
13.09.2025

Arbeitsrecht im digitalen Zeitalter: Darf ein Arbeitgeber nach Ende des Arbeitsverhältnisses noch in das E-Mail-Postfach seiner...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Kritik am Verbrenner-Verbot der EU: So nicht umsetzbar
13.09.2025

Das Verbrenner-Verbot der EU steht vor dem Scheitern: Käufer verweigern sich Elektroautos, Hersteller warnen vor unrealistischen...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Energiewende: WWF-Ranking sieht Brandenburg ganz vorn
13.09.2025

Die Energiewende schreitet ungleichmäßig voran – während Brandenburg laut Umweltverband WWF glänzt, hinken andere Länder hinterher....

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Lightcast-Bericht: KI-Kenntnisse treiben Gehälter massiv nach oben
13.09.2025

Wer KI beherrscht, kassiert kräftig ab: Laut einer globalen Studie steigern KI-Fähigkeiten das Gehalt um bis zu 43 Prozent – in manchen...

DWN
Panorama
Panorama Frost, Dürre, steigende Kosten: Weihnachtsbäume werden teurer
13.09.2025

Weihnachtsbäume stehen schon jetzt im Fokus: Frost, Trockenheit und steigende Kosten setzen Tannenbaumproduzenten unter Druck. Zwar gibt...

DWN
Wirtschaft
Wirtschaft Tariftreuegesetz: Schutz vor Lohndumping – oder Gefahr für den Mittelstand?
13.09.2025

Das Bundestariftreuegesetz (BTTG) soll faire Bedingungen bei der öffentlichen Auftragsvergabe schaffen. Kritiker warnen jedoch, dass vor...