Politik

Ukraine: Wir können unsere Schulden bezahlen

Lesezeit: 2 min
31.08.2016 02:29
Die Ukraine beruhigt die internationalen Gläubiger und versichert, die aktuell fälligen Schulden bezahlen zu können. Die Regierung in Kiew braucht dazu allerdings den IWF, dem Kiew schwört, die versprochenen Reformen nun auch umsetzen zu wollen.

Mehr zum Thema:  
Benachrichtigung über neue Artikel:  

Inhalt wird nicht angezeigt, da Sie keine externen Cookies akzeptiert haben. Ändern..

Die Ukraine steht nach eigenen Angaben kurz vor einer Einigung mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) über die Auszahlung weiterer Hilfskredite, auf die das Land bereits seit knapp einem Jahr wartet. „Wir sind sehr dicht beieinander“, sagte der ukrainische Finanzminister Oleksandr Daniljuk am Dienstag in einem Interview der Nachrichtenagentur Reuters in Berlin. „Das ist wichtig für uns, weil es ein entscheidendes Signal an die Märkte und an die Investoren sendet – und weil dadurch weitere Finanzhilfen von anderer Stelle freigegeben werden können.“ So hätten die USA für dieses Jahr Haushaltszuschüsse in Höhe von einer Milliarde Dollar als Darlehen zugesagt. Außerdem gehe es um Hilfen für weitere Kredite in Höhe von 600 Millionen Euro und Darlehen für den Kauf von Gas. Das Geld des IWF dagegen fließe nicht in den Haushalt, sondern in die Reserven der Nationalbank.

Daniljuk setzt auch Hoffnungen auf weitere Unterstützung aus Deutschland. „Wir schauen, ob wir unsere Zusammenarbeit ausdehnen können“, erklärte der Minister unmittelbar vor einem Treffen mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble. Die Ukraine habe einen Kredit über 500 Millionen Euro erhalten, den sie noch nicht völlig aufgebraucht habe. „Jetzt reden wir über eine Ausweitung“, sagte Daniljuk. Sein Land müsse den Energie-Verbrauch senken und brauche mehr Effizienz, um sich aus der Abhängigkeit von russischen Gaslieferungen zu lösen.

Mit Krediten in Höhe von insgesamt 17,5 Milliarden Dollar will der IWF der Ukraine aus der aktuellen Wirtschaftskrise helfen (Video am Anfang des Artikels). Die dritte Tranche des IWF-Darlehens sollte eigentlich bereits im vergangenen Oktober ausbezahlt werden, wurde aber gestoppt, weil der IWF seine Forderungen an das Land im Kampf gegen die Korruption nicht erfüllt sieht. Unter anderem verlangt der IWF die Einrichtung eines Online-Meldesystems, das Transparenz über Einkommen und Vermögen von Staatsdienern schaffen soll. Ein erster Versuch zur Freischaltung der Datenbank scheiterte jedoch Mitte August.

Daniljuk zeigte sich zuversichtlich, dass das System nun in den kommenden Tagen online gehen wird. „Am 1. September wird das System komplett starten, damit erfüllen wir alle unsere internationalen Verpflichtungen – und, was noch wichtiger ist, unsere eigenen Ambitionen“, kündigte der Minister an. Gelassen zeigte er sich auf die Frage, welche Konsequenzen es hätte, wenn der IWF die Gelder nicht freigebe. „Es besteht keine dringende Notwendigkeit, die nächste Tranche jetzt sofort zu bekommen“, erklärte Daniljuk. „Wir betrachten das nicht so kurzfristig, sondern als langfristige Kooperation, die uns auf dem Weg zu einem selbsttragenden Wirtschaftswachstum hilft.“

Tatsächlich müsse die Ukraine derzeit einige Zahlungen als Teil ihres Schuldendienstes leisten. Dazu sei sie aber auch in der Lage. „Am wichtigsten ist (...), dass die IWF-Spitze sich für eine Fortsetzung unserer Zusammenarbeit entscheidet und wir als Partner gemeinsam daran arbeiten, die Reformen umzusetzen, die so wichtig für die Ukraine sind“, sagte der Minister, der seit April im Amt ist. Ursprünglich sollte die Ukraine als Teil der dritten Kredittranche 1,7 Milliarden Dollar erhalten. Inzwischen wird davon ausgegangen, dass davon zunächst nur etwa eine Milliarde Dollar ausgeschüttet werden.

Daniljuk betonte unterdessen die Entschlossenheit der Regierung in Kiew, eine ganze Reihe tiefgreifender Reformen durchzusetzen. Dazu zähle die volle Liberalisierung des lange subventionierten Gaspreises ab April ebenso wie die anschließend geplante Reform des Strommarktes. Auch der Haushalt, das Gesundheits- und das Bildungssystem sollten reformiert werden. So bestimme dieses Jahr der Reformfortschritt, wieviel Geld den einzelnen Ministerien zugewiesen werde. Der Minister drückt dabei aufs Tempo: „Wir müssen eine ganze Reihe von Themen angehen. Wir können uns nicht mit nur einer Reform pro Jahr begnügen.“


Mehr zum Thema:  

DWN
Politik
Politik SPD-Kanzlerkandidat steht fest: Pistorius zieht zurück und ebnet Weg für Scholz
21.11.2024

Nach intensiven Diskussionen innerhalb der SPD hat Verteidigungsminister Boris Pistorius Olaf Scholz den Weg für die erneute...

DWN
Finanzen
Finanzen Bitcoin-Prognose: Kryptowährung mit Rekordhoch kurz vor 100.000 Dollar - wie geht's weiter?
21.11.2024

Neues Bitcoin-Rekordhoch am Mittwoch - und am Donnerstag hat die wichtigste Kryptowährung direkt nachgelegt. Seit dem Sieg von Donald...

DWN
Panorama
Panorama Merkel-Buch „Freiheit“: Wie die Ex-Kanzlerin ihre politischen Memoiren schönschreibt
21.11.2024

Biden geht, Trump kommt! Wer auf Scholz folgt, ist zwar noch unklar. Dafür steht das Polit-Comeback des Jahres auf der Tagesordnung: Ab...

DWN
Politik
Politik Solidaritätszuschlag: Kippt das Bundesverfassungsgericht die „Reichensteuer“? Unternehmen könnten Milliarden sparen!
21.11.2024

Den umstrittenen Solidaritätszuschlag müssen seit 2021 immer noch Besserverdiener und Unternehmen zahlen. Ob das verfassungswidrig ist,...

DWN
Finanzen
Finanzen Bundesbank: Konjunkturflaute, Handelskonflikte, leere Büroimmobilien - Banken stehen vor akuten Herausforderungen
21.11.2024

Eigentlich stehen Deutschlands Finanzinstitute in Summe noch ganz gut da – so das Fazit der Bundesbank. Doch der Blick nach vorn ist...

DWN
Finanzen
Finanzen Von Dividenden leben? So erzielen Sie ein passives Einkommen an der Börse
21.11.2024

Dividenden-ETFs schütten jedes Jahr drei bis vier Prozent der angelegten Summe aus. Wäre das auch was für Ihre Anlagestrategie?...

DWN
Politik
Politik Weltstrafgericht erlässt auch Haftbefehle gegen Netanjahu und Galant - wegen Kriegsverbrechen im Gaza-Streifen
21.11.2024

Der Internationale Strafgerichtshof hat Haftbefehle gegen Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, den früheren...

DWN
Politik
Politik US-Staatsapparat: Tech-Milliardär Elon Musk setzt auf Technologie statt Personal - Unterstützung bekommt er von Trump
21.11.2024

Elon Musk soll dem künftigen US-Präsidenten Trump dabei helfen, Behördenausgaben zu kürzen und Bürokratie abzubauen. Er gibt einen...