Finanzen

Rocket Internet meldet für erstes Halbjahr hohen Verlust

Lesezeit: 2 min
02.09.2016 11:20
Der deutsche Startup-Investor Rocket Internet hat für das erste Halbjahr einen Verlust von über 600 Millionen Euro bekanntgegeben. Rockets Geschäftsmodell – das Gründen zahlreicher neuer Firmen – kostet viel Geld. Bei Investoren herrscht zunehmend Unsicherheit, ob diese jemals profitabel arbeiten können.
Rocket Internet meldet für erstes Halbjahr hohen Verlust

Der drastische Wertverlust seiner Modehandels-Beteiligungen drückt den Berliner Startup-Investor Rocket Internet tief in die roten Zahlen. Der Verlust summierte sich im ersten Halbjahr auf 617 Millionen Euro, wie Rocket Internet einräumte. Allein auf die Global Fashion Group (GFG), in der Rocket eine Reihe von Online-Modeläden außerhalb Europas gebündelt hat, musste das Unternehmen 383 Millionen Euro abschreiben. Bei einer Finanzierungsrunde im Frühjahr wurde die GFG nur noch mit einer Milliarde Euro statt wie zuvor mit drei Milliarden bewertet. Rocket hält noch gut 20 Prozent an der GFG. Auch bei anderen Beteiligungen wurden Wertberichtigungen fällig.

Die Geschäfte liefen abgesehen davon gut, sagte Finanzchef Peter Kimpel am Freitag: „Wir sind operativ gesehen sehr, sehr zufrieden.“ Anleger waren dagegen unzufrieden: Der Aktienkurs von Rocket fiel um acht Prozent auf 17,27 Euro. Die Rocket-Aktie kostet damit weniger als halb so viel wie beim Börsengang vor zwei Jahren, bei dem sie zu 42,50 Euro ausgegeben wurde.

Bisher schreiben alle Startups von Rocket Internet Verluste. Sie sollen aber von diesem Jahr an sinken. „Nach wie vor erwarten wir, dass bis Ende 2017 mindestens drei unserer Beteiligungen profitabel sein werden“, bekräftigte Rocket-Internet-Chef Oliver Samwer.

Die Beteiligungen stehen mit dem Wert in der Rocket-Bilanz, der der jeweils letzten Kapitalspritze zugrunde liegt. Bei der jüngsten Finanzierungsrunde der Mode-Holding GFG im Frühjahr hatte Rocket 330 Millionen Euro bei Investoren eingesammelt. Diese erhielten dafür rund ein Drittel der Anteile, so dass sich eine Bewertung von einer Milliarde Euro ergibt. Fast die Hälfte davon steuerte der schwedische Co-Investor Kinnevik bei, der selbst an Rocket beteiligt ist. Rocket selbst ließ seinen Anteil leicht abschmelzen. Zur GFG gehören Unternehmen wie Lamoda (Russland), Dafiti (Lateinamerika) und Zalora (Südostasien).

Rockets Geschäftsmodell - das Gründen von Startups nach dem Fließbandprinzip - kostet viel Geld. Anleger sind verunsichert, ob es dem Konzern gelingen wird, dies über Verkäufe und Börsengänge jemals wieder einzuspielen. Rocket ist unter anderem am Kochbox-Anbieter HelloFresh, dem Essenslieferdienst Delivery Hero und den Möbelhändlern Westwing und Home24 beteiligt. Banker halten es für unwahrscheinlich, dass einem von ihnen im nächsten halben Jahr der Börsengang gelingt.

Der Umsatz von Rocket fiel in der ersten Jahreshälfte um 59 Prozent auf 29 Millionen Euro. Das Unternehmen begründete das mit dem Verkauf und der Schließung von Startups. Der chinesische Amazon -Klon Lazada wurde im Frühjahr an den Internet-Händler Alibaba verkauft. Firmen wie PizzaBo und La Neversa Roja wurden ebenfalls abgegeben. Allerdings bilanziert Rocket nur die Umsätze von Beteiligungen, an denen die Startup-Schmiede auch die Mehrheit hält - was bei den wenigsten der Fall ist.

DWN
Finanzen
Finanzen Frühjahrsgutachten 2024: Wirtschaftsweise warnen vor schwachem Wachstum in Deutschland
15.05.2024

Deutschland steht vor einer wirtschaftlichen Erholung, aber vor einer langsamen. Die Wirtschaftsweisen äußern in ihrem...

DWN
Politik
Politik Robert Fico angeschossen: Slowakischer Premier bei Attentat lebensgefährlich verletzt
15.05.2024

Der slowakische Ministerpräsident Robert Fico wurde nach einer Kabinettssitzung in Handlova angeschossen und befindet sich in einem...

DWN
Weltwirtschaft
Weltwirtschaft Digital Services Act (DSA): Shein und Temu im Visier der deutschen Behörden
15.05.2024

Der Digitale Service Act (DAS), die neue EU-Verordnung für Anbieter digitaler Dienste, ist seit dem 17. Februar 2024 in Kraft. Auch...

DWN
Politik
Politik Wohnungsnot: Berlin sucht nach Lösungen - doch Kreuzkröten lauern überall
15.05.2024

Der von der Bundesregierung geplante Bau-Turbo stockt. Wie immer verhaken sich die Interessengruppen und blockieren Reformen. Auch in der...

DWN
Finanzen
Finanzen EU-Kommission: Deutsche Wirtschaft wird dieses Jahr „nahezu stagnieren“
15.05.2024

Einer Brüsseler Schätzung zufolge sind die Konjunkturaussichten für Deutschland trübe. Was sind die Gründe und wie sieht die Lage...

DWN
Technologie
Technologie Energiewende: Warum der Kupfermangel das eigentliche Problem der Klimaneutralität ist
15.05.2024

Die Verfügbarkeit von Metallen wie Kupfer ist für den Übergang zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft unverzichtbar. Doch Prognosen...

DWN
Politik
Politik Der Verfassungsschutz darf AfD überwachen: Kommt als nächstes ein Verbot der Partei?
15.05.2024

Verbotsverfahren sind umstritten und können scheitern, wie 2017 gegen die NDP. Welche Auswirkungen hat die Einstufung als Verdachtsfall...

DWN
Technologie
Technologie Chemiebranche wird zuversichtlicher für 2024 - kleine Lichtblicke
15.05.2024

Es gibt die ersten positiven Signale in der chemischen-pharmazeutischen Industrie. Wie sehr verbessert sich die Lage in der Branche nach...